Im April ging wohl niemand davon aus, dass 2025 ein gutes Börsenjahr werden würde. Präsident Donald Trump – gerade einmal ein Vierteljahr im Amt – hatte mit seinem „Zollhammer” für viel Unsicherheit an den internationalen Finanzmärkten gesorgt.
Die Börsen erholten sich allerdings rasch von ihrem Mini-Crash und machten die Verluste wett. Dabei konzentrierten sich viele Anleger auf das Rennen um die Vorherrschaft im KI-Bereich. Lange sah es so aus, als machten der KI-Chip-Champion Nvidia sowie das Duo aus Microsoft und Open AI die Marktführerschaft unter sich aus. Doch durch die Integration von KI-Modellen wie Gemini in viel genutzte Produkte wie die Google-Suche oder Youtube scheint Alphabet nun wieder die Nase vorne zu haben. Die Zahlen sprechen für sich: Alphabet legte mehrere Rekordquartale in Folge hin und könnte sich 2026 als der Gewinner der KI-Revolution entpuppen.
Nach wie vor stark war in diesem Jahr auch Nvidia. Viele setzen Nvidia bereits mit der KI-Revolution gleich. Dabei startete das Jahr mit einem Schock für das Unternehmen: Die Lancierung des chinesischen Sprachmodells Deepseek – das mit einfacheren Chips viel günstiger trainiert wurde als etablierte KI-Modelle wie Chat-GPT – schickte im Januar den Kurs in die Tiefe. Doch nach wenigen Monaten hatte sich der Konzern als unverzichtbarer Technikzulieferer der KI-Infrastruktur wieder etabliert. Ende Oktober erreichte das Unternehmen erstmals eine Börsenkapitalisierung von fünf Billionen Dollar – noch nie war ein Unternehmen so wertvoll. Mit Nvidia hoben 2025 zahlreiche Aktien von Chip-Anbietern wie AMD, Broadcom, TSMC oder Samsung zu einem Höhenflug ab. Ob sich Nvidia weiterhin als KI-Zugpferd gegen Alphabet behaupten kann, muss das Unternehmen 2026 zeigen.
Daneben konzentrierten sich die Börsianer insbesondere auf die Profiteure des globalen Rüstungsbooms. Dazu gehörten in Europa nicht nur Aktien wie Rheinmetall, sondern auch Anbieter von Marinetechnologie wie die italienische Fincantieri. Die in Mailand notierten Aktien gewannen seit Anfang Jahr mehr als 140 Prozent und gehörten damit zu den stärksten Titeln Europas. Das Unternehmen sollte noch viele Jahre von den 2025 gewonnenen Großaufträgen für Kreuzfahrt- und Kriegsschiffe zehren können. Umsatz und Gewinne sprangen an, und der Auftragsbestand garantiert auf Jahre hinaus hohe Umsätze. Der Bereich autonome Unterwasserdrohnen weckt bei den Börsianer besonders lebhafte Phantasien.
Schließlich erregte der Übernahmekampf des Jahres die Börsianer. Der Streaming-Riese Netflix interessiert sich insbesondere für das Streaming-Geschäft von Warner Bros., während Paramount vor allem die Hollywood-Spielfilmproduktion will. Das Angebot von Paramount ist mit 108 Milliarden Dollar wesentlich höher als jenes von Netflix (rund 83 Milliarden), dennoch bevorzugt der Warner-Bros.-Verwaltungsrat das Angebot des Streaming-Anbieters. Noch ist der Übernahmekampf nicht entschieden. Die Parteien streiten sich um Schuldenübernahmen, Garantien und Führungsstrukturen. Und auch kartellrechtliche Bedenken müssen noch ausgeräumt werden.
In Deutschland wird dagegen Trübsal geblasen. Die Wahrscheinlichkeit für Arbeitslose, einen neuen Job zu finden, sei so “niedrig wie nie zuvor”, sagte zu Weihnachten die Chefin der Bundesagentur für Arbeit, die frühere SPD-Vorsitzende Andrea Nahles. Eine schnelle Wende am Arbeitsmarkt sei nicht in Sicht: Die Unternehmen Personal bauten Personal ab und hätten weitere Stellenstreichungen für die nächsten Monate angekündigt. Seit dem Frühjahr 2022 habe die Anzahl der Arbeitslosen um mehr als 670 000 zugenommen, die Arbeitslosenquote sei in saisonbereinigter Rechnung von 5,0 auf 6,3 Prozent gestiegen. “Teure Energie, hohe Steuern, wuchernde Bürokratie und die Aussicht auf steigende Sozialabgaben haben Deutschland seiner Standortattraktivität beraubt“, konstatierte die „Neue Zürcher Zeitung“ am letzten Wochenende des alten Jahres.
Zwar prognostizieren die Wirtschaftsforschungsinstitute, dass die Konjunktur im nächsten Jahr um rund ein Prozent wachse, doch das sei allein dem mit Schulden finanzierten staatlichen Investitionsprogramm für die Infrastruktur und die Bundeswehr zu verdanken sowie den vielen 2026 auf Wochenenden fallenden Feiertagen. Dieser Effekt allein werde das Bruttoinlandprodukt um rund 0,3 Prozent steigen lassen, schätzen die Ökonomen des Instituts für Weltwirtschaft in Kiel. Ein dynamischer Aufschwung sieht anders aus. Anfang nächsten Jahres könnte die Anzahl der Arbeitslosen deshalb erneut die Marke von drei Millionen überschreiten.
Vorweihnachtlich ruhig ging es auch am zweiten und zugleich letzten Handelstag der Woche an der Frankfurter Börse zu. Der Dax als Leitindex für den deutschen Aktienhandel schloss am Dienstag 0,2 höher bei 24.340 Zählern. Auch bei den Einzelaktien hielten sich die Kursbewegungen in Grenzen. “Auf der Zielgeraden vor dem Fest sind die Handelsplätze der institutionellen Schwergewichte durch den Weihnachtsurlaub bereits weitgehend verwaist”, schrieb Frank Sohlleder, Analyst beim Broker Activtrades. Institutionelle Investoren hätten ihre Bücher geschlossen. Die Börsenumsätze waren wie schon am Montag gering. Der MDax der mittelgroßen Werte gab um 0,4 Prozent auf 30.303 Zähler nach. Der EuroStoxx 50 schloss moderat im Plus.
Die Aktien der deutschen Autobauer reagierten mit überschaubaren Verlusten auf Absatzzahlen für Europa. Die Volkswagen-Vorzugsaktie beispielsweise gab um 0,4 Prozent nach. Der Automarkt in der Europäischen Union verzeichnete im November 2,1 Prozent mehr Neuzulassungen als ein Jahr zuvor. Allerdings liegt der Gesamtabsatz weiter deutlich unter dem Niveau vor der Corona-Pandemie.
Die US-Börsen schlossen am Freitag (an der Wall Street wurde am Heiligabend halbtags gehandelt und nur am Donnerstag ausgesetzt) nach der eintägigen Weihnachtspause nur wenig verändert. Marktbewegende Konjunkturdaten gab es keine. Aus der Unternehmenswelt lagen nur vereinzelt Neuigkeiten vor. Der Dow Jones Industrial verlor einige Punkte auf 48.711 Punkte. Für den marktbreiten S&P 500 ging es ebenfalls um einige Punkte auf 6.930 Punkte nach unten. Bei knapp 6.946 Zählern hatte er zuvor ein Rekordhoch erreicht. Der von Technologieaktien geprägte Nasdaq 100 rutschte ebenfalls minimal auf 25.644 Punkte ab. Rohstoffwerte gehörten vor dem Hintergrund der anhaltenden Rekordjagd bei Gold, Silber und Kupfer zu den größeren Gewinnern. So legten Freeport McMoran um 2,2 Prozent zu und Southern Copper gewannen 0,9 Prozent. Nvidia stiegen als einer der besten Werte im Nasdaq 100 um ein Prozent. Der Chipexperte hat vom KI-Startup Groq eine nicht-exklusive Produktlizenz erhalten und übernimmt einen Teil der Mitarbeiter. Groq werde weiter ein unabhängiges Unternehmen sein, hieß es auf der Webseite. Finanzielle Details wurden von beiden Unternehmen nicht genannt. Zuvor hatte ein Bericht des US-Finanzsenders CNBC, demzufolge Nvidia Groq für 20 Milliarden US-Dollar kaufen wolle, für Aufregung gesorgt.
Warner Brothers Discovery verloren 1,4 Prozent. Der “New York Post” zufolge könnte Paramount Skydance sein Übernahmeangebot zurückziehen und den Verwaltungsrat wegen dessen Handlungen im Kaufprozess verklagen. Target kletterten um 3,1 Prozent nach oben. Laut “Financial Times hat der Investor Toms Capital Investment Management einen signifikanten Anteil an dem Einzelhändler erworben.

