US-Präsident Trump hält nichts von Windkraftanlagen, „hässliche Monster“ seien das. Und er setzt seine Ansicht um – die US-Regierung bewilligt keine neuen Projekte mehr und sie stoppt sogar laufende.
Die Spuren sieht man auch an der Börse. Zum Beispiel den Kurs des dänischen Unternehmens Örsted. Der weltgrößte Produzent von Windkraft, musste im August einen Baustopp für den Offshore-Park “Revolution Wind” vor der amerikanischen Ostküste, an dem es hälftig beteiligt ist, hinnehmen. Das Verdikt der US-Behörden ist ein weiterer bitterer Schlag für Örsted, das zu 50,1 Prozent vom dänischen Staat kontrolliert wird. Seit dem Höchststand von 2020 hat die Aktie des Konzerns 82 Prozent an Wert verloren. Bereits im vergangenen Jahr hatten die Dänen zwei Offshore-Projekte in New Jersey aufgegeben und eine Abschreibung von fast 1,5 Milliarden Euro auf ihr USA-Geschäft vornehmen müssen. Das Worst-Case-Szenario, der vollständige Rückzug des Unternehmens aus den USA, würde Örsted weitere Milliarden kosten.
Auch der Ölkonzern Equinor aus Norwegen nimmt seine grünen Pläne zurück: Die Ausgaben für erneuerbare Energien bis 2027 werden halbiert – das trifft ebenfalls vor allem Windkraftanlagen auf dem Meer. Die Anleger verzeichnen auch hier ein dickes Minus: Equinors Aktienkurs ist seit Mitte 2022 um 45 Prozent gefallen und liegt nun auf dem Niveau von 2018. Damals verabschiedete sich der Konzern von seinem alten Namen Statoil, um den Aufbruch in eine grünere Zukunft zu markieren. Nun will Equinor wieder mehr Erdöl und Erdgas fördern. Ein ähnliches Problem haben europäische Rivalen wie Shell und BP, die ebenfalls ihre Ambitionen im Bereich erneuerbarer Energien zurücknehmen. Da ist es von Vorteil für amerikanische Ölkonzerne, dass sie den “Ausflug ins Grüne” nie mitgemacht haben. Sie stehen an der Börse deutlich besser da.
Die New Yorker Börsen haben am Freitag nur kurzzeitig positiv auf einen schwachen US-Arbeitsmarktbericht reagiert. Der marktbreite Aktienindex S&P 500 stieg zwar schon früh auf ein Rekordhoch, legte dann aber den Rückwärtsgang ein und schloss 0,3 Prozent tiefer bei 6.481 Punkten. Gleiches galt für den Leitindex Dow Jones Industrial, der sich mit einem Minus von 0,5 Prozent auf 45.401 Punkte verabschiedete. Für die Woche verbuchte er einen Verlust von 0,3 Prozent. Der Nasdaq 100 hatte anfangs deutlicher zugelegt und ging 0,1 Prozent fester mit 23.652 Punkten aus dem Handel und schaffte damit ein Wochenplus von einem Prozent. Zwar stützten die Kursgewinne der Indexgrößen Broadcom und Tesla den technologielastigen Auswahlindex. Doch mit den Broadcom-Branchenkollegen AMD und Nvidia sowie Microsoft gab es auch schwergewichtige Verlierer. Die weltgrößte Volkswirtschaft hatte im August erneut weniger Arbeitsplätze als erwartet geschaffen. Zudem wurde der Beschäftigungsaufbau in den beiden Vormonaten nach unten revidiert. Angesichts der schwachen Daten dürfte einer Leitzinssenkung durch die US-Notenbank Fed Mitte September kaum noch etwas im Wege stehen. Allerdings nähren die Jobdaten mittlerweile auch Konjunktursorgen. Börsenexperte Thomas Altmann vom Vermögensverwalter QC Partners verwies darauf, dass der revidierte Wert für die Beschäftigung im Juni nun unterhalb der Nulllinie liege und damit der einzige Negativwert in der Post-Covid-Ära sei.
Broadcom führte mit einem Kursprung von 9,4 Prozent die Gewinnerliste im Nasdaq 100 an. Die Papiere erreichten zudem ein Rekordhoch. Der Chiphersteller hatte im vergangenen Quartal Umsatz und Gewinn stärker gesteigert als erwartet und von Lösungen rund um die Künstliche Intelligenz profitiert. Im Kielwasser der Broadcom-Titel ging es für Micron Technology und die in New York gelisteten Titel des Branchenzulieferers ASML 5,8 beziehungsweise 3,8 Prozent hoch. Dagegen büßten die Aktien von Nvidia und AMD 2,7 beziehungsweise 6,6 Prozent ein. Offenbar litten sie unter Sorgen, dass der Erfolg von Broadcom sie Marktanteile kosten könnte.
Den Titeln von Alphabet reichten Gewinne von 1,2 Prozent für eine Fortsetzung ihrer Rekordjagd. Seit einer Gerichtsentscheidung in den USA am Dienstagabend, wonach der Google-Mutterkonzern nicht gezwungen werden sollte, sich vom Webbrowser Chrome und dem Mobil-Betriebssystem Android zu trennen, steht eine Kursrally von gut elf Prozent zu Buche. Auch eine weitere Milliardenstrafe der EU wegen Verstößen gegen Wettbewerbsregeln im Werbegeschäft konnte dem Aktienkurs wenig anhaben. US-Präsident Donald Trump drohte der EU derweil mit Gegenmaßnahmen. Er werde sich gezwungen sehen, ein Verfahren für neue Zölle einzuleiten, wenn US-Unternehmen weiter zur Kasse gebeten würden, schrieb Trump auf seiner Online-Plattform Truth Social.
Tesla verbuchte ein Kursplus von 3,6 Prozent. Der Elektroautobauer legte eine schon lange erwartete Vergütungsvereinbarung für Konzernchef Elon Musk vor, deren Wert sich auf rund eine Billion US-Dollar belaufen könnte – ein beispielloses Paket in der amerikanischen Unternehmenswelt. Es enthält allerdings eine Reihe ehrgeiziger Zielvorgaben, die Musk erfüllen muss, um die volle Vergütung zu erhalten. Zur positiven Marktreaktion schrieb UBS-Analyst Joseph Spak, der Vorschlag verdeutliche das enorme Zukunftspotenzial von Tesla und binde Musk enger an das Unternehmen. Von der Erreichung der Ziele würden zudem auch die anderen Aktionäre profitieren. Im November sollen die Aktionäre über den Vorschlag abstimmen. Aus der Bekleidungsbranche gab es dagegen eine Hiobsbotschaft. Der vor allem für Yoga-Kleidung bekannte Sportartikelkonzern Lululemon kappte seine Geschäftsziele. Der Aktienkurs brach um fast 19 Prozent ein und belastete auch Nike etwas – die Aktien des weltgrößten Sportwarenherstellers verloren 1,9 Prozent.
Die überraschend schwachen Signale vom US-Arbeitsmarkt hatten zuvor schon den Dax belastet. Zwar gibt es nach den Jobdaten kaum noch Zweifel an einer Zinssenkung der US-Notenbank Fed in knapp zwei Wochen, allerdings verschärften sie auch die Sorgen um die Konjunktur. Der Dax ging letztlich gut 0,7 Prozent tiefer mit 23.597 Punkten ins Wochenende. Damit rutschte der Leitindex wieder klar unter die 100-Tage-Durchschnittslinie, die er nach seinem Plumps am Dienstag erst am Vortag zurückerobert hatte. Sie dient als ein Indikator für den mittelfristigen Trend. Auf Wochensicht büßte der Dax rund 1,3 Prozent ein. Der MDax der mittelgroßen Unternehmen gewann dagegen am Freitag gut 0,7 Prozent auf 30.012 Zähler.
Die US-Wirtschaft hatte im August erneut wesentlich weniger Arbeitsplätze geschaffen als erwartet. Zudem stieg die Arbeitslosigkeit. Damit sei die Tür für sinkende Zinsen nicht nur einen Spalt geöffnet, sondern förmlich aufgerissen, kommentierte Thomas Altmann, Analyst von QC Partners. “Trotzdem werden Stimmen laut, die eine nachhaltige Abkühlung der Wirtschaft in den USA befürchten und die Zinssenkungsrunde als verspätet einstufen”, stellte Marktbeobachter Andreas Lipkow fest. Mit Blick auf den sukzessive steigenden Inflationsdruck ist der Handlungsspielraum der Fed außerdem begrenzt. Einem großen Zinsschritt um 50 Basispunkte räumt Marktanalyst Jochen Stanzl vom Handelshaus CMC Markets daher nur eine Randwahrscheinlichkeit ein. Besonderer Fokus liegt nun auf aktuellen US-Inflationsdaten, die am kommenden Donnerstag erwartet werden.
Bei den Unternehmen profitierten vor allem die Immobilienwerte von der Aussicht auf sinkende Zinsen, weil dann ihre Refinanzierungskosten geringer ausfallen. Vonovia setzten sich mit einem Plus von 2,5 Prozent in der Dax-Spitzengruppe fest. Im MDax präsentierten sich auch LEG, Aroundtown, Deutsche Wohnen und TAG Immobilien stark. Thyssenkrupp schnellten um 3,8 Prozent in die Höhe. Für Salzgitter ging es im Kleinwerte-Index SDax um 5,6 Prozent nach oben. Hier blicken Anleger auch auf einen wohl bald anstehenden Stahlgipfel der Bundesregierung. Infineon konnten dem schwachen Gesamtmarkt trotzen und schlossen ein Prozent höher. Die Aktien von Adidas schüttelten derweil hohe Kursverluste beim Rivalen Lululemon ab und gewannen 1,5 Prozent. Zwar senkte der vor allem für seine Yoga-Kleidung bekannte Sportartikelkonzern seinen Ausblick, ein Händler bezeichnete die Probleme bei Lululemon aber als überwiegend hausgemacht. Für die Papiere von Puma ging es dennoch 1,7 Prozent abwärts. Airbus gaben nach dem tags zuvor erreichten Rekordhoch um 1,7 Prozent nach. Der Flugzeugbauer werde sich steigern müssen, um das Jahresziel bei den Auslieferungen von Jets erreichen zu können, schrieb RBC-Analyst Ken Herbert. Frische August-Zahlen seien aber ermutigend. Im SDax stiegen Sixt um vier Prozent. Die Schweizer Großbank UBS hatte die Papiere des Autovermieters mit einer Kaufempfehlung in die Bewertung aufgenommen. An der Spitze im Nebenwerteindex bauten parallel die Aktien von SMA Solar ihre jüngste kräftige Erholung nach einer Gewinnwarnung um weitere 10,5 Prozent aus.