Der EuroStoxx 50 hat am Donnerstag nach einer Berg- und Talfahrt an seine zur Wochenmitte erzielten Gewinne angeknüpft. Den Hoffnungen auf zusätzliche Geschäfte im Zuge des geplanten milliardenschweren Sondervermögens für Infrastruktur in Deutschland stand die Zurückhaltung der Anleger vor dem monatlichen US-Arbeitsmarktbericht am Freitag gegenüber. Am Ende schaffte der Leitindex ein Plus von 0,57 Prozent auf 5.520,47 Punkte.
Außerhalb der Eurozone sank der Schweizer SMI um 0,64 Prozent auf 13.029,39 Zähler. Der britische FTSE 100 fiel um 0,83 Prozent auf 8.682,84 Punkte.
Die künftige Bundesregierung plant auch milliardenschwere Ausgaben für Verteidigung. Die Fiskalpakete Deutschlands und auch der Europäischen Union erfordern eine deutlich erhöhte Schuldenaufnahme, was die Zinsen an den Märkten nach oben treibt.
Auch der US-Arbeitsmarktbericht hat das Zeug, die Renditen der Anleihen weiter anzutreiben. “Wir rechnen mit einem erneuten Rückgang der Arbeitslosenquote, was die jüngsten Zinssenkungsspekulationen am US-Rentenmarkt dämpfen könnte”, so die Experten der Landesbank Baden-Württemberg.
Die Anleger blickten derweil auch Richtung Europäische Zentralbank (EZB). Nach der sechsten Zinssenkung seit Sommer 2024 an diesem Donnerstag schwindet der Spielraum der EZB. Ein Ende der Serie schon im April wird wahrscheinlicher. “Wir haben überall Risiken, überall Unsicherheit”, sagte EZB-Präsidentin Christine Lagarde. Mit Donald Trump drohen Europa nicht nur Handelskonflikte, auch hat der US-Präsident die Weltordnung auf den Kopf gestellt, was die massive Erhöhung der Verteidigungsausgaben nach sich zieht. Ökonomen fürchten ein Anziehen der Inflation im Euroraum.
Schwach waren vor diesem Hintergrund erneut die Immobilientitel. Die kräftig gestiegenen Anleiherenditen setzten dem zinssensitiven Sektor weiter zu. Höhere Zinsen verteuern die Schuldenaufnahme der Branchenunternehmen und schlagen in der Tendenz auch negativ auf die Bewertung der Aktien durch.
Besser sah es bei den Bauwerten aus. Sie knüpften an die starke Vortagesentwicklung an und profitierten einmal mehr von der Hoffnung auf zusätzliche schuldenfinanzierte Ausgaben für Infrastruktur in Deutschland.
Geberit schwangen sich mit fast sieben Prozent ins Plus. Der Schweizer Sanitärausstatter blickt auf ein solides Geschäftsjahr 2024 zurück. Trotz rückläufiger Bautätigkeit in Europa konnte das Unternehmen den Umsatz halten. Und trotz eines leicht tieferen Gewinns wird die Dividende erneut erhöht. Die Zollthematik scheint derweil kein Thema zu sein.
Im Sektor der Reisewerte ragten die Aktien der Fluggesellschaften mit deutlichen Gewinnen hervor. So will die französisch-niederländische Air France-KLM mit dem Fokus auf profitablere Routen und einem Sparprogramm bei KLM den operativen Gewinn nach einem Rückgang in diesem Jahr wieder steigern. Die Analysten der US-Bank JPMorgan sprachen von einem ausgesprochen positiven Ausblick. Die Aktien gewannen ein Drittel an Wert. (dpa-AFX/cw)