Elon Musk hat knapp 300 Millionen Dollar in die Präsidentschaftskampagne von Donald Trump investiert. Und es hat sich für ihn offensichtlich ausgezahlt. Seit der Wahl Anfang November ist sein Nettovermögen um weit mehr als 100 Milliarden Dollar gewachsen.
Doch wo großer Reichtum ist, sind die Neider nicht weit: Elon Musk habe dank Trump so viel Einfluss wie noch nie – aber Teslas Verkaufszahlen seien im freien Fall, wird gehöhnt. Tatsächlich sind die Absatzzahlen des Elektroautoherstellers in vielen Märkten deutlich eingebrochen. Die am Donnerstag publizierten Januarzahlen zeigen etwa, dass in Deutschland fast 60 Prozent weniger Teslas zugelassen wurden als im Vorjahresmonat. Dabei hat sich der Markt für Elektroautos in Deutschland nach einem schwachen Jahr 2024 im Januar sogar erholt. Teslas Marktanteil brach deshalb von 14 auf vier Prozent ein. In Frankreich ging die Zahl der verkauften Fahrzeuge um 63 Prozent zurück, sogar in Kalifornien, dem einst so wichtigen Heimatmarkt für Tesla, sanken die Verkaufszahlen im Januar um 36 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat. Schnell warten die Kritiker Musks mit einer wohlfeilen Erklärung auf: Dessen politische Aktivitäten vergraulten Teslas Stammkundschaft – gutverdienende Manager und Beamte in den Städten, die etwas für ihr Klimagewissen tun wollen.
Wer dem alten Börsianer-Spruch „put your money where your mouth is” vertraut, muss sich eine andere Erklärung suchen; denn der Aktienmarkt glaubt noch nicht wirklich daran, dass Musks Ausflug in die hohe Politik seinem Unternehmen tatsächlich schadet. Der Aktienkurs von Tesla ist seit dem Höchst im Dezember zwar von 489 auf rund 370 Dollar gefallen. Damit liegt er aber immer noch rund 50 Prozent höher als am Tag von Trumps Wahl (5. November).
Naheliegender scheint zu sein, den Verkaufseinbruch darauf zurückzuführen, dass Teslas bisherige Verkaufsschlager, die Modelle Y und 3, in die Jahre gekommen sind. Zudem erhält Tesla in Europa zunehmend stärkere Konkurrenz der etablierten Autoherstellern, die in Europa strenge Flotten-Emissionsziele einhalten müssen und daher einen großen Anreiz, mehr Elektroautos zu verkaufen. Die Börse scheint darauf zu vertrauen, dass die angekündigte modernisierte Version des Model Y die Verhältnisse wieder umkehren kann. Ebenfalls im ersten Halbjahr 2025 will die Tesla-Spitze ein günstigeres Einsteigermodell vorstellen, das neue Käufergruppen anlocken soll. Beides dürfte die Verkaufszahlen mittelfristig wieder beleben. Vorallem setzen die Aktionäre aber darauf, dass sich Musks Nähe zum Präsidenten bald bezahlt macht. Sie erwarten, dass die neue Administration dafür sorgen wird, dass vollständig selbstfahrende Teslas rascher bewilligt werden. Erste Versuche auf der Straße sollen in der texanischen Hauptstadt Austin im Juni beginnen und schrittweise auf das ganze Land ausgeweitet werden. Tatsächlich lässt sich Teslas Börsenwert nicht aus den bestehenden Verkaufszahlen herleiten, sondern nur aus der Erwartung, dass das Unternehmen mit autonomen Taxiflotten das Verkehrswesen in den USA revolutioniert. Ein paar schlechte Monate machen diese Story nicht kaputt.
Wall Street mit kleinem Verlust
Der Freitag stand aber unter dem Einfluss von neuen Aussagen des US-Präsidenten zur Zollpolitik und gemischten Wirtschaftsdaten. Die Wall Street schloss vor dem Wochenende jedenfalls schwach. Insbesondere lösten die Zahlen zum im Januar weiterhin robusten Arbeitsmarkt neue Zinsängste aus. Auch dass der Online-Einzelhandelsgigant Amazon mit seinem Ausblick die hohen Markterwartungen verfehlte, drückte auf die Stimmung der Anleger. Der Dow Jones Industrial ging am Freitag schließlich mit minus ein Prozent auf 44.303 Punkte aus dem Handel. Damit beendete der bekannteste Wall-Street-Index die Woche mit einem kleinen Verlust von 0,5 Prozent.
Ähnlich sah es bei den anderen Indizes aus. Der breit aufgestellte S&P 500 verlor knapp ein Prozent auf 6.026 Punkte. Der Techbörsen-Index Nasdaq 100 büßte 1,3 Prozent auf 21.491 Punkte ein, was ein minimales Plus im Wochenverlauf bedeutet.
Wie Trump während eines Treffens mit dem japanischen Premierminister sagte, plane er in der kommenden Woche weitere Zölle oder könnte seine aktuelle Zollpolitik umgestalten. Am Montag oder Dienstag solle es dazu eine Pressekonferenz geben. Anleger reagierten verschreckt und befürchteten eine nächste Stufe der Eskalation im Handelsstreit.
Zum US-Jobbericht für Januar hieß es seitens Helaba, dass der Arbeitsmarkt weiterhin in einer guten Verfassung sei, weshalb die US-Notenbank Fed kaum einen Anlass sehen dürfte, an ihrer vorsichtigen und zurückhaltenden Zinspolitik etwas zu ändern.
Ein Börsianer fasste die Verluste mit den Worten zusammen, „nach den zuletzt zwei kalten Duschen will sich wohl derzeit keiner mehr vor einem Wochenende aus dem Fenster lehnen”. Dabei erinnerte er neben der erratischen Zollpolitik Trumps auch an den Schrecken, den jüngst das chinesische KI-Startup DeepSeek ausgelöst hatte.
Unter den Einzelwerten verloren Amazon 4,1 Prozent. Allerdings: Erst am Dienstag hatte die Amazon-Aktie ein Rekordhoch erreicht und damit seit Anfang 2025 bereits um zehn Prozent zugelegt, nach 44 Prozent im Vorjahr.
Nike büßten 4,3 Prozent ein und litten vor allem unter einer gestrichenen Kaufempfehlung der US-Bank Citigroup. Analyst Paul Lejuez erwartet nicht mehr, dass sich das Geschäftsjahr 2025/2026 so entwickeln werde, wie er es erhofft hatte – weder beim Umsatz noch bei der operativen Profitabilität. Hinzu kamen Enttäuschungen aus der Branche. Der Sneaker-Hersteller Skechers legte schwache Zahlen vor, auf die die Investmentbanken Morgan Stanley und UBS mit Abstufungen reagierten. Diese Aktie verlor fast 13 Prozent.
Um fast sieben Prozent ging es für Uber nach oben, nachdem sich der Investor Bill Ackman positiv über den Online-Fahrdienstleister geäußert hatte. Sein Hedgefonds besitze nun 30,3 Millionen Uber-Aktien.
Für die Aktie des im Gaming-Bereich tätigen Software-Unternehmens Take Two Interactive ging es an der Spitze im Nasdaq 100 um 14 Prozent aufwärts, womit das Rekordhoch von vor vier Jahren nur noch einen Hauch entfernt ist. Take Two bestätigte zur Vorlage des Geschäftsberichts, dass der Marktstart für das Spiel “Grand Theft Auto VI” weiterhin für Herbst dieses Jahres geplant sei.
Dax bröckelt nach Rekordhoch
Dem Dax war zuvor nach Erreichen eines weiteren Rekordhochs im frühen Handel die Puste ausgegangen. Am Ende stand ein Minus von 0,5 Prozent auf 21.787 Punkte zu Buche. Seine Bestmarke liegt bei 21.945 Punkten. Auf Wochensicht blieb dem deutschen Leitindex immerhin ein Gewinn von knapp 0,3 Prozent. Dies hatte am Montag noch kaum jemand erwartet. Für den MDax der mittelgroßen Werte ging es um 0,3 Prozent auf 26.974 Punkte nach unten.
Laut Marktbeobachter Thomas Altmann vom Vermögensverwalter QC Partners zeige der Dax in diesen Tagen, dass nicht die Politik die Kurse bewege, sondern die Gewinne der Unternehmen. CMC-Markets-Experte Jochen Stanzl ergänzte. „Sei drinnen, um zu gewinnen – nach diesem Motto kaufen die Anleger scheinbar jetzt, um sich erst später wieder mit Trump zu beschäftigen”.
In Deutschland wurden die Nachrichten der Porsche AG von Anlegern mit einem Rekordtief quittiert. Am Ende sackten die Aktien als Schlusslicht im Dax um 7,2 Prozent ab. Der Ausblick missfiel, weil der Sportwagenbauer Geld in die Hand nimmt, um sich gegen die Branchenkrise zu stemmen. Im Blick standen deshalb auch die Papiere des Mutterkonzerns Volkswagen, die 2,3 Prozent im Minus lagen. Um zwei Prozent fielen auch die Titel der VW-Konzernholding Porsche SE, die höhere Abschreibungen auf die Buchwerte ihrer Kernbeteiligungen ankündigte.
Im MDax sprangen die Gerresheimer-Aktien mit 9,5 Prozent Plus an die Spitze. Der Verpackungshersteller prüfe einen möglichen Verkauf, hatte zunächst die Nachrichtenagentur Bloomberg mit Verweis auf Kreise berichtet und so für Übernahmefantasie gesorgt. Private-Equity-Fonds sollen demnach Interesse bekundet haben. Am Nachmittag dann bestätigte Gerresheimer den Bericht, was den Aktienkurs dann aber nicht mehr stark bewegte.
Ein enttäuschender Ausblick des US-Schuhherstellers Skechers belastete die Aktien der hiesigen Wettbewerber Adidas und Puma. Deren Anteilsscheine büßten 2,3 beziehungsweise 4,7 Prozent ein.
Klöckner & Co knüpften an der Spitze des Nebenwerteindex SDax mit plus 7,9 Prozent an ihren Vortags-Kurssprung an. Die Aktien des Stahlhändlers waren von den Experten von Kepler Cheuvreux zum Kauf empfohlen worden. Begründet wurde dies mit der Erwartung, dass die Stahlpreise in diesem Jahr wieder anziehen. (baha/dpa-AFX)