Das Ende der sechswöchigen Haushaltssperre hat den Aktienmärkten rund um den Globus neue Impulse gegeben. Der DAX konnte sich wieder über 24.000 Punkten festsetzen. Am Donnerstag jedoch dämpfte die Angst, dass die US-Notenbank auf eine Zinssenkung im Dezember verzichten könnte, den Aufschwung an den Börsen.
Das Minus im DAX ging allerdings vor allem auf das Konto von Index-Schwergewicht Siemens. Der Technologiekonzern will sich stärker auf sein Kerngeschäft konzentrieren und die Anteile an der Medizintechnik-Tochter Siemens Healthineers abbauen. Aktuell hält die Muttergesellschaft 67 Prozent, in einem ersten Schritt soll die Beteiligung auf 30 Prozent und später noch weiter sinken.
Aktien für Siemens-Anteilseigner
Die Siemens-Aktionärinnen und -Aktionäre bekommen die Healthineers-Aktien ins Depot gebucht, voraussichtlich aber erst 2027. Das Problem: Die Tochter liefert 30 Prozent des Gesamtumsatzes der Mutter, eine Abspaltung schlägt sich somit deutlich in der Bilanz nieder. Beide Aktien wurden am Donnerstag erst mal abgestoßen. Aber das kann sich schnell wieder ändern, zumal bei Siemens das Geschäft offenbar läuft. Die Aktie zählt mit einem Plus von 25 Prozent in diesem Jahr zum besten Drittel der 40 DAX-Mitglieder.
Die Abspaltung eines Geschäftsbereichs plant auch BASF. Die Ludwigshafener wollen ihre Agrarsparte im nächsten Jahr an die Börse bringen, immerhin das weltweit drittgrößte Unternehmen für Saatgut und Pflanzenschutz. Auch hier geht es um die Konzentration auf das Kerngeschäft rund um Chemie und Pharma.
Nachwehen des Shutdown
Während hierzulande also bei einigen Adressen reiner Tisch gemacht wird, häufen sich in der US-Wirtschaft die Fragezeichen. Schuld ist der 43-tägige Shutdown, der etliche Staatbedienstete zu den Lebensmittelhilfen getrieben hat. Was neben deren Entlohnung auf der Strecke geblieben ist, sind ökonomische Daten, etwa zur Zahl der Arbeitslosen oder der Entwicklung der Industrie.
Damit kommen nach der Erleichterung, dass der Staat wieder zahlungsfähig ist, nun die Zweifel. Marktteilnehmer mutmaßen, dass wegen fehlender Daten zur Wirtschaft, die während der Haushaltssperre nicht erhoben wurden, die erwartete Zinssenkung der Notenbank im nächsten Monat ausfällt. Die Entscheider der Zentralbank trennen sich zunehmend in zwei Lager, berichtet die „New York Times“. Die einen sind für Zinssenkungen, um die Wirtschaft weiter anzukurbeln, die anderen wegen der hohen Inflation dagegen. „Wenn es neblig ist, lasst uns vorsichtig sein und Geschwindigkeit rausnehmen“, sagte einer aus der zweiten Gruppe der Zeitung.
Alle Augen auf Nvidia
Bevor die Notenbanker und -bankerinnen aber im Dezember tagen, steht kommende Woche erst mal der Konzern im Mittelpunkt, der den KI-Hype anführt: der Chiphersteller Nvidia. Am Mittwoch nach Börsenschluss öffnet er die Bücher zum dritten Quartal. Die Erwartungen sind wie gewohnt riesig. Analysten rechnen gegenüber dem Vorjahreszeitraum mit einem Umsatzwachstum von 56 Prozent. Der Nettogewinn soll kräftig von 78 US-Cent auf 1,20 Dollar je Aktie steigen. Bisher hat Nvidia nie enttäuscht, die haushohen Erwartungen sogar stets übertroffen. Sollte das dieses Mal nicht gelingen, werden wir es am Donnerstag beim Blick auf die Kurse erfahren.


