Die europäischen Aktienmärkte haben am Donnerstag nach den Vortagesgewinnen weiter zugelegt. Kursgewinne an den US-Börsen, wo vor allem Technologiewerte gefragt waren, gaben am Nachmittag Auftrieb und hievten den EuroStoxx 50 ins Plus: Der Eurozonen-Leitindex schloss 0,32 Prozent höher bei 5.114,98 Punkten. Investoren wetteten auf eine womöglich schon bald erfolgende Zinssenkung durch die US-Notenbank Fed, um eine Rezession in der weltgrößten Volkswirtschaft zu vermeiden, hieß es aus dem Handel.
Außerhalb des Euroraums zog der Schweizer SMI um 0,92 Prozent auf 11.917,59 Punkte an. In Großbritannien berappelte sich der FTSE 100 im späten Handel ebenfalls und beendete den Tag mit plus 0,05 Prozent auf 8.407,44 Punkte.
Im globalen Zollkrieg bleibt derweil die Lage unklar. Die Unsicherheit hat Folgen für das Verhalten der Marktteilnehmer. “Wie vielen Privatanlegern geht es aktuell auch den großen institutionellen Investoren, Vermögensverwaltern und Fondsmanagern, deren Arbeit mit einem immer noch völlig unberechenbaren US-Präsidenten Trump nicht leichter geworden ist”, betonte Kapitalmarktstratege Jürgen Molnar vom Broker Robomarkets. “Die Volatilität als Risikomaß für ihre Anlageentscheidungen dürfte in den kommenden Wochen und Monaten hoch bleiben und sie von größeren Engagements abhalten.”
In Europa prägte die Berichtssaison den Handelstag. Hier gehörten Luxuswerte zu den Leidtragenden. Nach den Gewinnen am Vortag standen sie wieder unter Druck. Kering verloren letztlich 1 Prozent nach anfangs höheren Abschlägen. Der Umsatz der Franzosen enttäuschte. EssilorLuxottica sanken nach Zahlen zum ersten Quartal um 2,1 Prozent.
Im Bankensektor stießen die Resultate von BNP Paribas auf wenig Gegenliebe. Die Turbulenzen an den Börsen hatten der französischen Großbank zwar im ersten Quartal einen Rekord im Aktienhandel beschert. Allerdings zehrten konzernweit hohe Kosten die gestiegenen Erträge auf. Die BNP-Aktien fielen um 2,2 Prozent.
Noch schlimmer erwischte es im Telekommunikationssektor Nokia. Der Netzwerkausrüster blickt angesichts der wechselhaften US-Zollpolitik etwas skeptischer auf seine Jahresziele, worauf die Aktien um 9,5 Prozent ans Ende im EuroStoxx absackten.
Es gab aber auch positive Überraschungen. So überzeugten im Chemiesektor Air Liquide. Der französische Gase-Hersteller war mit Zuwächsen in das neue Jahr gestartet. Die Nachfrage nach medizinischen Gasen blieb anhaltend hoch. Air Liquide zogen um 2,2 Prozent an.
Im Kielwasser guter Resultate von STMicroelectronics und dem US-Konkurrenten Texas Instruments waren auch europäische Halbleiterwerte gefragt. Infineon setzten sich mit plus 7,1 Prozent an die EuroStoxx-Spitze. STMicro gewannen in Paris 5,3 Prozent.
Eni gewannen 2,1 Prozent. Der italienische Energiekonzern hatte im ersten Quartal mit seinem Gewinn die Erwartungen der Analysten übertroffen. Trotz des Ölpreisrückgangs will das Unternehmen an seinen Ausschüttungsplänen festhalten. (dpa-AFX/cw)