Nach dem atemberaubenden „Trophäe“ ist die belgische Schriftstellerin Gaea Schoeters zurück mit ihrem neuesten Werk.
Eine scheinbar absurde, gleichzeitig aber hochaktuelle Frage: Was geschieht, wenn die Machtverhältnisse zwischen Europa und Afrika auf den Kopf gestellt werden?
Auslöser dafür ist die Sichtung von Elefanten in deutschen Innenstädten. Tausende von ihnen. Sie sind nicht etwa aus einem Zoo ausgebrochen, sondern das bewusste Geschenk des Präsidenten von Botswana. Mit dieser gigantischen Lieferung antwortet er auf ein Einfuhrverbot von Jagdtrophäen, das die deutsche Regierung verhängt hat – eine Maßnahme, die in Europa moralisch glänzend klingt, in den ländlichen Regionen Botswanas aber Armut verschärft und Lebensgrundlagen zerstört. „Ihr Europäer wollt uns vorschreiben, wie wir zu leben haben“, lautet die Botschaft. „Vielleicht solltet ihr es einmal selbst versuchen.“
Schoeters verwandelt diesen provokanten Gedankenspielplatz in eine ebenso witzige wie bitterernste Parabel. Mit klarem Blick und funkelndem Sprachwitz seziert sie das Verhältnis von Nord und Süd, Armut und Wohlstand, Moral und Pragmatismus. „Das Geschenk“ ist keine Dystopie, sondern eine kluge Satire, die unser Verhältnis zu Natur, Verantwortung und globaler Gerechtigkeit auf den Prüfstand stellt. Die großen Fragen unserer Zeit zu Klimakrise, koloniale Altlasten, moralische Doppelmoral Dabei gießt die Autorin in eine Handlung, die zugleich unterhält, verblüfft und nachdenklich macht.
Gaea Schoeters zeigt einmal mehr, wie unbequem Literatur sein und trotzdem irgendwie Spaß machen kann. „Das Geschenk“ liest sich leichtfüßig, fast verspielt, und entfaltet gerade dadurch seine Wucht. Wer schon „Trophäe“ als scharfsinnigen Schlag ins europäische Selbstverständnis erlebt hat, wird hier erneut gefordert. Und belohnt mit einem Roman, der aktuelle Debatten auf brillante Weise zuspitzt.
Politisch, poetisch und von einer Dringlichkeit, die kaum zu überlesen ist. Gaea Schoeters ist es gelungen, ein Szenario zu entwerfen, das so unwahrscheinlich wirkt – und zugleich erschreckend plausibel.