Gut neun Monate später als ursprünglich geplant stehen zwei seit Juni an Bord der Internationalen Raumstation ISS gestrandete US-Astronauten vor der Rückkehr zur Erde. Die Nasa-Astronautin Suni Williams und ihr Kollege Barry «Butch» Wilmore hatten rund eine Woche auf der ISS bleiben sollen, doch eine Panne an ihrem «Starliner»-Raumschiff hatte die Rückkehr verzögert.
Am Dienstag (18. März) sollen die beiden nun nach Angaben der US-Raumfahrtbehörde Nasa gemeinsam mit ihrem Kollegen Nick Hague sowie dem russischen Kosmonauten Alexander Gorbunow in einem «Crew Dragon» der privaten Raumfahrtfirma SpaceX von Tech-Milliardär Elon Musk von der ISS abdocken. Gegen 6.05 Uhr MEZ soll die sogenannte «Crew 9» die ISS verlassen. Kurz vor 23 Uhr MEZ soll ihre Kapsel dann im Meer vor der Küste Floridas landen. Diese Planung kann sich kurzfristig aber auch noch aus verschiedensten Gründen verschieben, etwa wegen des Wetters. Am Wochenende war eine vierköpfige Ablöse-Crew zur ISS geflogen.
«Immer auf unbekannte, unerwartete Eventualitäten vorbereitet»
Der 62 Jahre alte Wilmore und die 59 Jahre alte Williams sind erfahrene Astronauten, die schon mehrfach im All und auf der ISS waren. «Wir kamen hier rauf und waren darauf vorbereitet, lang zu bleiben, auch wenn wir geplant hatten, kurz zu bleiben», sagte Wilmore kürzlich bei einer live von der ISS übertragenen Pressekonferenz. «Das ist das, was wir in der bemannten Raumfahrt machen.» Es gehe immer darum, auf «unbekannte, unerwartete Eventualitäten» vorbereitet zu sein.
Beide waren Anfang Juni mit dem vom US-Luft- und Raumfahrttechnikkonzern Boeing entwickelten Raumschiff «Starliner» zur ISS geflogen. Unter anderem wegen Problemen mit den Triebwerken und Heliumlecks entschied die Nasa aus Sicherheitsgründen, das Raumschiff leer zurück zur Erde zu holen. Im September flog dann die «Crew-9» mit nur zwei anstatt der ursprünglich geplanten vier Raumfahrer in einem «Crew Dragon» zur Raumstation – und machte so zwei Plätze frei für Williams und Wilmore.
Entscheidung knifflig – aber nicht politisch
Es war eine der kniffligsten Entscheidungen in der Geschichte der Nasa: Dabei musste sie – neben der Sicherheit der Astronauten als höchster Priorität – unter anderem auch bedenken, dass diese an Bord der ISS Extra-Ressourcen verbrauchten – wie etwa Lebensmittel und Hygiene-Artikel – und zudem höherer Strahlung ausgesetzt waren als ursprünglich veranschlagt. Die Zukunft des krisengeplagten Raumschiffs «Starliner» bleibt ungewiss – auch wenn die Nasa nach wie vor betont, dass ein weiteres Transportsystem als Alternative zum «Crew Dragon» gewünscht ist.
Politisch sei die Entscheidung nicht beeinflusst gewesen, betont die Nasa – und auch Wilmore: «Die Politik spielt da überhaupt nicht rein.» Tech-Milliardär Musk, der mit seinem privaten Raumfahrtunternehmen SpaceX die «Dragon»-Kapsel entwickelt hat und derzeit als einer der engsten Mitarbeiter von US-Präsident Donald Trump agiert, hatte mehrfach behauptet, die Verschiebung sei von der Vorgängerregierung aus politischen Gründen festgelegt worden. Beweise dafür hatte er nicht vorgelegt.
Williams: «Werde alles am Weltall vermissen»
Das Ganze sei eine «Achterbahn» gewesen, sagte Astronautin Williams – und wahrscheinlich noch viel mehr für ihre Familien und Freunde auf der Erde als für sie selbst. «Wir sind hier. Wir haben eine Mission. Wir machen einfach das, was wir jeden Tag machen, und jeder Tag ist interessant, weil wir hier oben im All sind, und das macht Spaß.» Unter anderem habe sie ein Kartenspiel mit an Bord gebracht, das in der Freizeit viel benutzt worden sei.
Jetzt freue sie sich darauf, Familie und Freunde wiederzusehen – und ihre beiden Labrador-Hunde, sagte Williams. Aber sie werde auch «alles am Weltall vermissen», es habe ihr eine «wunderbare Perspektive» gegeben. «Ich will diesen Funken der Inspiration und der Perspektive nicht verlieren, wenn ich gehe, irgendwie muss ich mir das bewahren.» (dpa/wr)