Unternehmen in Deutschland klagen oft über zu viel Bürokratie. Wie groß ist das Problem im Vergleich zu anderen Ländern der Europäischen Union? Darüber gibt eine aktuelle Eurobarometer-Umfrage unter kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) Auskunft. Hierbei haben 28 Prozent der befragten Unternehmen angegeben, dass regulatorische Hürden und Verwaltungsaufwand das größte Problem ist, mit dem sie derzeit konfrontiert sind. Mit diesem Wert liegt Deutschland jedoch lediglich im EU-Mittelfeld, wie die Statista-Infografik zeigt. In zehn Ländern ist der Anteil höher. An der Spitze liegt Tschechien: hier haben die Hälfte der Unternehmen angegeben, dass Bürokratie ihr größtes Problem ist.
Die Grafik zeigt weiterhin, dass Unternehmen in den USA und Japan deutlich seltener angeben, Bürokratie sei ihr größtes Problem. Der entsprechende Anteil liegt hier nur bei 11 Prozent (USA) und 9 Prozent (Japan). Ein Grund dafür ist, dass es in der EU gibt es tendenziell detailliertere Anforderungen bei Buchhaltung und Dokumentationspflichten gibt, um Arbeitnehmerschutz, Steuergleichheit und Verbraucherrechte sicherzustellen. Zudem sind in vielen EU-Staaten (z. B. Deutschland, Italien) Gründungsprozesse komplizierter und länger als in den USA und Japan.
Als weitere Probleme nennen die Unternehmen Zahlungsverzögerungen (16 Prozent) und den eingeschränkten Zugang zu Finanzmitteln (11 Prozent), was vor allem Start-ups und wachsende Betriebe betrifft. Dies bremst Unternehmen im Vergleich zu bürokratischen Hemmnissen jedoch deutlich seltener.
In Deutschland gab es im Jahr 2021 nach der genannten Definition rund 3,14 Millionen kleine und mittlere Unternehmen. Somit machten die KMU über 99 Prozent aller Unternehmen in Deutschland aus. Lediglich 0,7 Prozent aller Unternehmen waren Großunternehmen. Von den KMU wiederum gehörte der überwiegende Teil zu den Kleinstunternehmen.
Das Eurobarometer ist ein regelmäßiges Umfrageprogramm der Europäischen Kommission, das seit 1973 die öffentliche Meinung in allen EU-Mitgliedstaaten untersucht. Es liefert Daten zu Einstellungen der Bürger und Unternehmen zu Themen wie Wirtschaft, Politik, Umwelt, Digitalisierung oder Gesellschaft. Ziel ist es, Trends und Meinungen vergleichbar und repräsentativ zu erfassen, um politische Entscheidungen besser an den Bedürfnissen und Wahrnehmungen auszurichten. (Quelle: Statista/cw)
