Liebe Leserin, lieber Leser,
früher war es irgendwie einfacher: Das politische Spektrum war übersichtlich, es gab links und rechts – und liberal irgendwo dazwischen. Bei den älteren Herrschaften war die Arbeiterschaft stark mit der SPD verbunden, die Selbstständigen mit der FDP und die Konservativen mit der CDU. Weiter rechts (in der CSU) gab es noch Franz Josef Strauß, an dem sich die Gemüter erhitzten. Mit markigen Sprüchen wie „Ich will lieber ein kalter Krieger sein als ein warmer Bruder” (März 1970, Neue Osnabrücker Zeitung) heizte er die Stimmung an. Und weiter links? Da waren vor allem die jungen Leute verortet, mit sozialem Fokus und vielleicht noch ohne Kenntnisse um die Anreize, die eine ökonomische Vollkasko-Gesellschaft bewirkt.
Heute ist alles anders! Eine aktuelle Studie des Instituts für Generationenforschung gibt Einblicke: 1000 Ostdeutsche zwischen 16 und 25 wurden zu ihren Ängsten, Wünschen und ihrem Wahlverhalten gefragt. Ein Ergebnis: Das klassische Rechts-Links-Schema hat ausgedient. So kann das Bündnis Sahra Wagenknecht mit einer Mischung aus klassisch linken und vielen rechten Positionen punkten. Soziale Absicherung und Ausländer raus? Das ging früher nie und nimmer zusammen! Die SPD als Arbeiterpartei ist in der Bedeutungslosigkeit versunken – es fehlt ein Gefühl der Zugehörigkeit. Die Grünen polarisieren und werden von 30 Prozent der jungen Befragten sogar als Verbotspartei wahrgenommen. Das verwundert mich schon. Hat Fridays for Future nicht noch vor Kurzem wöchentlich viele Tausend Schüler und Schülerinnen auf die Straßen gebracht?
Großen Zuspruch unter Erstwählern findet dagegen die AfD. Bei der Sonntagsfrage – „Wen würden Sie wählen, wenn am Sonntag Bundestagswahl wäre?“ – wäre die AfD unter den Erstwählern mit einem Anteil von 19 Prozent stärkste Partei. Ein Grund für die Begeisterung: Die junge Generation erhofft sich die Möglichkeit eines radikalen Wandels – übrigens „unabhängig davon, wie er genau aussehen wird“, wie Studienleiter Rüdiger Maas analysiert.
Was mich erschreckt: Drei von vier der potenziellen jungen AfD-Wähler stimmen der Aussage ganz oder eher zu, dass die Regierung gegen sie arbeite. Viele junge Ostdeutsche fühlen sich durch Vertreter der traditionellen Parteien offenbar nicht vertreten. Und was fangen wir damit an? Psychologe Rüdiger Maas, Gründer und Vorstand des Instituts für Generationenforschung, glaubt, dass die sozialen Medien die Stimmung unter den Jugendlichen maßgeblich beeinflussen und prägen. Seine Handlungsempfehlung: „Förderung unvoreingenommener politischer Bildung.“
Was meinst Du? Nimm gerne an unserer Umfrage teil und schreib mir in den Kommentaren!
Herzliche Grüße und ein entspanntes Wahl-Wochenende
Birgit Wetjen
Chefredakteurin Courage
- Ich versuche, mich generell nicht von den Medien beeinflussen zu lassen. 56%, 29 Stimmen29 Stimmen 56%29 Stimmen - 56% aller Stimmen
- Nein, ich nutze die Sozialen Netzwerke nicht als Informationsquelle. 42%, 22 Stimmen22 Stimmen 42%22 Stimmen - 42% aller Stimmen
- Ja, ich informiere mich ausschließlich über Soziale Medien. 2%, 1 Stimme1 Stimme 2%1 Stimme - 2% aller Stimmen