Der deutsche Aktienmarkt hat am Dienstag kräftig nachgegeben. Negative Impulse kamen vor allem aus den USA. Dort hatten die Börsen zum Wochenauftakt bereits spürbar Federn gelassen und werden erneut schwächer erwartet.
Die Unsicherheit ist so hoch wie lange nicht mehr, konstatierte Portfoliomanager Thomas Altmann von QC Partners. Der Dax hat “nach Ostern die lang erwartete Korrektur eingeleitet, ergänzte Kapitalmarktstratege Jürgen Molnar von Robomarkets. Zum einen beunruhigt das Thema Zinsen die Anleger, zum anderen die sich weiter zuspitzende Situation im Nahen Osten. Die vom Forschungsinstitut ZEW ermittelten, und etwas besser als erwartet ausgefallenen Stimmungsdaten deutscher Finanzexperten bewegten den Markt kaum.
Zur Mittagszeit büßte der Dax 1,43 Prozent auf 17 768,61 Punkte ein. Der MDax verlor 1,55 Prozent auf 26 036,73 Zähler. Europaweit sah es nicht viel besser aus.
Auf seinem Erholungspfad am Montag hatte das deutsche Börsenbarometer noch zeitweise die 21-Tage-Linie für den kurzfristigen Trend übersprungen und war in Richtung 18 200 Punkte geklettert. Im Verlauf gab es aber einen Großteil seiner Gewinne wieder ab, weshalb Chef-Marktanalyst Jochen Stanzl vom Broker CMC Markets warnt: “Solange es dem Dax nicht gelingt, die Schlüsselunterstützung bei 18 200 Punkten zurückzuerobern, bleibt er im Korrekturmodus.” Bei einer weiteren Eintrübung der Nachrichtenlage sei sogar ein Fall bis auf 17 700 und anschließend 17 000 Punkte denkbar.
Angesichts starker US-Wirtschaftsdaten wie dem Arbeitsmarktbericht oder den Einzelhandelsumsätzen sowie der hartnäckigen Inflation stellen sich vermehrt Anleger die Frage, ob es in diesem Jahr überhaupt eine Zinssenkung in der weltgrößten Volkswirtschaft geben wird. Zudem schwebt über dem Markt die Sorge über eine weitere Nahost-Eskalation, denn Israel will den iranischen Großangriff laut Angaben der Militärführung des Landes nicht unbeantwortet lassen. Man wäge die weiteren Schritte ab, hieß es. Bisher wurde allerdings noch nicht über die Reaktion entschieden.
Unter den Einzelwerten legten Fresenius an der Dax-Spitze um 3,9 Prozent zu. Der Klinikbetreiber und Gesundheitskonzern gab am Vorabend die US-Markteinführung des Biosimilars Tyenne bekannt. Dabei handelt es sich um ein Nachahmerprodukt des zuvor patentgeschützten Antikörpers Tocilizumab gegen verschiedene Autoimmunerkrankungen. Die Anteile des Konsumgüter- und Klebstoffherstellers Beiersdorf stiegen nach der Anhebung des Umsatzziels für 2024 um 1,7 Prozent.
Im MDax gaben Nordex nach anfänglichen Gewinnen um unterdurchschnittliche 0,3 Prozent nach. Der Windkraftanlagenhersteller hatte am Morgen seine Auftragseingänge für das erste Quartal bekannt gegeben.
Am Vorabend bereits hatte der Medizin- und Sicherheitstechnikkonzern Drägerwerk Eckzahlen für sein erstes Quartal veröffentlicht und zugleich die Jahresziele bestätigt. Analysten lobten die Margenentwicklung. Die Aktien stiegen um 0,2 Prozent. Weiter abwärts dagegen ging es mit fast 12 Prozent für Varta. Sie waren am Freitag bereits um mehr als 30 Prozent abgesackt und am Montag nochmals um weitere 8 Prozent. Der Batteriehersteller hatte vor dem Wochenende das eigene Umstrukturierungskonzept als unzureichend bezeichnet und braucht erneut Geld. (dap-AFX/ck/mis/aig)