Au du Fröhliche…

Foto: Liliboas/iStock Weihnachten
Foto: Liliboas/iStock

Uff, es ist geschafft. Jedes Jahr auf’s neue nehmen wir uns vor Weihnachten ganz fest vor: Kein Stress, keine Hektik, keine Geschenke. Oder, wenn schließlich doch, wirklich nur eine Kleinigkeit. Gleichwohl wird man dann doch mitgerissen – von der turbulenten Geschäftigkeit in den feierlich beleuchteten Straßen, den Weihnachtsfeier, dem Glühweintrinken.

Noch schnell ein paar Päckchen verschicken, will ja nicht jeder kein Geschenk. Die Karten an Oma, Opa, Tanten, Onkel, Neffen, Nichten, Cousins und Cousinen nicht vergessen. Ein „Sehen wir uns noch vor Weihnachten?“ erhält da eine apokalyptische Dringlichkeit, welche die Gesamtheit aller anderen Termine im Rest des Jahres alt aussehen lässt. Als stünde uns danach nicht der gähnend lange Januar bevor, der jedes Jahr um einen Tag zu wachsen scheint.

Man kann sich dem einfach nicht entziehen. Der Konsum läuft auf Hochtouren, die Geschäfte sind voll, das Portemonnaie schnell leer und trotz aller guten Vorsätze („Dieser ganze Maximalismus ist ja mal sowas von 90er“) liegt am Weihnachtsabend unter dem Baum ein großer Haufen bunter Päckchen.

Hört man sich nach dem Heiligen Abend um, balancieren auf den Badezimmerablagen nun dicht gedrängt schöne Duschgels und Cremes, die Schränke sind voll mit dekorativen Schüsselchen oder fischförmigen Karaffen, die gluckern, wenn man sie ausgießt. Essig und Öl in hübschen Flaschen stehen jetzt doppelt und dreifach in der Küche, daneben edle Salz- und Pfefferstreuer. Herrlich. Alles Dinge, ohne die der Haushalt auch vorher gut funktionierte. Junge Leute hatten vermutlich nicht selten auch frohe i-Nachten: Neues iPhone, iPad. Alles, was Spaß macht.

Und jetzt beginnt die sogenannte Zeit zwischen den Jahren. Zeit für Natur und besinnliche Dinge, also was einem in der Gesamtheit aller Grußkarten gewünscht – oder eher gepredigt – wird. Vielleicht mal eins der Bücher lesen, die da schon so lange liegen. Winterspaziergänge durch den stillen Wald. Zur Ruhe kommen, sich besinnen. Frieden, Frieden, Frieden. Durchatmen.

Aber oh je, das stimmt ja gar nicht. Da steht ja schon Silvester vor der Tür? Zu welcher Party soll ich gehen? Und noch viel wichtiger: Was ziehe ich an? Wo bin ich eingeladen, wo nicht? Passt mir das Glitzerne dieses Jahr vielleicht besser? Im vergangenen Jahr war es schon ein bisschen eng, aber wann soll ich das denn sonst anziehen?

Nun, nächstes Jahr werden wir uns an unsere Vorsätze halten – ganz bestimmt. Da wird es ruhiger und ganz besinnlich. Sicher.

Obwohl, wenn ich so darüber nachdenke. Schön war’s in diesem Jahr. Irgendwie mit allem, was dazu gehört. Und überhaupt: Sieht man sich im neuen Jahr?

Alexa Gräf
Redakteurin Courage

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