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Zweite Lebenshälfte: Wie berufliche Neuorientierung gelingt

Vorab einmal reinschnuppern: Wer sich beruflich umorientieren will, sollte mögliche Alternativen am besten nicht nur gedanklich durchspielen.
Vorab einmal reinschnuppern: Wer sich beruflich umorientieren will, sollte mögliche Alternativen am besten nicht nur gedanklich durchspielen. Foto: Christin Klose/dpa-tmn
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Man arbeitet bereits mehrere Jahrzehnte, hat vielleicht sogar eine Führungsposition erreicht – oder anders gesagt: Karriere gemacht. Doch der Reiz des Neuen fehlt, vielleicht will man mehr Freiheiten – oder wünscht sich eine Aufgabe, die einen erfüllt. Also noch mal von vorne starten?

Sabine Votteler ist Coachin und berät Menschen, die sich trotz beruflichen Erfolgs neu orientieren möchten. Im Interview erklärt sie, wann es sinnvoll ist, sich beruflich neu zu orientieren, auch wenn man nicht mehr ganz jung ist – und wie man das angeht.

Frau Votteler, wie kann der Schritt in eine neue Richtung in der zweiten Hälfte des Berufslebens aussehen?

Ich arbeite überwiegend mit erfahrenen Angestellten, meistens aus Führungspositionen, die irgendwann um die 40 oder 50 an der Stelle angekommen sind, wo sie immer hinwollten und sich dann fragen: Was kommt jetzt? Das ist oft eine Lebensphase, in der sich Werte und Prioritäten verschieben. Relativ viele machen sich dann selbstständig.

Wenn man in die Selbstständigkeit will, kann man das ja normalerweise ohne große Probleme parallel anfangen, also etwa nebenberuflich ein Businessmodell entwickeln. Es gibt auch immer mehr Leute, die Stunden reduzieren und sagen, ich arbeite noch vier Tage für meinen Arbeitgeber und habe dann die restliche Zeit für mein eigenes Business.

Mein Anliegen ist immer, den Leuten klarzumachen, dass es ja auch Zwischenstufen gibt – und nicht nur Schwarz und Weiß. Man muss nicht diesen harten Cut machen, vor dem die meisten Menschen wahnsinnig Angst haben.

Wie findet man heraus, in welche Richtung die berufliche Reise konkret gehen kann?

Indem man vor allem in sich reinschaut. Es geht aus meiner Sicht darum, zu verstehen, dass man mehrere «possible selves» hat, also mehrere Ichs. Wir haben in der Regel eines gelebt, haben uns selbst oder wurden irgendwann einmal auf eine Berufsspur gesetzt. Die sind wir entlanggelaufen, haben nicht mehr rechts und links geguckt und sind uns meistens auch nicht bewusst, dass da noch viel mehr in uns schlummert.

Es geht dann darum, herauszufinden, was denn diese Möglichkeiten, diese «possible selves» sind – und darum sie zu testen. Das kann man zum Beispiel tun, indem man etwas Ehrenamtliches macht oder sich mit Menschen unterhält, die in dem Bereich tätig sind, den man sich selbst auch vorstellen könnte. Ganz wichtig ist, dass das Ganze nicht nur im Kopf stattfindet, sondern dass man es für sich erlebbar macht.

Viele sagen sich auch, ich werde Berater, ich werde Mentor, ich werde Coach. Da sind wir bei dem Thema: Der weise Mensch, der anfängt für andere attraktiv zu sein, weil er viel Know-how, Expertise und Erfahrungswissen mitbringt und diese Erfahrung weitergibt.

Wann ist es sinnvoller den Arbeitgeber oder die Abteilung zu wechseln, statt ganz neu zu starten?

Das hängt davon ab, warum man überhaupt überlegt, die Situation im Job zu ändern. Das kann ja mit den Arbeitsinhalten zu tun haben. Ich kenne aber auch viele Leute, die sagen: «Wissen Sie, der Inhalt ist eigentlich immer noch spannend, mich interessiert das Thema immer noch. Aber die Rahmenbedingungen haben sich einfach wahnsinnig verändert und das passt nicht mehr zu mir.»

Und dann muss man gucken: Was ist mir wirklich wichtig? Welche Rahmenbedingungen brauche ich? Was sind meine Werte? Ganz oft ist es ja ein Wertekonflikt, wenn es nicht mehr funktioniert im Job. Dann müssen Sie abgleichen: Kann sich das, was mir wichtig ist, in diesem Bereich überhaupt erfüllen – und wenn nicht in diesem Bereich, vielleicht an anderer Stelle im Unternehmen? Oder hat das mit der Branche, vielleicht sogar mit dem Thema zu tun?

Daraus ergibt sich dann, ob ich die Fühler innerhalb des Unternehmens ausstrecken oder etwas anderes suchen sollte.

Wenn man sagt, man möchte in einer komplett anderen Branche von 0 auf 100, geht das natürlich nicht. Dafür muss ich schon auf meiner Erfahrung aufbauen können. Aber bevor ich bis zum Burn-out ausharre, würde ich immer versuchen eine neue Position zu suchen. Und in der Regel gibt es die auch.

Zur Person: Sabine Votteler war über 20 Jahre lang Führungskraft, bevor sie sich 2014 selbstständig machte. Heute arbeitet sie als Coachin für berufliche Neuorientierung in Reutlingen. (dpa)

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