Seine Aktionäre hatten auf die Ruhe nach dem Sturm gehofft, nachdem Chef Elon Musk Ende Mai seinen Rückzug aus dem Berater-Team von US-Präsident Donald Trump angekündigt hatte. Und sie hatten auch darauf gehofft, dass Musks Rückzug leise vor sich gehen würde, so dass die Autokäufer, die sich aufgrund Musks politischer Eskapaden arg zurückgehalten hatten, nun bald in die Läden zurückkehren würden.
Der laute, in aller Öffentlichkeit ausgetragene Streit, den sich die beiden nun liefern, hat die Hoffnung zunichte gemacht. Und die Anleger reagierten fast panisch auf das Ende der Freundschaft zwischen Trump und Musk: Am Donnerstag verlor die Tesla-Aktie 14 Prozent an Wert. Am Freitag machte der Titel mit einem Plus von 3,7 Prozent einen Teil der Verluste wieder wett, lag damit aber im Vergleich zur Vorwoche immer noch mehr als zehn Prozent im Minus.
„Es ist nicht das, was man als Tesla-Aktionär sehen will“, kommentierten Analysten. Sie fürchten, dass sich der Streit für Teslas Pläne, bald autonom-fahrende Taxis auf den Markt zu bringen, negativ auswirken könnte. Bereits kommende Woche sollen in Austin erste Teslas ohne jegliche Unterstützung eines Fahrers durch die Stadt kurven. Weitere Städte sollen bald folgen. Stellt Trump nun neue regulatorische Hürden auf, würde Teslas Zeitplan ziemlich durcheinander geraten. Musk braucht aber das Robo-Taxi; denn die Verkäufe von Tesla in vielen europäischen Märkten verharren weiter auf niedrigem Nivau. Gemäß den neuesten Zahlen des Kraftfahrt-Bundesamts wurden im Mai in Deutschland 36 Prozent weniger Teslas angemeldet als im Jahr zuvor – während die Zahl der neu registrierten Elektroautos insgesamt um 45 Prozent zugenommen hat. Auch in Italien, Frankreich oder Großbritannien hat sich der Negativtrend der vergangenen Monate für Tesla fortgesetzt.
Ein positiv aufgenommener Arbeitsmarktbericht bescherte den New Yorker Börsen am Freitag gleichwohl ein deutliches Plus. Sie machten damit den Rücksetzer vom Vortag mehr als wett, auch wenn die zeitweise höheren Gewinne etwas abschmolzen. Dass US-Präsident Donald Trump für Montag neue Handelsgespräche mit China ankündigte, gab den Kursen keinen nachhaltigen weiteren Impuls.
Starker Dow
Der Leitindex Dow Jones Industrial verabschiedete sich gut ein Prozent höher mit 42.763 Punkten aus dem Handel. Damit erzielte er ein Wochenplus von 1,2 Prozent. Für den von Technologietiteln dominierten Auswahlindex Nasdaq 100 ging es um knapp ein Prozent auf 21.762 Punkte hinauf, womit sich sein Wochengewinn auf zwei Prozent beläuft. Der marktbreite S&P 500 schloss ebenfalls rund ein Prozent fester auf 6.000 Punkten.
Der US-Arbeitsmarkt präsentierte sich im Mai trotz der Verunsicherung durch die Zollpolitik der Regierung in solider Verfassung. Es entstanden mehr Stellen als erwartet. Allerdings wurden die Werte für März und April deutlich nach unten revidiert. Die Arbeitslosenquote blieb im vergangenen Monat stabil, während die Stundenlöhne stärker als erwartet zulegten.
Die Investoren seien erleichtert, dass die neu geschaffenen Stellen positiv überrascht hätten, kommentierte Finanzmarktexperte Andreas Lipkow. Die gestiegenen Stundenlöhne verwiesen zwar auf potenzielle Inflationsgefahren, spiegelten jedoch auch den sehr robusten Arbeitsmarkt wider. „Derzeit überwiegen die Konjunkturhoffnungen der Marktteilnehmer und weniger die Inflationsbefürchtungen“, so Lipkows Fazit zur positiven Aufnahme der Daten an der Börse.
Für die Titel des Raumfahrtunternehmens Rocket Lab ging es um 9,3 Prozent hinauf, obwohl Musk seine Drohung etwas relativierte, seine Raumfahrtfirma SpaceX werde sofort damit anfangen, die Weltraumkapsel Dragon außer Betrieb zu nehmen. Die Dragon-Raumkapseln sind aktuell praktisch unverzichtbar für die USA, um Astronauten ins All zu bringen. Die zuletzt schon starken Papiere des Branchenkollegen AST Spacemobile gewannen letztlich 1,1 Prozent.
Die in New York gelisteten Anteile des englischen Fußballvereins Manchester United zogen nach der Veröffentlichung der Quartalszahlen um 18,8 Prozent an. Analysten hoben den angehobenen Jahresausblick für das operative Ergebnis hervor.
Die bisher gut gelaufenen Broadcom-Papiere büßten dagegen fünf Prozent ein. Dass der Halbleiterkonzern mit dem Ausblick auf das laufende Quartal die Markterwartungen nur knapp übertraf, war den Anlegern nach dem Rekordhoch vom Mittwoch und der anschließenden Konsolidierung zu wenig. Seit dem Zwischentief Anfang April hatte sich der Aktienkurs nahezu verdoppelt.
Ein gekappter Ausblick von Lululemon ließ die Papiere des Sportbekleidungsherstellers als Schlusslicht im Nasdaq 100 um 19,8 Prozent einbrechen. Ein sich verschärfender Wettbewerb und Auswirkungen durch Zölle belasten. Mehrere Analysten kürzten ihre Kursziele. Analyst Jay Sole von der Schweizer Großbank UBS verwies auf ein sich zunehmend eintrübendes Umfeld in den USA und China sowie auf eine nachlassende Markendynamik. Die Aktien von Docusign büßten 19 Prozent ein, nachdem das Unternehmen für elektronische Unterschriften einen unerwartet schwachen Ausblick auf das laufende Quartal gegeben hatte.
Zuvor hatte an einem wenig bewegten Freitag der Dax fast unverändert geschlossen und eine weitere Gewinnwoche verbucht. Der deutsche Leitindex gab um 0,1 Prozent auf 24.304,46 Punkte nach. Damit blieb er in Schlagdistanz zum Rekord von gut 24.479 Zählern, der am Tag zuvor im Zuge der Zinssenkung der Europäischen Zentralbank aufgestellt worden war. In der abgelaufenen Woche hat der Dax um 1,3 Prozent zugelegt.
Gebremst wurde der deutsche Leitindex unter anderem von Gewinnmitnahmen bei der Rheinmetall-Aktie. Der US-Arbeitsmarktbericht hatte den hiesigen Aktienmarkt am Nachmittag zunächst kaum bewegt. Als die US-Börsen jedoch Fahrt aufnahmen, konnte er seine zuvor erlittenen Verluste fast noch ausgleichen. Der MDax sank am Freitag um 0,84 Prozent auf 30.875,14 Zähler.
Experten der DZ Bank stellten am Freitag ein Fragezeichen dahinter, ob deutsche Aktien ihre relative Stärke fortsetzen können. Der Dax bewege sich mittlerweile im “teuren” Bereich und berge daher zunehmende Rückschlagrisiken, schrieb Analyst Sören Hettler. Stolpersteine gebe es reichlich, allen voran ausgehend von der Politik des US-Präsidenten Donald Trump. Einen „bedeutenden Schönheitsmakel“ sieht er auch in aktuellen Bewertungskennziffern.
Bei Rüstungswerten wurde nach deren jüngster Rekordrally Kasse gemacht. Für den Kurs von Rheinmetall, der sich in dieser Woche der 2.000-Euro-Marke genähert hatte, ging es um fünf Prozent nach unten. Hensoldt und Renk verloren jeweils mehr als sechs Prozent. Unter den beiden MDax-Werten nahm Analyst Sebastian Growe von der Investmentbank Exane BNP einen Wechsel der Prioritäten vor, indem er Hensoldt jetzt ein neutrales Votum verlieh und Renk auf „Underperform“ abstufte. Mit “Outperform” setzt der Experte weiterhin ganz klar auf Rheinmetall.
Eine von der Deutschen Bank gestrichene Kaufempfehlung für Allianz setzte die Aktien des Versicherers nicht unter Druck. Für Fraport dagegen werden die Experten des führenden deutschen Finanzinstituts etwas optimistischer, indem sie ihr bisheriges Verkaufsvotum aufgaben. Die Papiere des Flughafenbetreibers legten um 1,7 Prozent zu und erreichten damit den höchsten Stand seit mehr als drei Jahren.
Im Autosektor waren die Vorzeichen rot, wobei vor allem die Aktien aus dem Umfeld des VW -Konzerns negativ auffielen. Die Titel von Volkswagen sackten nach einem Medienbericht über Investitionskürzungen um 1,7 Prozent und jene der Sportwagentochter Porsche AG um 1,5 Prozent ab. Die „Wirtschaftswoche“ berichtete über eine Vorstandssitzung, in der Finanzvorstand Arno Antlitz mit der Bekanntgabe umstrittener Investitionskürzungen für Entrüstung gesorgt habe.
Im Nebenwertebereich sprangen MLP um 4,8 Prozent nach oben. Die Aktien des Finanzdienstleisters erreichten nach einer positiven Empfehlung von Oddo BHF ihr höchstes Niveau seit Ende 2021. In der Studie wurde das attraktive und defensive Geschäftsmodell gelobt, noch ergänzt um die Dividendenrendite. (baha/dpa-AFX)