Babos bevorzugt?

Foto: sungedi/AdobeStock
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Liebe Leserin, lieber Leser,

wie ist es, eine Frau als Chefin zu haben? Wenn es um weibliche Führungskräfte geht, kippt die Stimmung unter Kolleginnen oft schneller, als man denkt. „Bloß keine Chefin mehr im nächsten Job“ – diesen Satz höre ich überraschend oft. Vor allem von Freundinnen. „Women support women“ bis es um Karriere geht?

Ich war noch nie Chefin, also habe ich meine gefragt. Sie räumte ein, wie schwer es ist, Everybody’s Darling und gleichzeitig Chefin zu sein. Dann doch lieber ein Babo? Auch wenn dieser Begriff, der seinen Ursprung im Türkischen hat und sich lose in „Anführer“ übersetzen lässt, mit einer gewissen Konotation behaftet ist und einem eher bildungsfernen Milieu zugeschrieben wird – die Idee scheint sich bis in obere Akademikerschichten zu ziehen. Männer seien die besseren Chefs.

Das alles ist aber bis jetzt noch sehr anekdotisch. Als Kommunikationswissenschaftlerin brauche ich für so eine vage Behauptung schon eine handfestere Stütze.

Zum Beispiel die kürzlich veröffentlichte Studie des „Human Resource Management Journal“. Ihre Ergebnisse zeigen, dass Frauen weniger zufrieden mit ihrer Karriere sind, wenn sie eine Frau als Vorgesetzte haben. Das Ergebnis trat in allen untersuchten Ländern auf, lässt sich also nicht auf die „Andere Länder, andere Sitten“-Karte schieben. Stattdessen könnte der Grund im sogenannten Queen-Bee-Syndrom liegen: Frauen in Führungspositionen neigen dazu, andere Frauen eher zurückzudrängen, anstatt sie zu unterstützen.

Margit Osterloh, Professorin an der Universität Zürich, erklärt in einem Interview mit der NZZ, dass dieses Verhalten nicht nur bei Frauen, sondern generell bei Minderheiten zu beobachten ist, die um ihre Position kämpfen müssen. Der Druck, sich in einer männerdominierten Welt zu behaupten, kann dazu führen, dass weibliche Führungskräfte ihre „weiblichen“ Eigenschaften verstecken und sich härter zeigen müssen. Das führt oft zu einem intensiveren Konkurrenzkampf zwischen Frauen als zwischen Männern.

Doch die Befragungen zeigen auch, dass ein Anstieg der Frauen in Führungspositionen zu einem seltener vorkommenden Queen-Bee-Verhalten führt. Die Zufriedenheit steigt, wenn mehr Frauen in Führungspositionen sind. Konkurrenz entsteht dort, wo Ressourcen knapp sind – und das gilt eben auch für Macht. Ich frage mich: Wenn uns schon der Gedanke an eine Chefin verunsichert – wie sollen wir dann selbst einmal mit gutem Gefühl führen?

Was ist das richtige Verhalten? Es kann doch nicht sein, dass wir im Berufsleben (und überall sonst) „brave Mädchen“ sein sollen und für jede Durchsetzungsstärke gleich die „Bienenkönigin“-Keule kassieren. Es ist das Barbie-Paradoxon. Wer den Barbie-Film gesehen hat, kennt das Dilemma: Du musst eine Chefin sein, aber du darfst nicht gemein sein. Du musst anführen können, aber du darfst die Ideen anderer nicht unterdrücken. Aber du sollst immer herausstechen und immer dankbar sein.

Sheryl Sandberg, ehemals Facebook-Managerin, sagte einst: „Frauen sind nicht gemeiner zu Frauen als Männer zueinander. Von Frauen wird nur erwartet, dass sie netter sind.“ Ist es also nicht so, dass Frauen grundsätzlich unkollegialer und wettbewerbsorientierter sind, wir aber einfach einen anderen Maßstab bei ihnen ansetzen? Von Frauen wird emotionale Fürsorge, Freundlichkeit und Teamgeist erwartet – vor allem untereinander. Gibt es dann doch mal Meinungsverschiedenheiten, wird es oft zum Drama stilisiert. Oder liegt es doch an etwas ganz Anderem?

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Bleibt fair, bleibt laut – und habt ein dramafreies Wochenende.

Alexa Gräf

Redakteurin Courage

Sind Frauen die schlechteren Chefs?
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  • Ja, ich hatte in der Vergangenheit mehr Probleme mit meinen weiblichen Chefs, als mit den männlichen. 0%, 0 Stimmen
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  • Nein, mit weiblichen Vorgesetzten kann ich viel besser! 0%, 0 Stimmen
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11. April 2025
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