20 Dinge, von denen ihr euch wünschen würdet, sie schon zum Berufsstart gewusst zu haben

Foto: Gaby Wasensteiner / LinkedIn
Foto: Gaby Wasensteiner / LinkedIn

Gastbeitrag von Gaby Wasensteiner, Karriere-Expertin bei LinkedIn

Die Arbeitswelt verändert sich ständig. So richtig bewusst wird das den meisten vermutlich erst
nach einigen Jahren Berufserfahrung. Zu Beginn überwiegt schließlich zunächst die Aufregung:
Mit dem ersten Job beginnt ein spannender, neuer Lebensabschnitt – der aber auch viele
Herausforderungen bereithalten kann. Offenbar aber kein Grund zur Sorge: Laut einer aktuellen
Umfrage von LinkedIn, denken 70 Prozent der Befragten zwischen 16- bis 28-Jahren, dass die meisten Anforderungen für einen Job ohnehin erst im Laufe einer Tätigkeit erfüllt und erlernt werden können.

Berufseinsteiger sind sich also schon jetzt bewusst, dass sie im Laufe ihres Berufslebens immer
wieder Neues lernen müssen und werden. Die Entwicklungen der letzten Jahrzehnte geben
ihnen recht: vom Schnurtelefon zum Smartphone, von Stellenausschreibungen in Zeitungen zu
Jobs auf digitalen Plattformen wie LinkedIn, von “9-5” am Arbeitsplatz im Büro zu flexiblem
Arbeiten von Zuhause, 4-Tage-Woche und Workation. Doch eines hat sich nicht geändert: Die
Menschen, die wir im Berufsleben kennenlernen, sowie deren Unterstützung und Ratschläge,
sind enorm wichtig für unseren eigenen Karriereweg.

  1. Es ist ok, nicht zu wissen, was man machen möchte. Karrierewege sind selten
    geradlinig und einige der erfolgreichsten Menschen haben eine abwechslungsreiche
    Karriere hinter sich – ganz ohne traditionellen, linearen Lebenslauf. Magdalena Rogl,
    heute Diversity & Inclusion Lead bei Microsoft, hat zum Beispiel zunächst als Erzieherin
    in einem Kindergarten gearbeitet. Oder Klaas Heufer-Umlauf, der, bevor er als
    Entertainer seine Karriere in den Medien startete, eine Ausbildung zum Friseur
    absolviert hat.
  2. Netzwerken, Netzwerken, Netzwerken. Jeder Kontakt, den du knüpfst, ist wertvoll und
    kann sich früher oder später positiv auf deine Karriere auswirken – sei es, weil die
    Person dich für einen Job empfiehlt, dir jemand Neues vorstellt oder dir Tipps für deine
    berufliche Laufbahn gibt. Kein Wunder also, dass schon 50 Prozent der Gen Z finden,
    Netzwerken sei wichtig für ihre Karriere – auch, wenn sie sich noch schwer damit tun*.
    Aber am Ball bleiben lohnt sich! Und vielleicht kannst du auch etwas zurückgeben, deine
    Erfahrungen mit jemandem teilen und der ein oder anderen Person so auch auf ihrem
    beruflichen Weg weiterhelfen.
  3. Finde einen Mentor. Es ist unglaublich wertvoll, jemanden zu haben, der dir bei
    beruflichen Entscheidungen zur Seite steht – eine Person, der du vertraust, die dich
    motiviert und inspiriert. Dein Netzwerk, egal ob virtuell auf Plattformen wie LinkedIn oder
    im wirklichen Leben, bietet eine tolle Möglichkeit, professionelle Hilfestellung und neue
    Perspektiven zu bekommen.
  4. Du musst nicht alle Kriterien für einen Job erfüllen. Orientiere dich an
    Stellenbeschreibungen, um herauszufinden, welche Fähigkeiten und Erfahrungen du für
    einen bestimmten Job brauchst – aber denk daran, dass diese Anforderungen für einen
    Arbeitgeber nicht in Stein gemeißelt sind, vor allem nicht für Einstiegsjobs. Tipp: Wenn
    du deinen Lebenslauf gestaltest, achte darauf, übertragbare Fähigkeiten und deine
    Lernbereitschaft hervorzuheben, um dich von anderen Bewerbern abzuheben.
  5. Mach dir klar, wie ein “guter” Job für dich aussehen soll. Klar, das Gehalt wird
    immer ein wichtiger Faktor bei der Entscheidung für oder gegen eine Stelle sein.
    Mindestens genauso wichtig sind allerdings die Unternehmenskultur und Werte des
    potenziellen neuen Arbeitgebers. In einer Umfrage** gaben zuletzt mehr als die Hälfte
    der Berufstätigen (55 Prozent) an, dass sie nicht für ein Unternehmen arbeiten würden,
    das nicht mit ihren Werten übereinstimmt – unabhängig von der Höhe des gebotenen
    Gehalts. Mein Tipp: Erstelle dir eine Liste mit Unternehmen, deren Produkte du magst
    und selbst nutzt, und bewerbe dich dann aktiv bei diesen Firmen.
  6. Trau dich, du selbst zu sein! Wir alle kennen das Gefühl, bei der Arbeit jemand
    anderes zu sein als im Privatleben. Ein gewisses Maß an Professionalität ist zwar
    wichtig, aber je mehr du dich bei der Arbeit so verhalten kannst, wie du wirklich bist,
    desto wohler wirst du dich fühlen. Die besten Teams und Arbeitsumgebungen sind
    diejenigen, die auch kleine Macken, sowie Stärken und Schwächen gleichermaßen
    zulassen. Oft kannst du auch schon im Vorfeld über Social Media oder im
    Vorstellungsgespräch ein Gespür dafür bekommen, wie die Atmosphäre im
    Unternehmen ist, wie die Menschen dort miteinander umgehen und ob Offenheit und
    Vielfalt aktiv gelebt werden.
  7. Sei nachsichtig mit dir selbst. Gib dir Zeit, dich einzuleben und erlaube dir, jeden Tag
    etwas Neues dazuzulernen. Niemand erwartet von dir, schon am ersten Tag oder in der
    ersten Woche alles zu wissen. Wir sind oft selbst unsere größten Kritiker. Tausche dich
    proaktiv mit deinen neuen Kollegen aus, um mehr über ihre Arbeit zu erfahren. Das zeigt
    dein Interesse und du bekommst einen besseren Überblick, wie dein neues Team
    funktioniert.
  8. Vergiss nicht: Es gibt keine “dummen” Fragen. Einen neuen Job anzufangen, ist
    immer eine Umstellung und es ist völlig normal, dass man Fragen hat. Ein guter
    Vorgesetzter oder Kollege wird dir nicht das Gefühl geben, dass du dumm bist, wenn du
    eine Frage stellst. Im Gegenteil! Die meisten Menschen freuen sich sogar, wenn sie dir
    weiterhelfen können.
  9. Niemand ist perfekt. Um motiviert zu bleiben, ist es wichtig, sich realistische Ziele zu
    setzen. Wenn du danach strebst, perfekt zu sein, wird dich das eher zurückhalten –
    wenn du dir bewusst machst, wann “gut” gut genug ist, wirst du in deiner Karriere immer
    einen Schritt weiterkommen. Und wenn du einmal einen Fehler machst, gehe offen
    damit um und versuche daraus zu lernen.
  10. Negatives Feedback bedeutet nicht das Ende deiner Karriere. Es ist erstaunlich, wie
    schnell wir von “Ich habe einen Fehler gemacht” zu “Ich bin ein Versager” übergehen.
    Rückschläge und Fehler sind vorübergehend und ein ganz natürlicher Teil von
    Wachstum – wichtig ist, wie du damit umgehst und schlussendlich lernst, etwas
    Positives daraus für dich mitzunehmen.
  11. Nimm dein Glück selbst in die Hand. Das bedeutet nicht, dass du einen ausgefeilten
    Plan für deine Karriere haben musst – es geht vielmehr darum, dir selbst immer wieder
    folgende Fragen zu stellen: “Ist es das, was ich tun möchte?”, “Bringen mich die
    Aufgaben, die ich erledige, meinem Ziel näher?” oder “Welche Fähigkeiten fehlen mir
    noch, die ich brauche?” Für deine berufliche Entwicklung bist du selbst verantwortlich.
    Dein Vorgesetzter ist “nur” dazu da, dich auf deinem Weg zu unterstützen.
  12. Hör nicht auf zu lernen. Die Arbeitswelt verändert sich ständig und mit ihr die
    Fähigkeiten, die wir für einen Job brauchen. Deswegen ist es wichtig, sich immer wieder
    weiterzubilden!
  13. Lerne, Grenzen zu setzen – und diese einzuhalten. Manchmal kann es notwendig
    sein, mehr Zeit und Energie in eine Aufgabe, ein To-Do oder ein Projekt zu investieren –
    wenn du allerdings regelmäßig an deine Grenzen stößt, führt das langfristig zu einem
    Burnout. Aus einer aktuellen Umfrage** wissen wir, dass deshalb die Vereinbarkeit von
    Beruf und Privatleben für 47 Prozent der Berufstätigen schon bei der Jobwahl oberste
    Priorität hat. Der Schlüssel zu einem gesunden Verhältnis zur Arbeit liegt darin, zu
    lernen, wie man beides in Einklang bringt. Wenn es dir schwer fällt, das zu erreichen,
    rate ich dir, das Gespräch mit deinem Vorgesetzten zu suchen und gemeinsam nach
    einer Lösung zu suchen.
  14. Finde deinen Work-Bestie. Enge Beziehungen zu Menschen in deinem Arbeitsumfeld,
    mit denen du dich gut verstehst, können einen großen Unterschied für dein
    Wohlbefinden und deine allgemeine Produktivität bedeuten. Und mit wem kannst du
    sonst gemeinsam Mittagspause machen oder nachmittags einen (virtuellen) Kaffee
    trinken?
  15. Geh deinen eigenen Weg. Gerade am Anfang einer beruflichen Laufbahn können
    Freundschaften mit Kollegen sehr wichtig sein – trotzdem ist es mindestens genauso
    wichtig zu wissen, dass das Leben weitergeht, wenn einer von euch geht. Ich rate, nie
    nur wegen der Menschen in einer Position oder bei einem Arbeitgeber zu bleiben – aber
    auch nicht gleich zu kündigen, nur weil dein Lieblingskollege es getan hat.
  16. Sei dein eigener Cheerleader. Führe eine Liste mit deinen Leistungen, Fähigkeiten und
    Stärken – so bist du bei internen Verhandlungen und zukünftigen Stellenangeboten
    bestens gerüstet. Arbeitgeber werden immer nach deinen Erfahrungen und Erfolgen
    fragen,daher ist es gut, immer vorbereitet zu sein, auch wenn du nicht aktiv nach einer
    neuen Stelle suchst. Außerdem hilft es, ab und zu einen Blick auf diese Liste zu werfen,
    wenn das eigene Imposter-Syndrom wieder einmal anklopft.
  17. Kenne deinen Wert. Hab keine Angst, nach einer Gehaltserhöhung zu fragen, aber
    berücksichtige auch, wo dein Arbeitgeber gerade finanziell steht. Frage dich daher, ob
    im Moment der richtige Zeitpunkt ist, das Thema anzusprechen. Außerdem empfehle
    ich, im Vorfeld ein bisschen Zeit in Vorbereitung und Recherche zu investieren.
    Überlege dir, welche Erfolge du in letzter Zeit für deinen Arbeitgeber erzielt oder
    welchen Mehrwert du für das Unternehmen erbracht hast. Auch ein Blick auf offene
    Stellenanzeigen für ähnliche Jobs kann dir helfen, deinen Wert festzumachen.
  18. Der Job ist nicht so, wie du ihn dir vorgestellt hast? Keine Panik! Wenn man einen
    neuen Job antritt, ist das eine große Veränderung im Leben, die viele verschiedene
    Emotionen auslösen kann. Neue Arbeitszeiten, das Pendeln, neue
    Verantwortlichkeiten… das kann ganz schön viel auf einmal sein! Wenn du überrascht
    (oder sogar entsetzt) feststellst, dass dein neuer Job oder der neue Arbeitgeber ganz
    anders ist als erwartet, rate ich dir, dir mindestens drei bis sechs Monate Zeit zu geben,
    bevor du eine Entscheidung triffst. Ein Gespräch mit deinem Vorgesetzten kann helfen,
    Probleme anzusprechen und offen zu bereden, was du brauchst, um dich einzuleben.
    Wenn du dann immer noch wechseln möchtest, ist das vollkommen ok – du musst nicht
    in einem Job bleiben, der dich nicht glücklich macht.
  19. Nicht die Hoffnung verlieren. In jeder beruflichen Laufbahn gibt es schwierige
    Momente – wichtig ist, sich nicht entmutigen zu lassen und weiterzumachen. Nimm dir
    Zeit, über deinen derzeitigen Job nachzudenken und versuche auch eine
    Herausforderung als Gelegenheit zu begreifen, bei der du dich weiterentwickeln oder
    neue Fähigkeiten erlernen kannst.
  20. Es ist nie zu spät, neu anzufangen. Ein Berufswechsel kann beängstigend sein, ist
    aber nicht unmöglich. Knapp zwei Drittel der Befragten einer Studie** (60 Prozent) sind
    der Meinung, dass es heute einfacher ist, die berufliche Laufbahn komplett zu wechseln
    als noch vor 20 Jahren. Es zahlt sich immer aus, aufgeschlossen zu sein, wenn es um
    die eigene berufliche Laufbahn geht, denn dies kann zu unerwarteten und spannenden
    neuen Möglichkeiten führen.
  • Das Marktforschungsunternehmen YouGov hat die Umfrage im Auftrag von LinkedIn online zwischen dem 04.-18. April 2023 durchgeführt. Befragt wurden 2.499 Menschen in Deutschland im Alter zwischen 16 und 28 Jahren.
  • ** Censuswide hat im Auftrag von LinkedIn zwischen dem 10. Februar und 29. März insgesamt 9.899 Arbeitnehmer in Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Irland, den USA und Brasilien zu der Bedeutung von Unternehmenswerten befragt. In Deutschland nahmen 2.024 Arbeitnehmer im Alter von 18 bis 76 Jahren an der Befragung teil. Censuswide ist Mitglied und beschäftigt Mitglieder der Market Research Society, die den ESOMAR-Grundsätzen folgt.
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