Vorsichtige Analystenstimmen haben die Aktien der deutschen Immobilienkonzerne am Montag zeitweise unter Druck gesetzt. Angesichts des milliardenschweren Finanzpakets und steigender Renditen in Deutschland werden die Analysten der Deutschen Bank und die Experten des US-Analysehauses Bernstein Research pessimistischer für die Immo-Werte. Beide strichen ihre Kaufempfehlungen für Vonovia und stuften unter anderem auch LEG ab. Die Aktien des Sektors machten Kursverluste aber weitgehend wieder wett.
Die “whatever it takes”-Wachstumsinitiative des wohl nächsten deutschen Bundeskanzlers Friedrich Merz habe zu massiv steigenden Renditen langfristiger Anleihen in Kontinentaleuropa geführt, schrieben die Experten von Bernstein. Dies habe eine neue Ära für Bonds und Wachstumsperspektiven eingeläutet. Besonders Immobilienkonzerne mit einer hohen Verschuldung dürften sensibel darauf reagieren. Die unambitionierten Bewertungen der Branchentitel entsprächen den höheren Risiken und Unsicherheiten.
Deutsche-Bank-Analyst Thomas Rothäusler rechnet im Basisszenario nun mit einer Bund-Rendite von 3,0 Prozent. Selbst wenn das geplante Infrastrukturpaket nicht durchgehe, dürfte ein Investitionszyklus starten, schrieb er. Fundamental dürfte sich die Belastung durch höhere Renditen zwar in Grenzen halten, die Verschuldung der Immobilienkonzerne könnte aber steigen. Rohäusler erwartet daher weitere Verkäufe von Bestandsimmobilien. Die Dividenden dürften jedoch nicht darunter leiden.
Rothäusler sieht insbesondere Vonovia wegen der enormen Zinssensibilität kritisch. Die Aktien verloren im Dax 0,3 Prozent. LEG legten im MDax nach zeitweisen Verlusten von 3,3 Prozent dagegen letztlich moderat zu, der Deutsche-Bank-Analyst attestierte dem Immobilienkonzern eine geringere Zinssensibilität. Außerdem gaben Deutsche Wohnen leicht nach, während es die Aktien von Aroundtown knapp und die von TAG Immobilien sogar deutlicher ins Plus schafften.
Im Nebenwerte-Index SDax ging es derweil für Grand City Properties um 1,3 Prozent abwärts. Die Aktien der Aroundtown-Tochter profitierten nicht von der Aussicht auf eine Dividende nach mehrjähriger Pause. Spätestens für 2025 sollen wieder bis zu 83 Cent je Anteilsschein an die Aktionäre ausgeschüttet werden. Deutsche-Bank-Analyst Rothäusler bleibt unabhängig davon mit Blick auf Grand City weiterhin besonders kritisch, unter anderem aufgrund hoher Verbindlichkeiten. (dpa-AFX/cw)