Dekabank-Chefvolkswirt: Aufschwung trotz geopolitischer Spannungen

Trotz der aktuellen Zuspitzung der Lage in der Region am Persischen Golf zeigen sich die Volkswirte der Dekabank zuversichtlich für die Entwicklung der Weltwirtschaft und auch der deutschen Wirtschaft. “Geopolitische Konflikte sowie eine unberechenbare US-Zollpolitik belasten die Weltwirtschaft zwar, aber angesichts der weltpolitischen Umwälzung ist sie überraschend robust”, sagte Ulrich Kater, Chefvolkswirt der Dekabank am Montag in Frankfurt. Ein geringeres Wachstum bekämen insbesondere die USA zu spüren.

Bisher habe die Krise im Nahen Osten kaum Beeinträchtigungen für die Wirtschaft gebracht. Die Angriffe der USA auf die Atomanlagen des Iran habe die Spannungen aber nochmals verschärft. “Die Sperrung der Straße von Hormus und eine längere Auseinandersetzung der USA mit dem Iran stellen eine Eskalationsgefahr dar”, warnte Kater. Allerdings müssten die Rohöllieferungen rund ein halbes Jahr ausfallen, damit sich dies deutlich auf die Konjunktur auswirke. Schließlich hätten viele Länder Lagerbestände. Kurzzeitig könnte der Ölpreis aber stark steigen, bis auf 140 US-Dollar je Barrel (159 Liter). “Langfristig gehen wir davon aus, dass der Ölpreis unter der 70 US-Dollar-Marke je Fass liegen wird”, sagt Kater. Der Rohölmarkt sei jenseits der geopolitischen Risiken in einer Überversorgung.

Für Deutschland und die EU zeigt sich Kater vergleichsweise zuversichtlich: “Vor dem Hintergrund anhaltender Unsicherheiten der US-Politik ergeben sich Chancen für die europäische Wirtschaft, das Image vom hässlichen Entlein der Weltwirtschaft abzuschütteln.” Die Binnennachfrage werde durch Realeinkommenszuwächse, gesunkene Zinsen und die Hoffnung auf wirtschaftspolitische Reformen gestützt. Hinzu kämen die fiskalpolitischen Impulse durch die deutsche Bundesregierung. Für 2025 erwarten die Deka-Volkswirte in Deutschland ein Wirtschaftswachstum von 0,2 Prozent und im Jahr 2026 von 1,0 Prozent.

Die Europäische Zentralbank (EZB) dürfte in diesem Jahr noch einmal die Leitzinsen senken. “Im Herbst dürfte sich ein Kompromiss im EZB-Rat herausbilden, die Geldpolitik bis auf Weiteres am unteren Rand des neutralen Bereichs zu belassen”, sagte Kater. Die niedrigen Zinsen und die Unterstützung durch höhere Staatsausgaben dürften die Wirtschaft in der Eurozone stützen. Dies sei auch ein Vorteil gegenüber den USA. Da die Zölle die Inflation antreiben, sei der Spielraum für Zinssenkungen der US-Notenbank Fed zunächst beschränkt, sagte Kater. Zudem limitiere die hohe Staatsverschuldung in den USA Ausgabespielräume. Die Einführung der Zölle reiche nicht aus, um das Haushaltsloch zu stopfen. (dpa/cw)

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