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Börsenwoche: Starker August, Leitzinssenkungsphantasien, Buffets Börsenregeln

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Warren Buffett, einer der erfolgreichsten Investoren der Welt, feierte gestern seinen 94. Geburtstag. Er ist heute noch immer CEO der Beteiligungsgesellschaft Berkshire Hethaway, in die er vor fast 60 Jahren einstieg.  Seine Anlagestrategie, die er nur selten änderte: Aktien von Unternehmen kaufen, die seiner Meinung nach unterbewertet sind, und diese dann lange halten. 

Der Börsenwert seiner Holding, an der sich auch Privatanleger beteiligen können, ist diese Woche erstmals über eine Billion Dollar gestiegen. Das schafften in den USA bisher nur die großen Technologiekonzerne wie Apple oder Microsoft. 

In den 1960er kostete eine Aktie rund acht Dollar. Heute werden die Klasse-A-Aktien zu mehr als 620’000 Dollar pro Stück gehandelt. Sie wurden noch nie einem Aktiensplit unterzogen. Die Klasse-A-Aktien sind in den vergangenen 40 Jahren im Jahresdurchschnitt um 17 Prozent gestiegen, verglichen mit einem durchschnittlichen Zuwachs von elf Prozent beim breiten S&P 500-Index. Das US-Anlegermagazin „Barron’s“ präsentierte sozusagen als Geburtstagsgeschenk Buffetts fünf Regeln für den Vermögensaufbau:

1) Kaufen Sie keine Kunstwerke wie Mona Lisa, sondern investieren Sie

Buffetts (theoretische) Rechnung: Wenn der französische König im 16. Jahrhundert nicht Leonardos „Mona Lisa“ für 4000 Goldkronen (umgerechnet wären das etwa 20.000 Dollar gewesen) gekauft hätte, sondern den Betrag mit einer jährlichen Rendite von sechs Prozent angelegt hätte, wäre die Staatskasse Frankreichs um einen riesigen Billionen-Betrag reicher. Für die „Mona Lisa“ erhält man heute einen zwar stattlichen, aber eben im Vergleich minimalen dreistelligen Millionen-Betrag.

2) Es ist in Ordnung, seine Meinung zu ändern

Buffett setzt zwar darauf, Aktien lange zu halten. Aber er kann sich auch zum Verkauf entschließen. Bei Apple zum Beispiel hat er in diesem Jahr nach einem gigantischen Kursanstieg über die Hälfte seiner Anteile verkauft.

3) Verlieren ist nur ein Teil des Gewinnens

„Berkshire hat in den vergangenen Jahren auch Fehler gemacht“, schreibt „Barron‘s“. Ende 2023 stieß Buffet die gesamte Beteiligung am Autobauer General Motors ab, um eine enttäuschende Investition zu beenden. Ein Dreivierteljahr später wird er sich ärgern: Die Aktie hat in diesem Jahr fast 40 Prozent zugelegt.

Auch bei Apple war der Verkauf der Hälfte des Aktienpakets im zweiten Quartal nicht gut getimt. Die Apple-Aktien haben in den vergangenen drei Monaten um fast 20 Prozent zugelegt.

4) Bargeld ist nicht König – aber haben Sie keine Angst davor

Zuletzt ließ Buffett die Geldreserven bei Berkshire steigen und beklagte, dass er keine attraktiven Anlageobjekte finde. Berkshire sitzt derzeit auf einem Rekord-Bargeldberg von fast 200 Milliarden Dollar. Buffets Credo: Es ist keine gute Idee, nur um des Investierens willen zu investieren – indem man blind Aktien oder andere Vermögenswerte kauft.

5) Kaufen Sie Unternehmen, nicht CEOs

Buffett kauft keine Aktien, deren Erfolg von hervorragenden Managern abhängt. Selbst ein hervorragender CEO kann ein Unternehmen mit schlechten Fundamentaldaten nicht wiederbeleben, so sein Überzeugung. „Sie sollten in ein Unternehmen investieren, das sogar ein Narr führen kann, denn eines Tages wird ein Narr es tun”, lautet einer seiner berühmtesten Aphorismen.

Zum Geburtstag starke Börse

Die von Zinsoptimismus getragene gute Laune am US-Aktienmarkt hielt an Buffets Geburtstag an an. Der Leitindex Dow Jones Industrial erreichte kurz vor Handelsschluss ein Rekordhoch bei 41.585 Punkten und schloss nur wenige Zähler darunter mit knapp 0,6 Prozent im Plus auf 41.563 Punkten. Auf Wochensicht ergibt sich ein Plus von 0,9 Prozent.

Der als vermeintlich schwacher Börsenmonat gefürchtete August hatte es in diesem Jahr besonders in sich. Rezessionssorgen hatten Anfang des Monats einen Kursrutsch ausgelöst, von dem sich die Indizes aber schnell wieder erholen konnten. Dazu trugen die Erwartungen an Zinssenkungen bei. Seit dem in den ersten August-Tagen erreichten tiefsten Stand seit Mitte Juni hat der Dow nun acht Prozent aufgeholt. Dank dieser Aufholjagd fällt auch die Monatsbilanz mit einem Plus von 1,8 Prozent positiv aus.

Die US-Börsen profitierten vor allem von der Aussicht auf bald sinkende Leitzinsen. Im Grunde scheint nur noch offen, wie stark die US-Notenbank Fed im September an der Zinsschraube drehen wird. Die Inflation stehe einer Senkung nicht mehr im Weg. „Es kommt jetzt auf die Konjunktur an, wie schnell und wie deutlich die Zinsen fallen werden“, sagte Commerzbank-Devisenexperte Volkmar Baur. Am Freitag veröffentlichte Preisdaten aus den USA stimmten laut Marktbeobachtern beruhigend. Die Fed habe grünes Licht für eine Zinssenkung im September, schrieben auch die Ökonomen der ING Bank.

Der marktbreite S&P 500 legte am Freitag zum Börsenschluss um gut ein Prozent auf 5.648 Punkte zu. Der Nasdaq 100 verbuchte einen Zuwachs von 1,3 Prozent auf 19.575 Zähler. Tags zuvor hatte der von Technologiewerten dominierte Index noch unter einem Kursrutsch der Nvidia-Papiere gelitten. Der Hype um Künstliche Intelligenz (KI) hat etwas nachgelassen, und Investoren setzen wieder etwas stärker auf klassische Industrien. Gleichwohl hat der Nasdaq 100 im laufenden Jahr die Nase im Vergleich zum Dow noch vorn.

Bei Nvidia, dem Spezialisten für Computerchips zur Verarbeitung großer Datenmengen für KI-Anwendungen, laufen die Geschäfte eigentlich unverändert stark. Einige Investoren hatten sich aber am Ausblick gestört und daher am Vortag erst einmal Kasse gemacht. Die Kursgewinne von Nvidia summieren sich trotz des Rückschlags im laufenden Jahr aber immer noch auf 141 Prozent. Am Freitag verzeichneten die Aktien auch schon wieder Gewinne von 1,5 Prozent.

Im Gegensatz zu Nvidia sieht es beim Halbleiterhersteller Intel nicht gut aus. Der Konzern prüft deshalb Kreisen zufolge unterschiedliche Optionen für Teile seiner Geschäfte. Diskutiert würden unter anderem die Aufspaltung der Produktdesign- und Fertigungsgeschäfte sowie der Verkauf von Fabrikprojekten, berichtete die Nachrichtenagentur Bloomberg unter Berufung auf Insider. Allerdings seien auch weniger drastische Schritte wie der Aufschub von Expansionsplänen denkbar. Anleger sahen am Freitag in den Nachrichten zu Intel einen Hoffnungsschimmer. Der Kurs stieg um 9,5 Prozent, das war der höchste Tagesgewinn seit Oktober 2022.

Der Computer-Hersteller Dell übertraf im abgelaufenen Geschäftsquartal die Umsatzerwartungen. Das Unternehmen profitierte von einem Anstieg der Verkäufe von Servern für die Datenverarbeitung im Bereich Künstliche Intelligenz. Für die Aktien ging es um 4,3 Prozent hinauf.

Die US-Kosmetikkette Ulta Beauty sorgte dagegen bei Anlegern mit einem recht mauen Umsatzausblick für trübe Stimmung. US-Konsumenten halten sich angesichts höherer Preise und gestiegener Kreditkosten bei Käufen von Make-up und Kosmetika eher zurück. Hinzu kommt aber ein stärkerer Wettbewerb durch Konkurrenten wie Walmart und Online-Händler wie Amazon. Die Ulta-Beauty-Papiere sanken um vier Prozent.

Der Euro blieb unter Druck. Mit 1,1044 US-Dollar erreichte die Gemeinschaftswährung den tiefsten Stand seit gut einem Jahr. Am US-Rentenmarkt sanken die Kurse für zehnjährige Staatsanleihen. Die Rendite stieg auf 3,91 Prozent.

Dax schließt den August nach turbulentem Anfang versöhnlich ab

Zuvor hatte der Dax  zum Abschluss des Augusts einen Höchststand erreicht. Der deutsche Leitindex näherte sich am Freitag bis auf 30 Punkte der 19.000er Marke, bevor die Anleger es dann langsamer angehen ließen. Letzten Endes konnte er seine Gewinnstrecke mit einem knappen Minus nicht weiter ausdehnen und beendete den Handel bei 18.907 Punkten. Er verbuchte damit ein Wochenplus von 1,5 Prozent. Mit einem Monatsplus von 1,8 Prozent wurde der panikartige Kurseinbruch von Anfang August mehr als ausgeglichen, indem der Dax seither annähernd 2.000 Punkte zugelegt hat. Der MDax beendete den Freitagshandel im Plus. Er schloss 0,8 Prozent höher bei 25.703 Punkten.

Besonders angesagt waren im Dax die 1,7 Prozent höheren Papiere von Vonovia, die gemeinsam mit dem europäischen Immobiliensektor gefragt waren. Als Treiber galt hier einmal mehr die Perspektive sinkender Zinsen, die gerade im Immobilienbereich wieder Hoffnung auf bessere Geschäfte und steigende Marktpreise macht.

Knapp getoppt wurde die Vonovia-Aktie nur von Siemens Energy, dem bislang besten Dax-Wert in diesem Jahr. Der Kurs hatte sich 2024 mehr als verdoppelt, und so hatte es Anfang der Woche zwei Tage mit der Tendenz zu Gewinnmitnahmen gegeben. Seither tendiert der Kurs des Energietechnik-Konzerns aber wieder aufwärts. Er erreichte nun das höchste Niveau seit dem ersten Handelstag im August.

Im MDax setzten Delivery Hero ihre jüngste Rally fort. Mit einem Anstieg um acht Prozent steigerten sie ihr Plus seit dem Anfang August erreichten Zwischentief auf 58 Prozent. Der Essenslieferdienst hatte tags zuvor mit Geschäftszahlen überzeugt und mit Börsenplänen für die rasant wachsende Marke Talabat in Dubai für Fantasie gesorgt.

Das fortgesetzte Chaos mit Blick auf die Stahlsparte prägte die Aktien von Thyssenkrupp, die letztlich fast ein Prozent einbüßten. In der geplanten Neuaufstellung des Bereichs eskalierte ein Streit in der Führungsriege mit Rücktritten von Vorständen und Aufsichtsräten, darunter auch Chefaufseher Sigmar Gabriel (SPD).

Ein positiver Analystenkommentar des Investmenthauses Bryan Garnier trieb noch Aktien aus dem Optikerbereich an. Die Aktien der Filialkette Fielmann stiegen um fünf Prozent und jene des Online-Händlers Mister Spex um sieben Prozent. Analyst Cedric Rossi lobte, beide Unternehmen gewännen am wichtigen deutschen Brillenmarkt weiter Marktanteile.

Am Markt für deutsche Bundesanleihen stieg die Umlaufrendite von 2,24 Prozent am Vortag auf 2,25 Prozent.

Umstritten ist nun die Perspektive im neuen Monat September, der erst Mitte des Monats die ersehnten Zinsentscheide bringen wird. Laut dem Baader-Bank-Experten Robert Halver stehen „die Chancen für einen goldenen Aktien-Herbst gut“. Portfoliomanager Thomas Altmann von QC Partners spürt dagegen „größten Respekt” vor dem neuen Monat, der in den vergangenen vier Jahren Verluste gebracht habe. (wr/baha/Barron’s/dpa-AFX)

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