Liebe Leserin, lieber Leser,
der Stromausfall, der vergangenen Montag Spanien und Portugal lahmlegte, war für viele eine unerwartete Herausforderung. Auch für Touristen – wie mich. Mein Mann hatte mich für ein paar Tage rund um meinen Geburtstag nach Portugal eingeladen – und plötzlich suchte ein Lockdown das Land heim. Zum Glück hatten wir genügend Bargeld dabei. Viele englische Gäste, denen wir begegneten, taten sich schwerer. Wenn sie überhaupt Scheine dabei hatten, dann Pfundnoten, die aber im Euroland Portugal keiner haben wollte.
In Großbritannien, trägt kaum jemand noch Münzen und Scheine mit sich – alles funktioniert mit der Kreditkarte. Deutschland hinkt beim Thema „Bargeldloses Bezahlen“ anderen Ländern hinterher. Die beiden jungen Engländerinnen, denen wir einen Drink spendierten, konnten sich nicht daran erinnern, wann sie das letzte Mal mit Bargeld bezahlt hatten. Unhygienisch sei das. Vielleicht überdenken sie ihre Position jetzt.
Als der Strom ausfiel, funktionierte nichts mehr. Keine Kartenzahlung, kein Geldautomat, kein mobiles Internet. Supermärkte und Tankstellen blieben geschlossen, die Küchen in Restaurants kalt. Diejenigen, die mit Gasherden im Freien kochten, waren im Vorteil. Der Gasherd in der Küche konnte ohne den (elektrischen) Abzug nicht benutzt werden. „In“ war, wer Bargeld hatte. Der wurde in ein Restaurant gelassen – auch wenn die Küche kalt blieb. Aber Tomatensalat mit Brot und Käse ist ja auch nicht zu verachten.
Die schöne neue Welt der Digitalisierung – plötzlich war sie ganz schön still. Und zwangsläufig kam die Frage auf, was eigentlich mit den Krypto-Netzwerken bei einem Blackout passiert. All diese Währungen basieren auf der sogenannten Blockchain – einer Art öffentlich einsehbarem digitalem Kassenbuch. Alle Transaktionen, die jemals mit Kryptos getätigt wurden, werden in dieser Blockchain gespeichert. Die Netzwerke liegen nicht auf einem zentralen Server, sondern verteilen sich auf Tausende von Rechnern weltweit. Und bleiben auch dann stabil, wenn in einem ganzen Land die Lichter ausgehen. Aber kurzfristig funktionieren sie nicht.
Die Digitalisierung des Zahlungsverkehrs hat zweifellos viele Vorteile gebracht – aber sie hat uns auch abhängig gemacht. Ohne Strom geht nichts mehr. Und ohne Bargeld steht man schnell vor verschlossenen Türen. Ein paar Scheine in der Tasche können im Notfall mehr Sicherheit geben als jede noch so smarte App. Die Lektion dieses Stromausfalls ist simpel: Man muss nicht gegen die Digitalisierung sein – aber man sollte vorbereitet sein, wenn sie mal ausfällt.
Wir sitzen im Flieger zurück nach Deutschland. Dieser Tag hat schon Spuren hinterlassen. Ich glaube, irgendwo im Keller gibt es noch einen Gaskocher. Wenn ich zu Hause bin, werde ich ihn suchen gehen. In Zukunft steht er neben den Kerzen.
Zahlen nur noch mit Karte und Handy? Was hältst Du davon? Womit zahlst du am liebsten? Wir sind gespannt. Schreibe uns gerne einen Kommentar oder nimm an unserer Umfrage teil.
Marion Lummer
Redaktion Courage
- Kleinere Beträge zahle ich bar, ab 20 Euro mit Karte und Handy! 75%, 3 Stimmen3 Stimmen 75%3 Stimmen - 75% aller Stimmen
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- Bargeldlos - das Zahlen mit Karte ist schneller und man muss nicht nachzählen. 0%, 0 Stimmen0 Stimmen0 Stimmen - 0% aller Stimmen