Der kriselnde Chip-Riese Intel hat einen neuen Chef. Branchenveteran Lip-Bu Tan soll am 18. März die Führung übernehmen, wie der Konzern mitteilte. Er war bis vergangenen August Mitglied des Intel-Verwaltungsrates, zog sich dann zurück – Medienberichten zufolge nach Meinungsverschiedenheiten mit dem damaligen Chef Pat Gelsinger. Dieser wiederum warf das Handtuch im Dezember. Seine ambitionierten Pläne, den Halbleiter-Pionier aus der Krise zu führen, kamen nur mühsam voran. Die Aktie des Chip-Dinos machte am Donnerstag einen Satz nach oben.
Das Papier gewann zuletzt rund 16 Prozent auf knapp 24 Dollar. Höher hatte es zuletzt noch Anfang März notiert. Im Februar war der Kurs rasant gestiegen, bis Mitte März aber rasch wieder verflacht. Anleger haben schon länger einen schweren Stand mit ihren Titeln. Um den Jahreswechsel 2023/24 war die Aktie noch über 50 Dollar gehandelt worden.
Der 65-jährige Lip-Bu Tan machte sich einen Namen unter anderem als Chef der Chipfirma Cadence Design Systems. Seine Berufung sei gleich aus mehreren Gründen eine positive Nachricht, schrieb UBS-Analyst Timothy Arcuri. Tan habe exzellente Verbindungen nach China und Taiwan und stehe für Wertschaffung im Sinne der Aktionäre. Tan dürfte sich zudem darum bemühen, Investitionen von der US-Regierung sowie den möglichen Schlüsselkunden Nvidia, Apple, Qualcomm und anderen zu ergattern. Der Manager könnte Produktentwicklung und Fertigung des Konzerns schlussendlich voneinander trennen.
Probleme seit Jahren
Intel dominierte einst den Halbleiter-Markt, kämpft aber seit Jahren mit Problemen. Vor allem im Geschäft mit Chips für Künstliche Intelligenz eroberte der Grafikkarten-Spezialist Nvidia eine Spitzenposition. Zudem steht Intel stärker unter Druck im angestammten Geschäft mit PC-Prozessoren und Chips für Rechenzentren.
Zu Gelsingers Strategie gehörte, Intel auch als Auftragsfertiger für andere Chipentwickler zu etablieren. Dafür peilte er Milliarden-Investitionen in neue Werke an. Der Bau einer europäischen Fabrik in Magdeburg wurde aber um zwei Jahre aufgeschoben. Auch ein großes Projekt in den USA ist um mehrere Jahre verzögert.
Experte: Sparkurs dürfte weitergehen
Der bekannte Branchenanalyst Patrick Moorhead verwies in einer ersten Einschätzung darauf, dass Lip-Bu Tan Erfahrung sowohl im Chip-Design als auch bei Produktionswerken habe. Er müsse nun zügig entscheiden, ob der Konzern seine Fabriken behalten wolle. Unterdessen dürfte es weitere Kostensenkungen geben, prognostizierte Moorhead.
Lip-Bu Tan betonte in einer E-Mail an die Mitarbeiter, dass Intel immer noch eine Schlüsselrolle im Technologie-Ökosystem in den USA und international spiele. Er glaube an die Chance, das Unternehmen neu aufzustellen. “Das bedeutet nicht, dass es einfach sein wird. Das wird es nicht”, schrieb er. Seine Philosophie sei, demütig zu bleiben, hart zu arbeiten und die Kunden zu begeistern. Und wenn man diesen Grundsätzen folge, passierten gute Dinge. (dpa-AFX/cw)