PARIS/LONDON/ZÜRICH (dpa-AFX) – Die Anleger an Europas wichtigsten Aktienmärkte haben sich am Dienstag nach dem Scheitern der französischen Regierung zurückgehalten.
Der Eurozone-Leitindex EuroStoxx 50 EU0009658145
notierte gegen Mittag kaum verändert bei 5.362 Punkten. Außerhalb des Euro-Raums sank der Schweizer SMI CH0009980894
um 0,1 Prozent auf 12.298 Punkte, während der britische FTSE 100 GB0001383545
um 0,1 Prozent auf 9.234 Zähler zulegte.
Nach dem allgemein erwarteten Sturz der französischen Mitte-Rechts-Regierung unter François Bayrou muss Frankreichs Präsident Emmanuel Macron erneut einen neuen Premierminister finden, der das politisch gespaltene Land führen kann.
“Die Abwahl der Regierung war zwar weitgehend eingepreist, weshalb eine stärkere Reaktion am Aktien- und Anleihemarkt zunächst ausblieb. Zudem ist ein ähnlicher Gewöhnungseffekt wie an die politische Unsicherheit unter einem US-Präsidenten Trump erkennbar. Allerdings sollten Anleger die langfristigen, politischen Risiken für die Finanzmärkte nicht unterschätzen”, warnte Kapitalmarktstratege Jürgen Molnar von RoboMarkets.
Aus Unternehmenssicht stand ein Milliarden-Deal im Rohstoffsektor im Anlegerfokus: Der britisch-südafrikanische Bergbaukonzern Anglo American GB00B1XZS820
und der kanadische Kupferproduzent Teck Resources CA8787423034
wollen sich zusammenschließen. Gemeinsam bringen die beiden Konzerne rund 54 Milliarden US-Dollar auf die Börsenwaage. Nach Abschluss der Transaktion sollen die Anteilseigner von Anglo-American etwa 62,4 Prozent und die Teck-Aktionäre etwa 37,6 Prozent am neuen Unternehmen Anglo Teck halten.
Aktienstratege Matt Britzman von Hargreaves Lansdown hob die in Aussicht gestellten jährlichen Kostensynergien und die avisierte Gewinnsteigerung positiv hervor. Den eigentlichen Mehrwert sieht er aber in den Wachstumschancen des künftigen Unternehmens. Für die Anleger von Anglo American versüße die Sonderdividende das kurzfristige Bild. Die Anglo-Papiere stiegen in London zuletzt um 9,6 Prozent. Für Teck ging es im vorbörslichen US-Handel um fast 10 Prozent nach oben.
Die Aktien von ABN Amro NL0011540547
reagierten mit einem Kursrückgang von 1,3 Prozent auf die Nachricht, dass die niederländische Regierung mit einer weiteren Reduzierung ihrer Beteiligung an der Bank beginnt. Demzufolge soll der Staatsanteil von derzeit 30,5 Prozent auf etwa 20 Prozent sinken. Der Staat hatte mit seinem Einstieg während der großen Finanzkrise das Kreditinstitut gerettet.
Für die Aktien von Renault FR0000131906
ging es zuletzt um knapp 3 Prozent auf 33,95 Euro nach oben. Zuvor hatte die Investmentbank Exane BNP die Papiere des Autobauers mit “Outperform” und einem Kursziel von 45 Euro in die Bewertung wieder aufgenommen.