Der EuroStoxx 50 hat sich am Freitag nach seiner jüngsten Schwäche etwas stabilisiert. Richtige Kauflaune wollte aber vor den Neuwahlen in Deutschland an diesem Sonntag nicht aufkommen. Zum Handelsschluss am Freitag stand der Eurozonen-Leitindex 0,25 Prozent höher bei 5.474,85 Punkten und verbuchte auf Wochensicht damit ein Minus von 0,3 Prozent.
Am Montag hatte der EuroStoxx erstmals seit rund einem Vierteljahrhundert ein Rekordhoch erreicht und am Dienstag bis auf 5.544 Zähler weiter zugelegt. Europäische Aktien gelten gegenwärtig im Vergleich zu US-Papieren als günstiger bewertet, das lockte an. Ab der Wochenmitte wurden die Anleger aber skeptischer und nahmen Gewinne mit, auch weil Zollängste und Inflationssorgen neben den geopolitischen Spannungen rund um die Ukraine weiterhin nicht wegzureden sind.
Der Schweizer SMI zeigte am Freitag etwas mehr Schwung, indem er um 1,10 Prozent auf 12.948,60 Punkte zulegte. Bei ihm datiert die Bestmarke von 12.997 Punkten noch aus dem Jahr 2022. Der britische FTSE 100 schloss mit minus 0,04 Prozent auf 8.659,37 Punkte. Sein Rekordhoch ist etwas mehr als eine Woche alt.
“Die zweite Februarhälfte ist traditionell eine schwierige Phase für die Aktienmärkte – und in diesem Jahr kommt eine politische Unbekannte hinzu: die Bundestagswahl”, sagten die Experten von Index-Radar. Die Hoffnung internationaler Investoren auf eine wirtschaftsfreundliche Zweier-Koalition aus CDU/CSU und SPD werde gedämpft. “Sollten neben der Linken auch FDP und BSW die Fünf-Prozent-Hürde nehmen, könnte das politische Ringen um Mehrheiten länger dauern als erwartet”, schrieben sie. Auch wenn politische Börsen bekanntlich kurze Beine hätten, dürfte ein Dreierbündnis die Laune kurzfristig spürbar dämpfen.
Positiv war am Freitag das Bild im europäischen Chemiesektor , in dem Air Liquide das Feld anführten. Die Papiere des Industriegasekonzerns lagen nach überzeugenden Jahreszahlen auch an der Eurostoxx-Spitze mit plus 3,3 Prozent. JPMorgan-Experte Chetan Udeshi wertete ordentliche Zahlen und den Spielraum für die Margenschätzungen am Markt als beruhigend.
Im EuroStoxx waren zudem Prosus mit einem Plus von zwei Prozent unter den stärksten Werten. Der Kurs folgte hier dem mehr als sechsprozentigen Kurssprung der Kernbeteiligung Tencent. Die Titel des chinesischen Internet-Unternehmens waren in Hongkong einer Branchenrally gefolgt, die der Internet-Riese Alibaba mit optimistischen Aussagen zu den Geschäften im Bereich Künstliche Intelligenz ausgelöst hatte.
Airbus landeten im EuroStoxx mit minus 3,1 Prozent auf dem letzten Platz. Die Investmentbank Jefferies hatte ihre Kaufempfehlung für die Titel des Flugzeugbauers aufgegeben. Analystin Chloe Lemarie rät den Anlegern nach einem soliden Quartalsbericht dazu, auf eine anziehende Produktionsdynamik zu warten.
Schwäche zeigten auch Aktien aus dem europäischen Öl- und Gassektor . Der spanische Repsol-Konzern gab hier mit minus 3,2 Prozent die negative Richtung vor nach einem skeptischen Analystenkommentar der UBS. Shell sanken um 1,7 Prozent und TotalEnergies um 1,2 Prozent.
Nach einer positiven Nachricht von der US-Arzneimittelbehörde FDA zogen die Aktien von Novo Nordisk in Kopenhagen weiter an und gewannen letztlich 5,8 Prozent. Die FDA hatte gesagt, dass die Medikamente des dänischen Unternehmens zur Gewichtsreduktion und für Diabetes nicht mehr knapp seien. Novo Nordisk könne nun die Nachfrage nach Ozempic und Wegovy landesweit decken.
In London erfreute schließlich auch Standard Chartered die Anleger, wie das Plus von 3,8 Prozent zeigte. Die britische Bank hatte ein starkes Jahresergebnis bekannt gegeben und außerdem ein Aktienrückkaufpaket vermeldet. (dpa-AFX/cw)