Annika Gramlich: Mit Vollgas in neue Abenteuer!

Foto: ©Jessica Geske, ©Annika Gramlich
Annika Gramlich mit Hündin Mila ©Jessica Geske, ©Annika Gramlich

Annika Gramlichs Leidenschaft zum Motorradfahren wurde in ihrer Jugend geweckt. Ihr Vater, selbst Biker, war allerdings strikt dagegen, dass sie mit 16 Jahren aufs Motorrad steigt. Mit 30 hat sie den Führerschein dann trotzdem gemacht. Für sie die beste Entscheidung ihres Lebens.

Bereits während sie Fahrstunden nahm, gründete sie die Facebook-Gruppe SHE RIDES, die damals noch einen anderen Namen trug. Inzwischen gibt es 30 Regionalgruppen in Deutschland, Österreich und der Schweiz, die sich zu Stammtischen und gemeinsamen Ausfahrten treffen. Das Altersspektrum recht von Anfang 20 Jahren bis hin zu 60 plus. Wobei selbst bei den Älteren nicht alles alte „Motorrad–Häsinnen“ sind.

Mittlerweile gehören zur SHE RIDES Initiative verschiedene Angebote wie ein Online-Magazin, ein Podcast sowie eine Academy, die Online-Kurse und Vorträge für Bikerinnen anbietet. Darüber hinaus organisiert die Gruppe den SHE RIDES Summit, das Gipfeltreffen für motorradfahrende Frauen, das Ende Juni im Odenwald stattfindet.

COURAGE: Wie bist Du zum Motorradfahren gekommen?

Annika: Ich wollte schon als Teenager Motorradfahren, Motorräder haben mich einfach schon immer in ihren Bann gezogen. Mit 16 wollten meine Eltern allerdings nicht, dass ich einen Führerschein mache und so kam es, dass ich zunächst viele Jahre „nur“ Roller gefahren bin. 15 Jahre bin ich mit meiner Knutschkugel durch die Gegend gebraust und hab es geliebt. Der Traum vom Motorrad hat sich damit nur verstärkt und vor ein paar Jahren habe ich mir den Motorradführerschein dann selbst geschenkt. 

Was hat Dich bewegt, eine Community für motorradfahrende Frauen zu gründen?

Lange hatte ich hin und her überlegt, ob der Motorradführerschein eine „sinnvolle“ Sache ist. Ich hatte keinen motorradfahrenden Freundeskreis mehr, anders als in meiner Teenager-Zeit, und Frauen, die Motorradfahren, kannte ich überhaupt keine. Ich hatte also diesen gesellschaftlich anerzogenen Glaubenssatz, dass Motorradfahren ein Hobby für Männer sei und habe mich selbst zurückgehalten, den Führerschein zu machen. Als ich mich dann doch dazu entschlossen habe, habe ich mich auch auf die Suche nach Gleichgesinnten gemacht und festgestellt, dass es mehr Bikerinnen gibt, als ich dachte. So entstand damals die Facebook-Gruppe, aus welcher bis heute eine über 9000 Frauen starke Community geworden ist.

Welche Frauen kommen zu Euch – von der gemeinsamen Motorrad-Leidenschaft mal abgesehen?

Die Frauen, die sich uns anschließen, kommen aus unterschiedlichen Gründen zu uns. Sie suchen Tipps für den Einstieg, wollen sich unter Frauen offen austauschen, etwa wenn die Suche nach der passenden Motorradbekleidung zum Problem wird. Oder sie sind es leid, für technische Fragen in gemischten Gruppen belächelt zu werden. Andere suchen einfach nur Anschluss, haben Lust in einer reinen „Mädelstruppe“ unterwegs zu sein und wollen neue Biker-Freundschaften schließen. Ob 20 oder 68 Jahre, unabhängig vom Motorradtyp und egal ob Einsteigerin oder passionierte Bikerin: Bei uns sind alle willkommen. Die gemeinsame Leidenschaft eint uns, und die Vielfalt innerhalb der Community macht das Miteinander so wunderbar abwechslungsreich.

Eure Website richtet sich vor allem an „Abenteurerinnen“. Was muss frau „können“, um bei euch dabei zu sein?

Unser Motto ist „Mit Vollgas in neue Abenteuer“. Jeder Tag auf dem Motorrad bringt neue Erlebnisse mit sich. Jede Tour ist ein kleines Abenteuer. Egal ob frau gerade erst das Abenteuer Motorrad für sich entdeckt hat oder sich zu einer großen Reise aufmacht – jede lebt ihre Leidenschaft ein bisschen anders aus. Das Motorradfahren ist ein individuelles Hobby und so individuell sind auch unsere Abenteurerinnen.

Wie reagieren die Motorrad-Männer auf Eure Community?

Die meisten Motorrad-Männer, wie Du so schön gesagt hast, finden es toll, dass es immer mehr motorradfahrende Frauen gibt – das hat natürlich auch mit der Sichtbarkeit zu tun, die wir durch den Zusammenhalt unter uns Bikerinnen erreichen. Unser Ziel ist es, dass das Hobby Motorradfahren auch für Frauen als selbstverständlich wahrgenommen wird, auch über die Motorrad-Bubble hinaus. Hin und wieder stößt es dem einen oder anderen Herrn auf, dass wir eine Community nur für Frauen sind, dass es Events und Aktionen gibt, die von uns exklusiv für Motorradfrauen organisiert werden, wie zum Beispiel der SHE RIDES Summit. Man(n) fühlt sich scheinbar ausgegrenzt. Wir sehen unsere Gemeinschaft und das, was wir tun, jedoch als Erweiterung der Vielfalt innerhalb der Motorradwelt. Das wird von den meisten auch so wahrgenommen und wertgeschätzt.

Was machst du hauptberuflich? Wie viel Zeit bleibt dir, um wirklich auf dem Bike unterwegs zu sein?

Hauptberuflich bin ich Marketingberaterin und ziemlich eingespannt. Es ist nicht immer einfach, neben Job und der Arbeit für SHE RIDES hinter den Kulissen viel Zeit zum Motorradfahren zu finden. Ich versuche mir jedoch, immer wieder ein kleines Motorradabenteuer in meinen vollen Terminkalender einzubauen. Der Summit oder unser Camping-Wochenende an der Müritz sind dafür ideale Gelegenheiten. Da darf die Anfahrt auch im großen Bogen außen herum zum Ziel führen.

Fährt Dein Hund tatsächlich mit?

Meine Hündin Mila ist tatsächlich oft mit von der Partie und damit eine waschechte Motorradabenteurerin. Sie liebt es, mit mir unterwegs zu sein. Sobald ich meine Motorradsachen anziehe, steht sie an der Tür und will mit.

Was war dein schönstes Motorrad-Erlebnis?

Es gibt so viele wundervolle Motorrad-Erlebnisse, von denen ich berichten könnte. Mein Highlight im vergangenen Jahr war jedoch sicher unser erstes großes Community-Treffen an der Müritz. Es war einfach gigantisch zu sehen, wie viele Frauen die Leidenschaft zum Motorradfahren teilen und wie groß die Community in den letzten Jahren geworden ist. Der Zusammenhalt unter den SHE-RIDES-Bikerinnen ist für mich immer wieder überwältigend.

Von welcher Motorradtour träumst Du?

Auf meiner Bucket List steht ganz oben eine Motorradtour im Himalaya. Eine Fahrt durch das Hochtal Spiti mit den höchstgelegenen Pässen der Welt bis nach Ladakh auf 5608 Meter wäre für mich das Abenteuer schlechthin.

 

Infos zum SHE RIDES SUMMIT 2024

Vom 28. bis 30. Juni 2024 treffen sich Motorradfahrerinnen aus Deutschland, Österreich und der Schweiz zum ersten SHE RIDES Summit auf der Burg Breuberg in Hessen. Das Ziel dieses „Gipfeltreffens“ für motorradfahrende Frauen: ihre Motorrad-Leidenschaft zu feiern, Erfahrungen auszutauschen und sich zu vernetzen. Es gibt ein umfangreiches Rahmenprogramm mit Musik, Shows und Sport, einem Ausstellerbereich sowie Workshops und Vorträgen rund um das Thema Reisen. Es werden sowohl Tages- als auch Weekend-Tickets angeboten.

Interessierte können sich hier für das Gipfeltreffen registrieren und erhalten weitere Informationen auf der offiziellen Website des Events.

 

Heißer Tipp: Wir verlosen zwei Weekend-Pässe für das Summit. Am besten gleich hier teilnehmen!

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