Die europäischen Börsen haben ihre Gewinne am Freitag ausgebaut. Der EuroStoxx 50 schloss 0,81 Prozent höher auf 5.148,30 Punkte. Das bedeutete auf Wochensicht für den Leitindex der Euroregion ein Plus von 3,4 Prozent. Zwischenzeitlich hatte der Index ein Hoch seit dem Jahr 2000 erreicht.
Außerhalb des Euroraums stieg am Freitag der Schweizer Leitindex SMI um 0,40 Prozent auf 11.990,27 Punkte. Der britische FTSE 100 kletterte um 1,35 Prozent auf 8.505,22 Punkte nach oben.
Frischen Schwung hatten den Börsen zur Wochenmitte Inflationsdaten aus den USA eingehaucht, die die Zinssorgen der Anleger spürbar gemildert hatten. So war die Kerninflation überraschend niedrig gewesen.
Die Stimmung an den internationalen Märkten war nun am letzten Handelstag vor der Amtseinführung von Donald Trump als nächstem Präsidenten der Vereinigten Staaten gelöst. In den USA ging es für die Börsen deutlich bergauf. Positive Signale kamen zudem aus China, wo die Wirtschaft im vergangenen Jahr nach offiziellen Angaben um fünf Prozent gewachsen war.
Trübere Preissignale für die gewichtssenkenden Medikamente von Novo Nordisk warfen den Aktienkurs des dänischen Pharmaherstellers um 4,3 Prozent zurück. Zeitweise wurde Novo Nordisk am Freitag vom französischen Luxusgüterkonzern LVMH als wertvollstes Unternehmen Europas vom Thron gestoßen. Zum Handelsschluss lagen beide in puncto Marktkapitalisierung mit jeweils um die 345 Milliarden Euro Kopf an Kopf. LVMH gaben am Freitag um 0,8 Prozent nach, hatten aber am Vortag deutlich zugelegt.
Von den Hoffnungsschimmern aus China profitierten Rohstoffwerte, gilt das Land doch als bedeutender Importeur. Hinzu kamen Unternehmensnachrichten. So loten Glencore und Rio Tinto offenbar einen Zusammenschluss aus. Vertreter beider Unternehmen hätten darüber gesprochen, ob sie ihre Geschäfte zusammenlegen sollten, berichtete die Nachrichtenagentur Bloomberg unter Berufung auf mit der Angelegenheit vertraute Personen.
Die “Financial Times” (FT) erfuhr hingegen von Insidern, dass die Verhandlungen zu keinem Ergebnis geführt haben. Demnach fanden die ersten Gespräche bereits im Oktober statt. Die Unternehmen wollten die Informationen gegenüber Bloomberg und der britischen Zeitung nicht kommentieren. Die Aktien von Glencore stiegen am Freitag um 2,7 Prozent, die von Rio Tinto um 2,2 Prozent. Goldman Sachs hatte zudem das Kursziel für Rio Tinto angehoben und die Kaufempfehlung bestätigt.
Im Luxusgütersektor bauten Richemont ihre Gewinne nach dem Kurssprung am Vortag aus, und zwar um 1,2 Prozent. Eine ganze Reihe großer Häuser hatte Schätzungen und Kursziele erhöht. Der Luxusgüterkonzern habe das Jahr 2025 mit einem Paukenschlag begonnen, äußerte sich Analystin Chiara Battistini von JPMorgan positiv.
Gefragt waren zudem zyklische Werte aus den Bereichen Bau, Autos und Chemie, was als Zeichen gestiegener konjunktureller Zuversicht gewertet wurde. Aktien von Nutzfahrzeugherstellern profitierten auch von Signalen aus den USA. Jefferies-Analyst Michael Aspinall verwies auf die Pläne der US-Spedition JB Hunt. Die Amerikaner wollen im laufenden Jahr 700 bis 900 Millionen US-Dollar ausgeben und damit mehr als im Vorjahr. Bis zu 700 Millionen Dollar davon werden wohl in die Flottenerneuerung fließen.
Bei Holcim sorgte unterdessen eine Kurszielerhöhung durch Kepler Cheuvreux auf 103 Franken für Unterstützung. Die Aktien gewannen 2,1 Prozent.
Am Ende des Feldes lagen defensive Werte, allen voran der Pharmasektor, der allein im Minus notierte. Eine Ausnahme war mit DocMorris ein kleinerer Wert. Hier ging es deutlicher nach oben. Die Versandapotheke veröffentlicht am Dienstag die Umsätze aus dem Geschäftsjahr 2024. Analysten erwarten, dass sie gestiegen sind. (dpa-AFX/cw)