Wiesbaden (dpa) – Für Supermarkt- und Discounter-Kunden zeichnet sich beim Blick auf die Lebensmittelpreise etwas Entspannung ab: Die sind zuletzt zwar weiter gestiegen, allerdings langsamer als zuvor. Laut Statistischem Bundesamt lag die Inflationsrate im November bei 2,3 Prozent, während Lebensmittel im Jahresvergleich nur um 1,2 Prozent teurer wurden. Ein Blick ins Detail zeigt jedoch, dass es bei einzelnen Produkten seit November 2024 noch deutliche Schwankungen gab.
Lebensmittel mit den größten Preisrückgängen
- Butter (-22 Prozent)
Sowohl in Deutschland als auch in der EU ist mehr Milch produziert worden als im Vorjahr und der Fettgehalt in der Rohmilch stieg. Gleichzeitig war die Nachfrage verhalten. Butter wurde deshalb wieder deutlich günstiger. Die Handelsketten reduzierten die Preise für ein 250-Gramm-Päckchen der Eigenmarken im November schrittweise auf 1,19 Euro, im Dezember auf 99 Cent. Diese Preissenkungen sind in den Statistiken des Bundesamts bislang nicht erfasst, da die Landesämter ihre Zahlen bis zum 27. November meldeten. Im Oktober 2024 war Butter auf einen Rekordpreis gestiegen. Das billigste Päckchen kostete 2,39 Euro.
- Weintrauben (-21,6)
Im vergangenen Jahr gab es beim Übergang von Mittelmeerware zu Importen aus Übersee noch ein deutliches Angebotsdefizit, sagt Thomas Els von der Agrarmarkt Informations-Gesellschaft (AMI). In diesem Jahr sorgten eine lange Mittelmeersaison, frühe Lieferungen aus Südafrika und erste Mengen aus Südamerika für volle Regale.
- Olivenöl (-17,4)
Nach mehreren Ernten mit geringen Erträgen in wichtigen Produktionsländern wie Spanien waren die Preise stark gestiegen. Im Sommer 2024 kostete Olivenöl doppelt so viel wie 2020, was die Nachfrage dämpfte. Viele Kunden stiegen auf günstigere Sorten wie Rapsöl um. Die bessere Ernte 2024/25 ließ die Preise wieder sinken. Im November war Olivenöl aber noch etwa 58 Prozent teurer als fünf Jahre zuvor.
- Kartoffeln (-16,1)
Deutschland steuert im Wirtschaftsjahr 2025/26 auf eine Rekordernte zu. Dazu trägt auch eine erneute Ausweitung des Anbaus bei. Das drückt die Verbraucherpreise. Auch Nachbarländer verzeichnen laut AMI riesige Ernten. Kartoffeln waren zuletzt nur ein Prozent teurer als 2020.
- Eisbergsalat (-15,4)
«In den Anbaugebieten in Spanien herrschen beste Anbaubedingungen für Eisbergsalat», sagt Els. Demnach kommen große Mengen in Deutschland an, die Preise liegen deshalb auf niedrigem Niveau. Zugleich ist die Nachfrage schwächer als im Vorjahr.
Lebensmittel mit den stärksten Preisanstiegen
- Sauerkirschen oder andere Steinobstkonserven (+48,1)
Die Ernten seien 2024 und 2025 «sehr schlecht» gewesen, sagt Christoph Freitag vom Bundesverband der obst-, gemüse- und kartoffelverarbeitenden Industrie. Grund waren Pflanzenkrankheiten und starke Wetterschwankungen mit Dürre oder Frost. Die Knappheit trieb die Preise. Betroffen waren vor allem Kirschen, aber auch Pfirsiche, Nektarinen und Aprikosen. Nach mehreren schlechten Jahren seien die Bestände erschöpft, so Freitag.
- Tafel Schokolade (+25,9)
Hauptursache sind die gestiegenen Rohstoffkosten, erklärt Finn Semrau vom Kiel Institut für Weltwirtschaft. Kakao wird an Terminbörsen gehandelt. In den wichtigen Produktionsländern Elfenbeinküste und Ghana fiel die letztjährige Ernte deutlich niedriger aus als in den Vorjahren. Die höheren Kosten wurden 2024 und 2025 an die Verbraucher weitergegeben. Schokoladenhersteller kaufen Kakao langfristig ein und zahlen Preise, in denen die hohen Kosten aus der Vergangenheit stecken.
In einigen Fällen seien die Verbraucherpreise stärker gestiegen als die Rohstoffkosten, möglicherweise nutzten Hersteller die Lage, um die Margen zu erhöhen, so Semrau. Auch für Pralinen (+22,6) und Kakaopulver (+22,1) mussten Kunden zuletzt deutlich tiefer in die Tasche greifen als ein Jahr zuvor. Die Rohkakaopreise sind inzwischen wieder etwas gesunken, aber immer noch vergleichsweise hoch.
- Tiefgefrorenes Obst (+25,6)
«Die Preissteigerungen gehen im Wesentlichen auf schlechte Ernten und daraus folgende Preissteigerungen bei Himbeeren, Wildheidelbeeren, Kirschen und Erdbeeren zurück», sagt Nina Kollas vom Deutschen Tiefkühlinstitut.
- Bohnenkaffee (+22,5)
Wie beim Kakao führten wetterbedingte Ernteausfälle 2024 zu Preissprüngen an den Börsen, die der Handel weitergab. Die Lage hat sich zuletzt wieder etwas entspannt. Mehr Exporte aus Vietnam und Kolumbien erhöhen das Angebot, sagt Wissenschaftler Semrau. Kaffeepads und Kaffeekapseln waren im November 19,1 Prozent teurer als im Vorjahresmonat.
- Rinderhack (+22,4)
Die Preise für Rindfleisch sind stark gestiegen. Rinderhack verteuerte sich zwischen 2020 und November 2025 laut Statistischem Bundesamt um knapp 83 Prozent. Ursache ist laut dem Verband der Fleischwirtschaft unter anderem die knappe Warenverfügbarkeit. Immer mehr Betriebe stellten die Haltung ein, was Bestände und Schlachtzahlen sinken ließ. Weitere Gründe sind steigende Kosten für Energie, Löhne und Transport.
Der Verbraucherpreisindex des Statistischen Bundesamts erfasst eine Vielzahl an Nahrungsmitteln und alkoholfreien Getränken. Für diese Auswertung wurden knapp 150 Produkte berücksichtigt, für die die Behörde Daten für November veröffentlicht hat.





