Sein Sparprogramm hat dem Dialysespezialisten Fresenius Medical Care (FMC) zum Jahresstart überraschend viel Gewinn beschert. Konzernchefin Helen Giza sieht das Unternehmen auf Kurs zu den Jahreszielen. “Wir erwarten auch weiterhin im Laufe des Jahres operative und finanzielle Verbesserungen in beiden Segmenten, die sich in einem deutlichen Ergebnis- und Margenwachstum niederschlagen werden”, sagte die Managerin laut einer Mitteilung vom Dienstag in Bad Homburg. Dabei sieht Giza derzeit wenig Gefahr durch Zölle für den Konzern. “Wir erwarten aktuell nur einen sehr begrenzten Einfluss durch Zoll-Änderungen”, sagte sie auf einer Analystenkonferenz am Nachmittag. Neue Mittelfristziele soll es derweil auf dem Kapitalmarkttag im Juni geben.
An der Börse verteidigte die Aktie bis zum Nachmittag den Spitzenplatz im deutschen Leitindex Dax mit einem Kursplus von zuletzt fast fünf Prozent. Mit 48,80 Euro hatte sie in der Spitze den höchsten Stand seit Sommer 2023 erreicht. Damit steuert das Papier auf den neunten Gewinntag binnen zehn Handelstagen zu.
Das um Währungs- und Sondereffekte bereinigte operative Ergebnis erhöhte sich von Januar bis März im Vergleich zum Vorjahr um 13 Prozent auf 457 Millionen Euro, wie die Fresenius-Beteiligung weiter mitteilte. Inklusive aller Effekte legte der Wert sogar um gut ein Drittel zu. Unter dem Strich konnte FMC im vergangenen Quartal den auf die Aktionäre entfallenden Gewinn mit 151 Millionen Euro mehr als verdoppeln. Analysten hatten mit weniger gerechnet. Konzernweit kletterte der Umsatz um 3 Prozent auf knapp 4,9 Milliarden Euro, wobei sich auch Wechselkurseffekte positiv auswirkten – währungsbereinigt hätte das Plus bei 1 Prozent gelegen.
Gegenwind bescherte dem Konzern in den ersten drei Monaten jedoch noch eine schwere Grippesaison in den USA, die zu Ausfällen führte – die Gesamtzahl der Behandlungen stagnierte in der Folge auf Vorjahresniveau. FMC-Lenkerin Giza bekräftigte jedoch ihre frühere Einschätzung, dass sich das aus eigener Kraft zu erreichende Behandlungswachstum in den USA im Laufe des Jahres beschleunigen und auf mehr als 0,5 Prozent steigen dürfte.
Der Dialyseanbieter leidet auf seinem wichtigsten Markt schon länger unter einem mauen Behandlungswachstum, auch im vergangenen Jahr waren in den USA noch viele Blutwäschepatienten an und mit Corona gestorben. Schub erhofft sich FMC, wie bereits bekannt, künftig durch die Verwendung eines moderneren und effizienteren Dialysegeräts (hochvolumige Hämodiafiltration) in den Vereinigten Staaten. Dieses werde voraussichtlich bis Jahresende im US-Markt eingeführt, bekräftigte Giza.
Die Managerin zeigte sich sehr zufrieden mit den bisherigen Erfolgen des laufenden Sparprogramms. Die operative Ergebnismarge im Produktgeschäft habe im vergangenen Quartal erstmals den geplanten Zielkorridor erreicht, sagte sie.
FMC befindet sich aktuell im dritten und damit letzten Jahr seiner Sparrunde. Bis Ende 2025 soll das Programm nachhaltige Kostensenkungen von insgesamt 750 Millionen Euro bringen. Im vergangenen Quartal hätten sich die Einsparungen auf 68 Millionen Euro belaufen, hieß es.
Giza hatte das Maßnahmenpaket 2023 eingeläutet, nachdem FMC zuvor in Folge der Corona-Pandemie und durch hausgemachte Probleme in die Krise geschlittert war. Fresenius Medical Care ordnete im Rahmen des Umbaus die Strukturen im Unternehmen neu, stellte Arbeitsabläufe, Netzwerke und Logistik effizienter auf und verkaufte unrentable Kliniken und Randbereiche. Auch Tausende Stellen fielen weg. Sein Portfolio optimierte FMC zuletzt noch weiter. So hatte der Konzern im vergangenen Quartal die Trennung von Teilen des US-Labordienstleisters Spectra Laboratories und vom Klinikgeschäft in Malaysia angekündigt.
An seinen Jahreszielen hält FMC weiter fest: Demnach soll der Umsatz zu konstanten Wechselkursen im niedrigen einstelligen Prozentbereich gegenüber dem Vorjahr anziehen. Das bereinigte operative Ergebnisses soll abseits der Wechselkurse im hohen Zehner- bis hohen Zwanzigerprozentbereich klettern. Bei den nominalen Zahlen ist nach Einschätzung von Unternehmen und Analysten durch den jüngsten Dollar-Verfall aber mit Gegenwind zu rechnen.
Experten wie Analyst David Adlington von der US-Bank JPMorgan warten bereits mit Spannung auf den Kapitalmarkttag im Juni. Dann werde FMC vermutlich weitere Kostensenkungen verkünden und seine mittelfristigen Margenambitionen präsentieren, schrieb er in einer ersten Reaktion auf die aktuellen Quartalszahlen. Giza kündigte in der Fragerunde mit den Analysten an, dass sie sich auf der Investorenveranstaltung im Sommer auch zur weiteren Strategie und Kapitalverwendung äußern werde.
FMC ist seit der Entflechtung von der früheren Mutter Fresenius im November 2023 eigenständig und wird beim Bad Homburger Klinik- und Arzneimittelkonzern nur noch als Finanzbeteiligung geführt. Im März reduzierte Fresenius seinen Anteil von bisher 32,2 Prozent durch einen Aktienverkauf auf 28,6 Prozent. Der Anteil wird durch eine ebenfalls bei institutionellen Investoren platzierte Umtauschanleihe bei deren Fälligkeit im Jahr 2028 weiter sinken. Mit mindestens 25 Prozent plus einer Aktie will Fresenius nach bisherigen Aussagen aber weiterhin größter FMC-Anteilseigner bleiben. (dpa-AFX/cw)