Börsenwoche: Musk bei einer halben Billion Dollar Vermögen, Wall Street trotz Shutdown auf Rekordkurs, Dax vor dem Feiertag deutlich erholt

©peterschreiber.media /Adobe Stock
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Elon Musk hat nach Berechnungen des US-Wirtschafts-Magazins „Forbes” als erster Mensch ein geschätztes Vermögen von 500 Milliarden Dollar erreicht. Es besteht hauptsächlich aus Aktien des Elektroauto-Herstellers Tesla und der Raumfahrt-Firma SpaceX. Nach Berechnungen von „Forbes” liegt Musk um rund 150 Milliarden Dollar vor dem Mitgründer des Software-Konzerns Oracle, Larry Ellison.
Gerade im Fall von Musk ist man bei Ermittlung des Vermögens noch stärker als bei anderen Superreichen auf Schätzungen angewiesen. Viele seiner Unternehmen sind nicht an der Börse notiert. Zu Musks Firmen gehören unter anderem auch die Online-Plattform X, der KI-Entwickler xAI und die Firma Neuralink, die an Gehirnimplantaten arbeitet. So kam der Finanzdienst Bloomberg am Mittwoch auf einen Wert für Musks Vermögen von 470 Milliarden Dollar. 

Die Marke von 400 Milliarden Dollar hatte Musk in beiden Rankings erst im Dezember geknackt. Damals hatten Anleger darauf spekuliert, dass Tesla von Musks Nähe zum damals gerade gewählten Präsidenten Donald Trump profitieren würde. In den ersten Monaten von Trumps Amtszeit war Musk tatsächlich oft im Weißen Haus zu sehen. Doch im Sommer zerstritten sich die beiden – und Trump drohte sogar kurz, Musks Unternehmen von Staatsgeldern abzuschneiden. Zudem schwächelten die Absatzzahlen von Tesla, unter anderem weil einige potenzielle Käufer von den politischen Ansichten Musks und dessen Rolle bei Trumps Aushöhlung des Regierungsapparats abgeschreckt wurden.

Inzwischen gelang es Musk, die Börse davon zu überzeugen, dass Tesla neues Wachstum mit Robotaxis und Robotern erzielen kann. Im vergangenen Quartal könnte Tesla zudem davon profitiert haben, dass die staatlichen Vergünstigungen beim Kauf von Elektroautos Ende September ausgelaufen sind. Das dürfte einige Konsumenten zu Vorzieheffekten verleitet haben. 

Tesla könnte in Zukunft eine noch größere Rolle für Musks Vermögen spielen. Der Autobauer bietet ihm die Aussicht auf ein beispielloses Aktienpaket, das rund eine Billion Dollar wert sein könnte. Die Voraussetzung dafür ist allerdings, dass das Unternehmen in zehn Jahren an der Börse achtmal mehr wert ist als jetzt. Zu weiteren Bedingungen gehört, dass Musk dieses ganze Jahrzehnt an der Firmenspitze bleibt sowie dass Tesla eine Million Robotaxis im Einsatz hat und eine Million KI-Roboter ausliefert.vDie Aktionäre sollen auf der Hauptversammlung im November über den Plan entscheiden.

​Musks Vermögen half natürlich auch, dass die Wall Street das dritte Quartal in guter Stimmung beendete. Investoren blicken auf insgesamt drei erfreuliche Monate zurück. Der S&P 500 verzeichnete seit Ende Juni ein Plus von knapp acht Prozent, der Nasdaq 100 ist nahezu neun Prozent. Zu den grossen Gewinnern zählen die Sektoren Technologie, Kommunikation und zyklischer Konsum mit den Schwergewichten Nvidia, Microsoft, Apple, Alphabet, Amazon, Meta Platforms, Broadcom und Tesla. Im Minus notieren nur Aktien aus dem Sektor Basiskonsum. Selbst der September verlief erstaunlich ruhig. Dieser Monat ist saisonal oft am schwierigsten für die Börsen im Jahresverlauf. 2025 war das nicht der Fall. Der S&P 500 wie auch der Nasdaq 100 konnten mit 3,5 beziehungsweise. 5,1 Prozent die beste September-Performance seit 2010 verbuchen. Die am Dienstag angekündigte Übereinkunft zwischen der US-Regierung und der Pharmaindustrie zu Preissenkungen bei bestimmten Medikamenten gibt vor allem den Kolossen Pfizer, Merck und GlaxoSmithKline Auftrieb. Sie hat die regulatorische Unsicherheit reduziert, was grundsätzlich positiv für den gesamten Gesundheitssektor ist – ein Grund mehr, der für weitere Kursavancen bei Biotech-Aktien spricht.
Was den amerikanischen Aktienmarkt  generell betrifft, denken indes inzwischen viele Konzernchefs, Verwaltungsräte und sonstige Insider, dass der Zeitpunkt günstig sei, um Positionen zu reduzieren. Gemäss der wöchentlichen Erhebung des Anlegermagazins „Barron’s” ist das Verhältnis zwischen Aktienverkäufen und -käufen von Insidern auf den höchsten Stand seit zwölf Monaten gestiegen, was kein gutes Zeichen ist. Die Profis trauen dem Braten offensichtlich nicht mehr.

Betreffend Unternehmensnachrichten sorgte die 52,5 Mrd. Dollar teure Übernahme des Videospiel-Unternehmens Electronic Arts durch ein Konsortium von Private-Equity-Investoren für Gesprächsstoff. Es ist der grösste Private-Equity-Buyout in der Geschichte der USA. Zudem ist es die zweite Grossakquisition in der Videospiel-Branche in wenigen Jahren. Im Oktober 2023 hatte Microsoft den Marktführer Activision Blizzard für 68,7 Mrd. Dollar gekauft. Von den drei führenden US-Anbietern verbleibt damit nur noch Take-Two Interactive Software an der Börse. Die Aktien von Electronic Arts haben auf den Deal mit einem Kurssprung reagiert und notieren seit Anfang Jahr nun 36 Prozent im Plus. Kurios: Electronic Arts ist zu einem Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) von weniger als 23 bewertet, wenn man die Analystenschätzungen für die nächsten zwölf Monate als Basis nimmt. Der S&P 500 handelt zu einem KGV von fast 24, und für den Nasdaq 100 beträgt der Vergleichswert 28,5. Die Private-Equity-Investoren erhalten die Titel also zu einem Discount.

Die US-Börsen setzten am Freitag ihren Rekordlauf fort. Diesmal war auch der Dow Jones Industrial dabei und sprang erstmals über 47.000 Punkte. Bis Handelsschluss bröckelten die Gewinne insgesamt aber etwas ab. Der Regierungsstillstand (hutdown) fand weiterhin kaum Beachtung, auch wenn deshalb der Arbeitsmarktbericht für September ausfiel. Längst schon wird allgemein erwartet, dass die US-Notenbank Fed im Oktober die Leitzinsen erneut senken wird. Schließlich ist die Situation nicht neu. Seit den 1970ern ist es in den USA bereits 21 Mal zu einem sogenannten Shutdown gekommen, und im Schnitt war er nach acht Tagen wieder beendet, ermittelte das Handelshaus CMC Markets. Mehrere Marktbeobachter wiesen zudem darauf hin, dass die Börsen in der Vergangenheit auch längere Shutdown-Phasen letztlich problemlos verkraftet haben. 

Für weiterhin gute Laune sorgte am Freitag einmal mehr das Trendthema Künstliche Intelligenz (KI), nachdem zwei bedeutende internationale Partnerschaften bekanntgegeben worden waren. Der Dow schloss letztlich 0,5 Prozent höher auf 46.758 Punkten. In der abgelaufenen Handelswoche hat der bekannteste Wall-Street-Index damit um 1,1 Prozent zugelegt. Kaum verändert  ging der breite S&P 500 mit einem Miniplus auf 6.716 Punkte aus dem Handel, nachdem er im Verlauf ebenfalls auf einen Höchststand geklettert war. Der überwiegend mit Technologiewerten bestückte Auswahlindex Nasdaq 100 gab nach einem Rekordhoch im frühen Handel bei knapp unter 24.960 Punkten seine Gewinne wieder ab. Er verlor letztlich 0,4 Prozent auf 24.786 Punkte. Auf Wochensicht steht hier ein Plus von 1,2 Prozent zu Buche.

Optimismus verbreitete sich insbesondere angesichts von Neuigkeiten zu Hitachi und OpenAI sowie zu Fujitsu und Nvidia. So wollen der japanische Elektronikkonzern Hitachi und der ChatGPT-Anbieter OpenAI beim Aufbau einer KI-Infrastruktur und dem weltweiten Ausbau von Rechenzentren zusammenarbeiten. Ziel ist es, die Entwicklung generativer KI zu beschleunigen und zugleich die Energiekosten zu senken.

Um KI-Infrastruktur geht es auch in der nun erweiterten Partnerschaft zwischen dem japanischen IT-Konzern Fujitsu und dem führenden KI-Chiphersteller Nvidia. Gemeinsam soll eine Plattform entwickelt werden, die auf branchenspezifische KI-Agenten in Bereichen wie Gesundheitswesen, Fertigung und Robotik zugeschnitten ist. Derlei Nachrichten stärkten die Zuversicht der Anleger, dass sich die Milliardenbeträge, die derzeit in diesen Bereich flössen, in Gewinne wandeln werden, sagte ein Börsianer.

Robert Halver, Leiter Kapitalmarktanalyse bei der Baader Bank, verwies in Sachen KI auf die „imposanten” Prognosen einiger Wall-Street-Banken für den S&P 500. Die hohen Bewertungen würden offensichtlich als neue Norm betrachtet und “dokumentieren einen festen Glauben in die unendlichen Weiten der Künstlichen Intelligenz”. Davon profitierten alle möglichen Aktien mit KI-Bezug, von den ganz großen Konzernen wie Nvidia bis hin zu den Anbietern von Cloud-Diensten und KI-Infrastruktur, Software- und Dienstleistungsunternehmen und Datenspeicheranbietern.

Nvidia, die tags zuvor nach ihrem Aktiensplit im Sommer vergangenen Jahres erstmals über 190 US-Dollar gestiegen waren, verloren zwar am Freitag 0,7 Prozent. Im bisherigen Jahresverlauf haben sie aber bereits um rund 40 Prozent zugelegt und sichern sich so nach wie vor den ersten Platz im Dow. Für NXP Semiconductors, Microchip Technology, On Semiconductor und Micron, allesamt im Nasdaq 100, dagegen ging es um 0,5 bis 2,2 Prozent nach oben. Lam Research setzten ihren Rekordlauf zunächst fort, beendeten den Tag dann aber mit minus 0,8 Prozent. Seit September ist der Kurs der Aktie des Herstellers von Wafer-Fertigungsanlagen allerdings bereits um rund 50 Prozent gestiegen. Aussagen über ein Sinken des Nettoumsatzes im Geschäftsjahr 2025/26 ließen Applied Materials um 2,7 Prozent sinken. Im Dow gaben Nike mit minus 3,5 Prozent einen Teil ihrer Gewinne der vergangenen zwei Handelstage ab und waren Index-Schlusslicht. Der Sportartikelhersteller hatte am Dienstag nachbörslich starke Quartalszahlen vorgelegt.

Die deutschen Börsen blieben am Freitag feiertagsbedingt geschlossen.Nach dem Befreiungsschlag zur Wochenmitte hatte der Dax am Donnerstag wieder Kurs auf sein Rekordhoch genommen. Der deutsche Leitindex schloss 1,3 Prozent fester mit 24.423 Punkten, nachdem er kurzzeitig über 24.500 Punkte gestiegen war. Dort liegt laut Kapitalmarktstratege Jürgen Molnar vom Handelshaus Robomarkets der letzte Widerstand vor der Bestmarke von 24.639 Punkten aus dem Juli. Den Shutdown in den USA ignoriere der Aktienmarkt zu Beginn des stärksten Börsenquartals des Jahres genauso wie andere Risikofaktoren, konstatierte der Experte. Analyst Frank Sohlleder vom Broker Activtrades zufolge ist die aktuelle Stärke an den Börsen eng mit den Erwartungen an die US-Geldpolitik verknüpft. Angesichts zuletzt schwacher US-Arbeitsmarktdaten gilt eine weitere Zinssenkung der Notenbank Fed Ende Oktober an den Märkten als sicher.

Für den MDax mit den mittelgroßen Unternehmen ging es am Donnerstag letztlich um 0,9 Prozent auf 30.733 Punkte hoch.  An der Dax-Spitze stiegen die Aktien von Siemens um 4,2 Prozent. Auftrieb gab die anhaltende Diskussion um die Zukunft der Medizintechnik-Tochter Siemens Healthineers im Konzern – deren Aktien gewannen 1,3 Prozent. Ein großer Anteil der von Siemens gehaltenen 71 Prozent könnte abgespalten werden, berichtete die Nachrichtenagentur Bloomberg. Noch seien aber keine Entscheidungen gefallen, hieß es unter Bezug auf informierte Kreise. Siemens Energy kletterten auf ein Rekordhoch und schlossen 4,1 Prozent im Plus. Mehrere Analysten sehen das Potenzial bei dem Energietechnikkonzern noch nicht ausgereizt und hoben deshalb ihre Kursziele für die Titel an. An der MDax-Spitze stiegen Hochtief um 7,6 Prozent und stellten ebenfalls eine Bestmarke auf. Analyst Marcin Wojtal von der Bank of America hob sein Kursziel für die Papiere des Baukonzerns deutlich an und stufte diese gleich doppelt hoch auf “Buy”. Er sieht Hochtief als einen der entscheidenden Profiteure des Themas Datenzentren, die enorme Bedeutung für den Megatrend Künstliche Intelligenz hätten. Rational zogen nach einer Hochstufung durch die britische Investmentbank Barclays um 5,4 Prozent an. Die Papiere des Großküchenausrüsters seien zu tief abgetaucht, schrieb Analyst Timothy Lee. Die Bewertung liege auf einem Zehnjahrestief – trotz überlegener Qualitäten des Konzerns. Damit werde ein sehr unwahrscheinliches Gewinnrückgangs-Szenario eingepreist. Im Nebenwerte-Index SDax schnellten die Aktien von Formycon um mehr als zehn Prozent nach oben. Hier trieb ein beigelegter Patentstreit für den Wirkstoff FYB203 in den USA an . Die Anteile des Wechselrichterherstellers SMA Solar zogen dank der Ausweitung eines Sparprogramms um 5,4 Prozent an. (baha/dpa-AFX)

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