Der Goldpreis eilt von einem Rekord zum nächsten. Allein in den vergangenen vier Wochen legte er mehr als zehn Prozent zu und notierte am Freitag bei fast 3227 Euro – knapp 1000 Euro mehr als vor zwölf Monaten.
Viele fragen sich, ob sie noch auf den Zug aufspringen sollen. Aber nicht jede Investitionsmöglichkeit ist gleichermaßen geeignet. Die physischen Anlageformen reichen vom Edelmetall als Goldbarren, Münzen oder Schmuck im Schrank zuhause oder im Bankschließfach bis zur Einzel- oder Sammelverwahrung im Banktresor. Daneben gibt es Edelmetallkonto, Edelmetall-ETFs mit physischer oder ohne physische Hinterlegung sowie einzelne Goldminenaktien. Jedes Produkt hat Vor- und Nachteile, die man sich vor einer Anlageentscheidung durch den Kopf gehen lassen sollte.
Wegen des Diebstahlrisikos oder der Möglichkeit eines Brandes sollte man seinen physischen „Goldschatz“ eigentlich nicht zu Hause aufbewahren. Ein Schließfach ist zwar ein sicherer und relativ preiswerter Aufbewahrungsort, und die Tresorräume sind in der Regel gegen Feuer und Elementarschäden geschützt, aber die darin gelagerten Gegenstände sind durch die Hausratversicherung nicht versichert. Im Fall des Falles steht man also ohne da, wenn man nicht eine separate Versicherung abgeschlossen hat. Bei größeren Mengen bietet sich auch die Lagerung in einem Zollfreilager an, weil dort die bei sonstigen Transaktionen mit Silber, Platin und Palladium in voller Höhe zu zahlende Mehrwertsteuer nicht fällig wird. Goldbarren und Münzen sind dagegen in der EU stets mehrwertsteuerfrei. Eine Wertsteigerung zwischen Kauf und Verkauf ist ab einer Haltedauer von zwölf Monaten bei allen Metallen steuerfrei.
Bei einem Metallkonto erwirbt der Anleger einen Anspruch auf eine bestimmte Menge Gold, welches bei dem entsprechenden Institut verwahrt wird. Damit entfallen sowohl die Kosten für die physische Lagerung als auch die Mehrwertsteuer (Silber, Platin und Palladium). Rechtlich gilt das Konto als Forderung gegenüber der Bank; das heißt, das Metall erscheint in der Bilanz des Instituts als Aktivposten, die Ansprüche des Anlegers als Passivposten. Die Abwicklung von Kauf- und Verkaufsaufträgen oder Transfers ist hier vergleichsweise kostengünstig. Allerdings hat man sich das Insolvenzrisiko des Instituts eingekauft.
Neben dem physischen Goldhandel sind börsengehandelte Fonds – sogenannte Exchange Traded Funds (ETFs) – sowie Zertifikate häufig genutzte Produkte, die besonders kostenseitig attraktiv sind. Während ETFs als Sondervermögen außerhalb der Bilanz des Emittenten geführt werden, sind Zertifikate rechtlich vom Institut emittierte Schuldverschreibungen, mit denen man wiederum ein Insolvenzrisiko trägt. ETFs sind also eigentlich vorzuziehen. Besonders physisch gedeckte Gold-ETFs sind beliebt, da diese den Goldpreis mehr oder weniger eins zu eins abbilden und das Investment durch die Hinterlegung physischer Barren bei einer unabhängigen Verwahrstelle abgesichert sind. Die Vorteile solcher ETFs sind neben den geringen Kosten die hohe Liquidität und die einfache Handelbarkeit. Steuerlich werden sie (wegen der Hinterlegung) wie physisches Gold behandelt.
Eine indirekte Möglichkeit von Goldanlagen sind Aktien von Minengesellschaften. Diese Unternehmen profitieren im aktuellen Marktumfeld überproportional von steigenden Goldpreisen, da die Margen der Goldproduzenten mit jedem Preisanstieg wachsen. Anleger erzielen so einen Hebeleffekt, der sich bei fallenden Kursen gegen den Anleger wirkt. Hier handelt man sich zudem andere Risiken ein – wie einen Regierungswechsel oder Enteignungen in den Förderländern. Minenaktien gelten daher als spekulativ.
Wall Street erholt
Die US-Börsen haben sich am Freitag nach einigen Kursturbulenzen etwas erholt. Der Leitindex Dow Jones Industrial verabschiedete sich knapp 0,7 Prozent höher mit 46.247 Punkten aus dem Handel. Damit verringerte er seinen Wochenverlust auf rund 0,1 Prozent. Der marktbreite S&P 500 gewann 0,6 Prozent auf 6.644 Punkte. Der technologielastige Auswahlindex Nasdaq 100 konnte seine zwischenzeitlichen Verluste am Ende abschütteln und legte um gut 0,4 Prozent auf 24.504 Punkte zu, womit er sein Wochenminus auf 0,5 Prozent eindämmte.
Als Stütze nach drei Verlusttagen, denen eine Rekordjagd vorausgegangen war, erwiesen sich die US-Inflationsdaten. Schwache Daten zur Verbraucherstimmung trübten nur vorübergehend die Stimmung.
Im Rahmen der privaten Einkommen und Konsumausgaben für den August wurde auch der PCE-Deflator der persönlichen Konsumausgaben veröffentlicht. Er gilt als wichtigstes Inflationsmaß für die Geldpolitik der US-Notenbank Fed. Die Kennziffer legte im Jahresvergleich wie erwartet ein wenig zu, während die Kernrate stagnierte, bei der die schwankungsanfälligen Preise für Energie und Nahrungsmittel herausgerechnet werden. Dies gebe der Federal Reserve Bank Spielraum für weitere Zinssenkungen, stellte Marktexperte Andreas Lipkow fest. Derweil trübte sich die Verbraucherstimmung im September stärker als erwartet ein, wie das von der Universität Michigan erhobene Konsumklima belegt.
Die Aktien des Flugzeugbauers Boeing brachen am Freitag mit plus 3,6 Prozent aus der Konsolidierungsspanne der vergangenen zwei Wochen aus. Die US-Luftfahrtbehörde FAA bestätigte einen Bericht des “Wall Street Journal” (WSJ), dem zufolge sie die Beschränkungen für die Maschinen des Typs 737 Max lockern wird. Zudem will die Fluggesellschaft Turkish Airlines bis zu 225 neue Maschinen kaufen.
Bei Intel konnten sich die Anleger über Kursgewinne von 4,4 Prozent freuen. Damit setzten die Titel des Chipherstellers ihren steilen Höhenflug fort. Laut WSJ erwägt die US-Regierung, die US-Abhängigkeit von im Ausland produzierten Halbleitern zu verringern. Insgesamt entwickelten sich die Branchentitel aber in unterschiedliche Richtungen.
Die Papiere von Electronic Arts sprangen um knapp 15 Prozent hinauf und erreichten eine Bestmarke. Der Computerspiele-Hersteller stehe angesichts einer milliardenschweren Übernahmeofferte kurz vor dem Abschied von der Börse, schrieb das WSJ unter Berufung auf “informierte Kreise”. Demnach könnte ein Konsortium unter Führung des Finanzinvestors Silver Lake und des saudischen Staatsfonds Public Investment Fund schon kommende Woche eine Transaktion bekanntgeben. Die Diskussion um den Preis laufe noch; dieser könnte bis zu 50 Milliarden Dollar betragen.
Pharmawerte standen im Zeichen der US-Zollpolitik. Trump hatte auf eine Vielzahl von Importprodukten ab Oktober neue Zölle verhängt. Ob die neuen Regelungen auf bereits geltende Abgaben – etwa länderspezifische Sätze – aufgeschlagen werden, war allerdings zunächst unklar. Davon dürften dann positive Impulse für US-Pharmawerte ausgehen. Am Freitag legten die Aktien von Branchengrößen wie Merck & Co und Johnson & Johnson stärker als der Dow zu.
Auch ausländische Nutzfahrzeughersteller könnte der Zollhammer wieder treffen. Lastwagen gehören zu den Produkten, auf die US-Präsident Donald Trump demnächst branchenspezifische Zölle erheben will. Anders als für europäische Autos, deren Import-Abgaben rückwirkend zum 1. August auf 15 Prozent gesenkt wurden, sollen auf große, schwere Lkw ab Oktober Zölle in Höhe von 25 Prozent verhängt werden.
Aktien des US-Nutzfahrzeugherstellers Paccar zogen um 5,2 Prozent an. Laut dem US-Analysehaus Bernstein Research würden Paccar und der schwedische Konkurrent Volvo von solchen zusätzlichen Zöllen profitieren, da sie für den US-Markt fast ausschließlich vor Ort produzierten.
Dax berappelt sich
Zum Ende einer durchwachsenen Woche hat sich zuvor auch schon der Dax berappelt. Aktien aus der zweiten und dritten Reihe tendierten hingegen leicht im Minus. Nach der Bekanntgabe neuer US-Konjunktur- und Inflationsdaten erklomm der deutsche Leitindex ein Tageshoch und schloss mit einem Plus von knapp 0,9 Prozent bei 23.739 Punkten. Daraus resultierte ein Wochengewinn von rund 0,4 Prozent. Dagegen fiel der MDax mit den mittelgroßen deutschen Unternehmen am Freitag wieder unter die Marke von 30.000 Punkten und verlor letztlich knapp 0,2 Prozent auf 29.987 Zähler.
Die Marktteilnehmer seien nicht enttäuscht worden, bemerkte Marktexperte Andreas Lipkow: “Die PCE-Kernrate signalisiert einen gleichbleibenden Preistrend und gibt der US-Notenbank Raum für weitere Zinssenkungen”, so Lipkow. Die Dax-Gewinne fußten am Freitag unter anderem auf einem Kursgewinn des Schwergewichts Siemens von 2,2 Prozent. Damit erholten sich die Papiere des Technologiekonzerns von ihrem Tief seit Anfang August. Händler verwiesen auf Aussagen in einem Briefing zu den im November erwarteten Zahlen. Aus diesem sei hervorgegangen, dass das vierte Geschäftsquartal besser ausfallen werde als das vergangene Jahresviertel. Außerdem hieß es, dass der Konzern weiterhin darauf hinarbeite, seine Mehrheitsbeteiligung an Siemens Healthineers zu veräußern.
In anderen Branchen wie etwa bei den Lastwagenbauern belasteten neue Zollsorgen, nachdem US-Präsident Donald Trump erhöhte Abgaben ankündigt hatte. Die Anteile von Daimler Truck büßten 1,8 Prozent ein, jene der VW-Tochter Traton verloren 2,6 Prozent. Anders als für europäische Autos, deren Import-Abgaben rückwirkend zum 1. August auf 15 Prozent gesenkt wurden, sollen auf große, schwere Lastwagen ab Oktober US-Zölle in Höhe von 25-Prozent verhängt werden.
Auf Einfuhren von Arzneimitteln in die USA wurden sogar Zölle von 100 Prozent angekündigt. Die Ankündigung steht im Widerspruch zu den bisherigen Handelsabsprachen zwischen den USA und der EU, die eine Zollobergrenze von 15 Prozent vorsieht. “Trump schwingt mal wieder den Zollhammer”, schrieb der Kapitalmarktstratege Jürgen Molnar von RoboMarkets. Aktien deutscher Pharmakonzerne zeigten sich aber gelassen: Die Titel von Bayer endeten kaum verändert, jene der Merck KGaA legten um 0,4 Prozent zu.
Die Stahlwerte Thyssenkrupp und Salzgitter gewannen 3,6 beziehungsweise 5,2 Prozent. Die Europäische Union scheine neue protektionistische Maßnahmen zu planen, schrieben die Helaba-Experten mit Blick auf einen “Handelsblatt”-Bericht. Darin ist unter Bezugnahme auf Brüsseler Beamte von “weitreichenden Schutzzöllen von über 25 bis 50 Prozent gegen chinesischen Stahl und daraus hergestellte Produkte” die Rede.
Aktien der Lufthansa verteuerten sich um 1,6 Prozent. Die Frankfurter wollen offenbar einige Tausend Stellen streichen, um Kosten zu senken, wie die Nachrichtenagenturen dpa und dpa-AFX am Freitag aus Unternehmenskreisen erfuhren. Lufthansa-Sprecher wollten sich zu den Berichten nicht äußern. Genaueres wird auf dem Kapitalmarkttag am Montag erwartet. Dann will der Lufthansa-Vorstand um Konzernchef Carsten Spohr neue Mittelfristziele für die kommenden Jahre vorstellen. (baha/cash/dpa-AFX)

