Regensburg ist eine Stadt mit 2000-jähriger Geschichte und Kunstgeschichte – für Kunsthistorikerinnen wie Sonja Lechner (Kunstkonnex) ein Traum. Nur gut eine Stunde Fahrtzeit ist Regensburg von München entfernt. Viele Münchnerinnen und Münchner kennen dieses Geschichts-Paradies jedoch nicht. Höchste Zeit, dies zu ändern, fand Sonja Lechner und lud am vergangenen Wochenende ihr Frauennetzwerk zum “Ladies Art Weekend“ nach Regensburg ein.
Regensburg gehört zu den wenigen Städten in Deutschland, deren Geschichte bis in die Zeit der Römer zurückreicht. Im Jahr 179 ließ Kaiser Mark Aurel dort ein Militärlager für eine komplette Legion – drei- bis sechstausend Soldaten – errichten, um die Donaugrenze gegen die nördlich der Donau lebenden Germanen zu verteidigen. Das gelang knapp dreihundert Jahre lang, bis die Römer ihren Posten in der Zeit der Völkerwanderung aufgeben mussten. Auch heute sind in der Stadt an verschiedenen Stellen noch beeindruckende Überreste von damals zu sehen, wie zum Beispiel die „Porta Praetoria“, das einzige römische Tor in ganz Deutschland neben der berühmten Porta Nigra in Trier.
Regensburgs große Zeit war das Mittelalter – eine Zeit mächtiger Herzöge, Könige und Kaiser, bedeutender Fürstbischöfe, kunstsinniger Mönche, wohlhabender Kaufleute und Handwerker. Innerhalb von dreihundert Jahren entfaltete sich im sakralen wie im profanen Bereich eine Bautätigkeit, die ihresgleichen sucht. In der Altstadt sind die Zeugnisse dieser Blütezeit auch heute noch zu sehen: der Dom mit seinen gewaltigen Ausmaßen, die große Zahl der Kirchen und Klöster oder die vielen stattlichen Patrizierhäuser mit ihren imposanten Geschlechtertürmen. Seit 1973 steht die Altstadt von Regensburg unter Denkmalschutz, seit 2013 ist das Altstadtensemble mit Stadtamhof UNESCO Weltkulturerbe.
Mit dem „Ladies Art Lunch“ hat Sonja Lechner vor zehn Jahren ein funktionierendes Frauennetzwerk im Bereich der Kultur ins Leben gerufen. Ein sehr lebendiges noch dazu. Immer wieder lädt sie an besondere Plätze. Ein einziger Nachmittag in Regensburg hätte aber bei weitem nicht ausgereicht. Deshalb ging der Art Lunch in die Verlängerung, und aus einem Lunch wurden zwei Tage. Das Programm inspiriert auf jeden Fall, ebenfalls einmal einen Abstecher nach Regensburg zu machen.
Stephanie Birnthaler, Direktorin des Hotels „Goliath“, in dem die Damen nächtigen durften, freute sich über die geballte Frauen-Power im Foyer und wusste: „Starke Frauen spielten in Regensburg schon immer eine große Rolle!“ Und auch der ehemalige Kulturrefent der Stadt Regensburg, Klemens Unger, zeigte bei seiner Führung durch die Altstadt die Spuren, die Frauen in Regensburg hinterlassen haben. Von ihm stammt übrigens das Buch „Wegbereitende Frauen Regensburgs“.
Das Programm wurde abgerundet durch eine Führung durch die Sammlung des Schlosses der Thurn und Taxis. Die dortige Kunst spannte den Bogen vom Mittelalter bis zur Gegenwart.
Wer aufmerksam durch die Stadt läuft, dem fällt auf: Denkmäler gibt es in Regensburg viele, allerdings keines für berühmte Frauen aus der Stadt. Doch gibt es eine App namens „Donautöchter“, die das Leben und Wirken starker Regensburger Frauen in einer Zeit des gesellschaftlichen Umbruchs zeigt. Über Augmented Reality können an sieben Stationen im Regensburger Altstadtraum Frauenstatuen sichtbar gemacht und ihre Geschichten angehört werden. Die Rede ist zum Beispiel von Paula Weiner-Odenheimer. Sie war eine der wenigen Frauen, die damals mit ihrer 1914 verfassten Dissertation „Berufe der Juden in Bayern“ zur Promotion zugelassen wurde. Oder die Arbeiterin Marie Höhne, die als bürgerliche Frau zur politischen Aktivistin wurde und unter anderem das Frauenwahlrecht miterkämpfte. Rund um die Uhr kann man sich so auf eine Stadtführung begeben.
Foto links: Das Abendessen fand im Hotel „David“ statt, das sich im Gebäude der ehemaligen St. Georgs Kapelle aus dem 12. Jahrhundert, befindet. © Jacky Vifer
Foto rechts: Die Kunsthistorikerin Dr. Isabelle Lesmeister (Galerie Lesmeister; zeigt mitten in der Altstadt Regensburgs Positionen der Gegenwartskunst in wechselnden Ausstellungen) und Sigrid Bauschert (Management Circle) © Jacky Vifer