FRANKFURT: Die Hoffnung auf ein historisches Finanzpaket in Deutschland hat dem Dax am Dienstag zu einem erneuten Rekordhoch verholfen. Die Bestmarke wurde am Vormittag auf gut 23.476 Punkte leicht nach oben geschraubt. Zuletzt betrug das Plus dann noch 1,08 Prozent auf 23.406 Zähler. Der Dax baute sein Jahresplus in der Spitze auf knapp 18 Prozent aus.
Anleger bleiben optimistisch, dass die Schuldenbremse gelockert und der Weg für milliardenschwere Investitionen in Rüstung und Infrastruktur geebnet wird. Das dazu geschnürte Finanzpaket soll am Dienstag im alten Bundestag eine erste Hürde nehmen, bevor am Freitag dann noch die Abstimmung im Bundesrat ansteht.
Vor diesem Hintergrund legte der MDax mit den mittelgroßen deutschen Unternehmen am Dienstag um zuletzt zwei Prozent auf 30.097 Zähler zu. Das EuroStoxx-Plus fiel mit 0,7 Prozent etwas gemäßigter aus, während sich in New York ein geringfügig schwächerer Auftakt abzeichnete. Laut dem Marktbeobachter Thomas Altmann von QC Partners bleibt der Dax “der große Outperformer am Aktienmarkt.”
Bei der Abstimmung im Bundestag ist eine Zweidrittelmehrheit nötig, die Union, SPD und Grüne im alten Bundestag rechnerisch gemeinsam erreichen. In Erwartung der drastisch erhöhten Staatsausgaben wird die konjunkturelle Zuversicht größer. Dies zeigte sich auch an den Konjunkturerwartungen deutscher Finanzexperten, die im ZEW-Index gemessen werden. Diese hellten sich erneut kräftig auf.
“Die potenziellen Koalitionspartner zünden mit ihren geplanten großvolumigen Staatsausgaben die Konjunkturrakete”, urteilte Thomas Gitzel von der VP Bank mit Blick auf den ZEW-Index, der gegenüber dem Vormonat um 25,6 Punkte auf 51,6 Punkte stieg. Der “Merz-Turbo” bringe die deutsche Wirtschaft “auf die Überholspur”. Laut der Helaba sorgt die US-Zollpolitik zwar für Verunsicherung, das schuldenfinanzierte Konjunkturprogramm wiege aber schwerer.
Aktienseitig blieben die zuletzt schon von dem Milliardenpaket angetriebenen Werte aus den Rüstungs- und Infrastrukturbereichen im Mittelpunkt – auch deshalb, weil Unionsfraktionschef Friedrich Merz (CDU) noch für diese Woche eine Freigabe aufgestockter Ukraine-Hilfen in Aussicht stellte. Den einschlägigen Rüstungsaktien Rheinmetall, Hensoldt und Renk gelangen daraufhin erneute Rekorde.
Anleger erweiterten zuletzt aber schon den Kreis um weitere Profiteure. SFC Energy zum Beispiel setzten ihren Vortagskurssprung mit 12 Prozent Plus fort. Zum besten SDax-Wert avancierten jedoch Deutz mit einem Kurssprung um 14 Prozent. Sie profitierten dabei von der Idee, mit Motoren auch etwas abzubekommen. Die Titel des österreichischen Motorenbauers Steyr Motors legen seit Tagen schon kräftig zu, genauso wie jene des Steyr-Großaktionärs Mutares.
Auch die Aktien von Thyssenkrupp bleiben 2025 bei Anlegern als vermutlicher Profiteur des Rüstungsbooms sehr begehrt. Wie die Nachrichtenagentur Bloomberg unter Berufung auf Kreise berichtete, winkt der Sparte Marine Systems (TKMS) ein milliardenschwerer Großauftrag aus Deutschland über sechs Fregatten. Einem Händler zufolge ist die Spekulation darüber von Bedeutung, aber auch nicht mehr überraschend.
Die Zuversicht der Anleger zeigte sich generell bei konjunkturabhängigen Branchen. Investoren setzten in der Breite auch auf zyklische Titel aus den Bereichen Automobilbau, Technologie und Banken. Schwäche zeigten dagegen weiterhin Immobilienwerte, die seit geraumer Zeit unter steigenden Renditen am Anleihemarkt und damit verbundenen Zinssorgen leiden.
Zahlenvorlagen von Fraport und Springer Nature stießen wegen verhaltener Ausblicke jeweils auf negative Reaktionen. Im Falle des Flughafenbetreibers ging es im MDax noch recht milde um 0,8 Prozent bergab, während die Titel des wissenschaftlichen Verlags im SDax um 7,4 Prozent absackten auf ein Rekordtief. Sie rutschten auch deutlich unter ihren Ausgabepreis beim Börsengang im Herbst.