Börsenwoche: Alaska-Gipfel, die Topwetten der Börsen-Gurus

©peterschreiber.media /Adobe Stock
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Die Hoffnungen an den Finanzmärkten waren groß, was das Gipfeltreffen von US-Präsident Donald Trump mit Russlands Präsident Wladimir Putin betrifft, auch wenn Trump sich in der Vermittlerrolle sieht und das Treffen als eine Art Vorstufe für ein potenzielles zweites Treffen darstellte. Greifbare Ergebnisse gab es am Samstagmorgen mitteleuropäischer Zeit tatsächlich nicht, als die beiden in Alaska vor die Presse traten und sich sehr bedeckt gaben. Wer es positiv sehen will: Es gab auch keine Enttäuschungen oder verhärteten Positionen, die am Montag den Markt belasten könnten. 

Die Börsianer hatten am Freitag wohl mit einem solchen Ergebnis gerechnet; denn aus ihrer anfänglichen Rekordlaune war am Ende Zurückhaltung geworden. Standardwerte präsentierten sich am Freitag in etwas besserer Form als Technologie-Aktien. Der Leitindex Dow Jones Industrial hatte zum Börsenstart seine acht Monate alte Bestmarke deutlich übertroffen und bis auf fast 45.204 Zähler zugelegt. Zum Handelsschluss war mit plus 0,1 Prozent beim Stand von 44.946 Punkten von dem Gewinn fast nichts mehr übrig. Auf Wochensicht verzeichnete der Dow aber einen Aufschlag von 1,7 Prozent. Die Aktien des Krankenversicherers United Health waren am Freitag im Dow mit einem Plus von zwölf Prozent der stärkste Wert. Hintergrund waren umfangreiche Aktienkäufe durch die Investmentgesellschaft Berkshire Hathaway.

Auch der marktbreite S&P 500 hatte zum Börsenbeginn ein Rekordhoch erreicht, ehe er ins Minus drehte und 0,3 Prozent schwächer auf 6.450 Punkten schloss. Die Woche brachte einen Zuwachs von knapp ein Prozent. Für den technologielastigen Nasdaq 100 ging es zum Wochenschluss um 0,5 Prozent auf 23.712 Punkte nach unten. Das Barometer hatte vor zwei Tagen einen Höchststand erklommen. Der Wochengewinn beläuft sich auf 0,4 Prozent.

Am Freitag belasteten Kursverluste von gut 14 Prozent der Papiere von Applied Materials den Tech-Sektor und zogen vor allem Chipwerte nach unten. Der Chipindustrie-Ausrüster hatte mit seinem Ausblick enttäuscht. Im Sog von Applied Materials rutschten auch Lam Research und KLA um 7,3 beziehungsweise 8,4 Prozent ab. Für die Aktien des gebeutelten Chipkonzerns Intel ging es hingegen um 2,9 Prozent nach oben. Ein möglicher Staatseinstieg sorgt hier nach wie vor für Fantasie, die dem Kurs am Vortag schon kräftig Schub gegeben hatte. Für Anleger werde Intel vorerst wieder eine Hoffnungsaktie, schrieb Analyst Stacy Rasgon von Bernstein.

An Konjunkturdaten mangelte es vor dem Wochenschluss nicht. Hier achteten Markteilnehmer unter anderem auf die für den Konsum wichtigen Einzelhandelsumsätze, die etwas weniger als erwartet gestiegen waren. Die Daten zeigten dennoch, dass die US-Haushalte sich mit Ausgaben trotz drohender Zölle nicht zurückhielten, schrieben die Experten von Capital Economics. Das von der Universität Michigan ermittelte Verbrauchervertrauen für Juli fiel gleichwohl trüber aus als erwartet. Es lasse erkennen, dass die Verbraucher weiter sehr nervös seien mit Blick auf eine steigende Inflation, so die Analysten.

Daten aus der Wirtschaft beobachten Anleger sehr genau, weil sie Interpretationen zur Geldpolitik der Notenbank zulassen. Es wird derzeit damit gerechnet, dass die Fed im September den Leitzins senkt.

​Zuvor waren die Anleger am deutschen Aktienmarkt bereits vorsichtiger geworden. Die anfänglich klaren Gewinne des Dax schmolzen am Freitagnachmittag komplett zusammen. Der deutsche Leitindex schloss mit einem Rückgang von knapp 0,1 Prozent bei 24.359 Punkten. Daraus resultierte ein Wochengewinn von rund 0,8 Prozent. Der MDax ging mit einem Minus von gut 0,5 Prozent bei 30.952 Zählern aus dem Handel.

Nach einer Flut von Quartalsberichten in den vorangegangenen Tagen blieb es unternehmensseitig hierzulande ruhig. Allerdings sackten im Nebenwerte-Index SDax die Aktien der erst kürzlich aufgenommenen Verve Group bei hohen Handelsumsätzen um fast 23 Prozent ab. Der schwedische Spezialist für digitale Werbung und Spieleentwicklung senkte die Zielspannen für den Nettoumsatz 2025 und für das bereinigte operative Ergebnis deutlich. Begründet wurde dies mit technischen Problemen und ungünstigen Wechselkursen.

Am MDax-Ende büßten die Papiere von Thyssenkrupp 6,6 Prozent ein, nachdem sie angesichts gesenkter Jahreszielen am Vortag bereits neun Prozent verloren hatten. JPMorgan sieht mittelfristig weitere Kursrisiken und kappte daher das Kursziel für die Aktie des Stahl- und Industrieunternehmens. Selbst die neuen Prognosen seien schwer erreichbar, hieß es.

Chemieaktien wie BASF mit plus 0,6 Prozent sowie Wacker Chemie und Lanxess, die im MDax deutlich zulegten, profitierten von Hoffnungen auf einen entscheidenden Schritt hin zu einem perspektivischen Ende des Ukraine-Krieges.

Legen die institutionellen Anleger in den USA ihre Bücher offen, ist ihnen das Interesse der übrigen Börsianer gewiss. Aufschluss  geben die sogenannten 13F-Filings der US-Börsenaufsicht SEC. Großanleger ab einem verwalteten Vermögen von über 100 Millionen Dollar müssen Käufe und Verkäufe quartalsweise an die Meldestelle der SEC übermitteln – spätestens 45 Tage nach Quartalsende. Hier ein Überblick der Investitionen und Desinvestitionen der Börsen-Gurus im zweiten Quartal:

Nachdem Michael Burry im vierten Quartal 2024 und ersten Quartal 2025 mit seinen Käufen bei Estée Lauder noch die Fantasie der Trittbrettfahrer antrieb, hat die Investmentlegende erste Gewinne mitgenommen. Der aus dem Film “The Big Short” bekannte Investor hat seine Beteiligung am Kosmetikkonzern auf 150’000 von 200’000 Stück zurückgefahren. Burry dürfte dabei einen ordentlichen Profit erzielt haben: Der Titel war um mehr als 34 Prozent gestiegen. Neben Estée Lauder hält Burry über Scion Asset Management weiterhin Beteiligungen an Bruker und Mercado Libre. Neu im Portfolio sind Lulemon Athletica und United Health. Interessant ist, dass sich Burry am Donnerstag auf dem sozialen Netzwerk X zurückgemeldet hat mit der Aufforderung «Buy!». Bei einem seiner letzten Tweets vom 31. Januar 2023 empfahl er zum Verkaufen. Die Einschätzung war falsch, hernach nach ging es mit den Kursen an Börsen nach oben. 

Pershing Square Capital Management von Bill Ackman kaufte im letzten Quartal Amazon und trennte sich im Gegenzug von Canadian Pacific Kansas City. Der von Ackman geführte Hedgefonds kann auf ein erfolgreiches Quartal zurückblicken, stieg doch der Marktwert der elf offengelegten Positionen im Vergleich zum Vorquartal um 15 Prozent auf 13,7 Milliarden Dollar. 

David  Tepper ist dafür bekannt, dass er dann investiert, wenn sich alle anderen Anleger von einer Aktie abwenden. Wie Michael Burry ist er bei United Health eine neue Position eingegangen. 2,3 Millionen Aktien mit einem Wert von 764 Millionen Dollar hat seine Appaloosa Management nun in den Büchern. Das verwaltete Vermögen des Hedgefonds beläuft sich gemäß der Nachrichtenagentur Bloomberg auf 6,45 Milliarden Dollar, wovon nun rund zwölf Prozent in der Krankenversicherung investiert sind. Deren Kurs Aktien war im zweiten Quartal um mehr als 40 Prozent eingebrochen, da die Gesellschaft ihre Jahresprognose zum ersten Mal seit 25 Jahren ausgesetzt hatte. Der CEO wurde ersetzt und die US-Justiz leitete strafrechtliche Ermittlungen wegen möglichen Medicare-Betrugs ein. Das Unternehmen erklärte im Juli, es kooperiere mit dem Justizministerium. Mit der Investition zeigte Tepper erneut seine Bereitschaft, mutige Wetten einzugehen. Diese Risikobereitschaft zahlte sich in der jüngeren Vergangenheit mehrfach aus. So kaufte der Hedgefonds-Manager zum Beispiel im vergangenen Jahr chinesische Aktien, obwohl diese bei kaum jemandem auf der Kaufliste standen. Trotz Konjunkturunsicherheit und geopolitischen Herausforderungen zogen die chinesischen Börsenindizes seitdem um 25 bis 35 Prozent an.

Das von Ray Dalio gegründete Unternehmen Bridgewater Associates erhöhte im zweiten Quartal die Anteile an Nvidia, wie aus der 13F-Meldung hervorgeht. Der Marktwert der 585 Aktienpositionen stieg im Vergleich zum Vorquartal um 15  Prozent auf 24,8 Milliarden US-Dollar. Die Gewichtung von Technologieaktien stieg dabei am stärksten. ARM Holdings und Intuit gehören zu den neu gehaltenen Titeln. Zurückgefahren wurde hingegen Alibaba. Der SPDR S&P 500 ETF Trust war mit 6,5 Prozent Anteil die größte Beteiligung.

Bereits vor Monatsfrist hatten sich an der Wall Street erste Gerüchte verbreitet, die von Warren Buffett gegründete Holdinggesellschaft Berkshire Hathaway werde sich an United Health beteiligen. Dies hat sich am Donnerstagabend bestätigt. Für umgerechnet 1,6 Milliarden Dollar hat Berkshire Aktien des US-Krankenversicherers erworben. Auf der anderen Seite wurde der Investitionsgrad weiter reduziert. Hauptsächlich gingen die Beteiligungen an Apple und Bank of America zurück. Bei T-Mobile stieg Buffet ganz aus.  (baha/dpa/AFX)

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Foto: Nina Ruge

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