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Was macht eigentlich eine Assistenz im Pfarramt?

Carola Hoop arbeitet im bayerischen Prien als Assistentin im Pfarramt.
Carola Hoop arbeitet im bayerischen Prien als Assistentin im Pfarramt. Foto: Matthias Balk/dpa-tmn
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Wenn Carola Hoop am Morgen ihr «Wohnzimmer» betritt, eine Kerze anzündet und das Vaterunser spricht, steht sie nicht etwa irgendwo in einer Neubausiedlung. Es ist die Evangelische Christuskirche im bayerischen Prien, die Hoop ihr «Zuhause» nennt.

Hier arbeitet die 55-Jährige als Assistentin im Pfarramt. Ein Beruf, der nicht zuletzt aufgrund der gestiegenen Zahl von Kirchenaustritten vor neuen Herausforderungen steht. Carola Hoop blickt trotzdem positiv in die Zukunft. Warum das so ist – und wie sie zu ihrem Beruf kam, erzählt sie im Job-Protokoll.

Mein Weg in den Beruf:

Ich habe Groß- und Außenhandelskauffrau gelernt und komme ursprünglich aus Norddeutschland. Nachdem ich mit meinem Mann und unserem Sohn nach Prien gezogen war, führte der erste Weg zur Kirchengemeinde. Damals war ich in Elternzeit. Das war mein Einstieg in die Gemeinde und ich übernahm schnell ehrenamtliche Tätigkeiten in Eltern-Kind-Gruppen und im Kirchenvorstand.

Irgendwann war die damalige Pfarrsekretärin krank und ich stellte mich als Vertretung zur Verfügung. Das war mein Wiedereinstieg nach zehn Jahren Muttersein. Ich machte ein Praktikum und einen Wiedereinstiegskurs beim Arbeitsamt. Zunächst war ich als Vertretung tätig, dann als Pfarramtssekretärin. Mittlerweile bin ich auch Assistentin im Pfarramt.

Meine Aufgaben:

Der Job ist unfassbar umfangreich – gerade in einer solch aktiven Gemeinde. Zu den Aufgaben einer Pfarramtssekretärin gehört unter anderem die Beantwortung von E-Mails und Anfragen, die Erstellung des Gemeindebriefes und die Pressearbeit. Auch die Personalplanung der Gottesdienste, die Aufarbeitung der Statistik und die Pflege der Homepage gehören zum Aufgabenspektrum.

Die Assistenz im Pfarramt hat noch mal eine andere Wertigkeit, weil ich viel stärker selbstständigen Arbeiten nachgehe, als eine Pfarrsekretärin. In dieser Funktion plane und koordiniere ich zum Beispiel Gemeindeveranstaltungen und Konzertangebote, ich koordiniere das Programm, wähle Lieferanten aus und führe Preisverhandlungen. Die Haushaltsüberwachung und Rechnungsstellung gehört ebenfalls dazu.

Das sind die Voraussetzungen:

Für die Tätigkeit als Pfarramtssekretärin wird keine berufliche Ausbildung vorausgesetzt. Anders sieht es bei der Assistenzstelle im Pfarramt aus: Hier ist eine kaufmännische oder vergleichbare Ausbildung erforderlich.

Ich war Einkäuferin im Handel. Und auch im Pfarramt geht es viel um Zahlen. Es ist gut, wenn man ein bisschen Wissen von Buchhaltung hat. Die Zugehörigkeit zu einer Kirche oder christlichen Gemeinschaft wird gewünscht, aber ist nicht zwingend. Wenn jemand aber nicht für Kirche offen ist, dann kann es auch nicht funktionieren, glaube ich.

Schöne und weniger schöne Seiten:

Es ist mein Traumjob. Ich liebe die Abwechslung und die Arbeit mit den Menschen. Gerade telefoniere ich noch mit jemandem, der ganz euphorisch wegen einer anstehenden Hochzeit ist. Und im Telefonat danach spreche ich mit dem weinenden Angehörigen eines Verstorbenen.

Ich kümmere mich um Verwaltungsaufgaben und plane zudem Veranstaltungen und Konzerte. Die Vielfalt macht den Beruf aus. Und die Visionen, die man in diesem Beruf haben und auch umsetzen darf. Das finde ich in der Wirtschaft so nicht.

Der einzige Haken: Man kann mit dem Job keine Familie ernähren. Auch nicht, wenn man 40 Stunden wöchentlich arbeitet.

Die Aussichten:

Manche behaupten, es wäre ein aussterbender Beruf. Das hat mich schockiert. Es ist eine Einstellungsfrage, ob ich mich einer Situation hingebe, die erdrückend scheint oder ob ich von der Vision her denke und nicht vom Geld her. Wenn ich über Visionen sprechen will, muss ich immer ein Risiko eingehen: Der Umbau eines Gemeindehauses in ein Gemeindezentrum oder, wie aktuell, der Umbau einer Kirche unserer Gemeinde in Breitbrunn.

Es braucht Visionen wie diese und mutige Investitionen in die Zukunft. Hat man solche Projekte, dann findet man auch Leute, die einen unterstützen. Wir haben gute Erfahrungen mit Fundraising gemacht, und auch die politischen Gemeinden sind mit in der Verantwortung.

Das Gehalt:

Mitarbeiter in Pfarrämtern der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern werden der Kirchlichen Dienstvertragsordnung zufolge nach dem Tarifvertrag für den öffentlichen Dienst der Länder bezahlt. Die Einstufung in eine Entgeltgruppe unterscheidet sich abhängig von der Ausbildung der Arbeitskraft, dem Grad der selbstständigen Tätigkeit und der Berufserfahrung.

Ungelernte Sekretariatskräfte werden in der Regel nach Entgeltgruppe 2 bezahlt. In Bayern beträgt das Grundentgelt in Stufe 1 der Entgeltgruppe 2 pro Monat rund 2300 Euro brutto. Assistenten im Pfarramt werden nach Entgeltstufe 7 oder 8 bezahlt. In Stufe 1 beträgt das monatliche Grundentgelt dann 2772 bzw. 2946 Euro brutto. (dpa)

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