Börsenwoche: Handelsstreit, Rüstungsaktien schwach, Chefwechsel bei Porsche

©peterschreiber.media /Adobe Stock
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Das war sicher die Personalmeldung der Woche: Volkswagen-Konzernchef Oliver Blume, der in Personalunion auch die Porsche AG führte, gibt sein Amt als Porsche-Chef demnächst auf. Nachfolger von Blume soll Michael Leiters werden, wie aus einer Mitteilung des Unternehmens hervorgeht. Der Ingenieur war ehemals Chef des britischen Sportwagenherstellers McLaren und hatte zuvor für die italienische Marke Ferrari gearbeitet.

Blume war zehn Jahre Chef des Stuttgarter Sportwagenherstellers. Vor drei Jahren rückte er zusätzlich an die Spitze des VW-Konzerns. Die Doppelrolle war von vielen Stakeholder kritisiert worden. So hatte etwa vor einigen Wochen VW-Betriebsratschefin Daniela Cavallo gesagt: “Der Vorstandsvorsitzende kann in Wolfsburg kein Halbtagschef sein und die restliche Zeit bei Porsche verbringen. Dieser Zustand muss enden.” Auch von Aktionärsvertretern, Corporate-Governance-Experten und in den Medien hatte es immer wieder Kritik gegeben. Sowohl der Konzern als auch die Marke Porsche stecken derzeit in einer tiefgreifenden Restrukturierung, was die Aufgaben für Blume noch schwieriger machte. Kurz vor Weihnachten 2024 hatte der Konzern bekanntgegeben, dass bei der kriselnden Kernmarke VW bis zum Jahr 2030 gut 35 000 Stellen wegfallen sollen. Das ist rund ein Drittel der in Deutschland Beschäftigten der Marke VW. Der Sportwagenhersteller hatte Mitte September die dritte Gewinnwarnung in diesem Jahr herausgegeben und eine Rückbesinnung auf Autos mit Verbrennungsmotor und Plug-in-Hybride bekanntgegeben.  

Die Börsenwoche war überschattet von einer erneuten Eskalation des Handelsstreist zwischen den USA und China eskaliert erneut. Peking hat angekündigt, Exportkontrollen für seltene Erden einzuführen. China erreicht hier einen Marktanteil von bis zu 90 Prozent. Postwendend drohte US-Präsident Donald Trump, auf  Warenimporte aus China zusätzliche Zölle von 100 Prozent zu verhängen. Zum Ende der Woche verabschiedete sich die Wall Street nach positiven Signalen und ohne neue Störfeuer aus dem Bankensektor mit Kursaufschlägen ins Wochenende. US-Präsident Donald Trump zufolge kämen die Verhandlungen mit China nun wieder gut voran. Der US-Leitindex Dow Jones Industrial gewann 0,5Prozent auf 46.191 Punkte. Der technologielastige Nasdaq 100 legte um gut 0,6 Prozent auf 24.818 Punkte zu. Der marktbreite S&P 500 verbuchte ein Plus von 0,5 Prozent auf 6.664 Zähler. Alle drei Indizes verzeichneten auf Wochensicht Gewinne. Beim Dow waren es 1,6 Prozent, beim Nasdaq 100 2,5 Prozent und beim S&P 500 1,7 Prozent.

Im Bankensektor erholten sich am Freitag die tags zuvor sehr schwachen Papiere von Zions Bancorp und Western Alliance, indem sie 5,8 Prozent beziehungsweise 3,1 Prozent höher schlossen. Am Donnerstag hatten die zwei Institute mitgeteilt, möglicherweise Opfer von Kreditbetrug im Zusammenhang mit notleidenden Immobilienfonds geworden zu sein. Das ließ bei Anlegern Sorgen über möglicherweise insgesamt zu laxe Kreditstandards kleinerer US-Banken aufkommen. Experten mahnten gleichwohl, die Probleme nicht auf den gesamten Sektor zu extrapolieren. Andere Regionalbanken beruhigten vor dem Wochenende die Gemüter. Truist Financial, Regions Financial und Fifth Third Bancorp berichteten über niedrigere Rückstellungen für Kreditausfälle als von Analysten erwartet. Ally Financial veröffentlichte starke Zahlen, die eine anhaltende Nachfrage nach Krediten für Autos erkennen ließen und Bedenken im Hinblick auf Verbraucher mit geringerem Einkommen etwas milderten. Die Kursgewinne für Ally beliefen sich auf 3,6 Prozent. Truist Financial zogen um 3,7 Prozent an, Regions Financial und Fifth Third gewannen bis zu 1,3 Prozent. Die Anleger von American Express freuten sich über Kursgewinne von 7,3 Prozent, nachdem der Kreditkartenanbieter den Jahresausblick angehoben hatte. Die Aktien lagen im Dow mit Abstand an der Spitze und nahmen Kurs auf ihr Rekordhoch. Oracle büßten 6,9 Prozent ein. Am Markt gibt es Bedenken, der Softwarekonzern könnte die hohe Nachfrage nach Künstlicher Intelligenz für die Cloud-Infrastruktur nicht erfüllen. Eli Lilly reagierten mit minus zwei Prozent auf Aussagen von Donald Trump, wonach der Preis für eine Monatsration des Abnehmmittels Ozempic des Konkurrenten Novo Nordisk auf 150 Dollar fallen könnte.  

Zuvor war der Dax am Freitag in einem hochnervösen Markt stark unter Druck geraten. Der deutsche Leitindex fiel um 1,8 Prozent auf 23.831 Punkte, schloss damit aber merklich über dem Tagestief. Auf Wochensicht ergibt sich ein Minus von 1,7 Prozent. Für den MDax mit den mittelgroßen Unternehmen ging es am Freitag um gut 1,7 Prozent auf 29.513 Punkte nach unten. An den Börsen weltweit geht wieder die Angst vor einer US-Bankenkrise um, nachdem in den USA zwei Regionalbanken möglicherweise Opfer von Kreditbetrug im Zusammenhang mit notleidenden Immobilienfonds geworden sind. Dies wecke böse Erinnerungen an das Frühjahr 2023, wie Chef-Marktanalyst Jochen Stanzl vom Handelshaus CMC Markets sagte. Damals hatten die Pleiten der Silicon Valley Bank und der Signature Bank die Märkte weltweit nach unten gerissen. „Die schwache Kreditverfassung amerikanischer Regionalbanken rüttelt nun die von KI- und Zinshoffnungen euphorisierten Anleger durch.“ Martin Utschneider, Charttechnik-Analyst beim Broker Robomarkets, bleibt dennoch zuversichtlich: Die aktuelle Entwicklung sei zwar ernüchternd, „aber aus chart- und markttechnischer Sicht ist noch nichts Dramatisches passiert“.

Unter den Einzelwerten schnellten die Aktien von Continental um gut elf Prozent nach oben und hatten damit im Dax die Nase klar vorn. Der Reifen- und Kunststofftechnikkonzern hatte mit seinem dritten Quartal die Erwartungen am Markt bei weitem übertroffen. Vor allem die operative Marge bezogen auf den bereinigten Gewinn vor Zinsen und Steuern fiel stark aus. Die Vorzugsaktien von Volkswagen legten um 1,4 Prozent zu, im MDax gewannen Porsche AG 1,6 Prozent. Die Weichen für Porsche seien gestellt, um in den kommenden Jahren wieder zu wachsen, kommentierte Analyst Jose Asumendi von der US-Bank JPMorgan. Sollte zudem der frühere McLaren-Chef Michael Leiters tatsächlich Blumes Nachfolger werden, wäre dies ein positiver Schritt. Blume könne sich als Chef des Volkswagen-Konzerns auf die weltweite Stärkung aller Marken der Konzerngruppe konzentrieren. Zu den größten Verlierern zählten Bank- und Rüstungsaktien. Commerzbank gaben angesichts der Sorgen bezüglich einer womöglich nächsten Bankenkrise um 3,6 Prozent nach und Deutsche Bank verloren 6,1 Prozent. Rüstungsaktien wie Renk, Rheinmetall und Hensoldt litten nach einem extrem starken Lauf im bisherigen Jahr mit Verlusten zwischen gut vier und fast acht Prozent unter Gewinnmitnahmen. Trump will sich nach der Besiegelung einer Waffenruhe im Nahen Osten nun dem Ukraine-Krieg zuwenden.

Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 fiel um 0,8 Prozent auf 5.607 Punkte. Außerhalb der Euroregion schlossen der britische FTSE 100 knapp ein Prozent und der Schweizer SMI leicht im Minus. Der Goldpreis gab etwas nach.

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