Liebe Leserin, lieber Leser,
Am Ostermontag starb Franziskus I., und es erstaunt, wie groß die Trauer ist im Angesicht der stetig abnehmenden Zahl der Mitglieder der deutschen katholischen Kirche. Am Tag der Auferstehung, nachdem er ein letztes Mal den „Urbi et Orbi“ gesprochen hatte, verschied der Heilige Vater im heiligen Jahr 2025. Symbolträchtiger geht es kaum.
Stärker als sein deutscher Vorgänger Benedikt, versuchte der Argentinier Franziskus , die Institution Kirche zu modernisieren – auch wenn einige der erhofften Veränderungen wie die Aufarbeitung sexuellen Missbrauchs innerhalb der Kirche oder die angekündigte Stärkung der Rolle der Frauen am Ende ausblieben.
Die katholische Kirche ist nun vorübergehend führungslos, bis die Kardinäle sich ins Konklave zurückziehen, um einen Nachfolger zu bestimmen. Wer wird am Ende Papst? Wird es ein weiterer Reformer? Oder ein Bewahrer? Sicher ist, dass es auf jeden Fall ein Mann sein wird.
Doch was folgt? In diesen Tagen der sogenannten Sedisvakanz stellt sich einmal mehr die alte Frage: Muss sich die katholische Kirche verändern, um zu überleben? Oder liegt gerade in ihrer Beharrlichkeit ihre Stärke? Die einen fordern lautstark Erneuerung – sie wollen eine Kirche, die Frauen endlich gleichberechtigt sieht, die Missbrauch konsequent aufklärt, die sich nicht länger in alten Dogmen verschanzt. Die anderen halten dagegen: Die Kirche sei kein politisches System, sondern ein heiliger Raum. Ihre Wahrheit, sagen sie, sei ewig – nicht verhandelbar.
Das Problem ist längst nicht nur innerkirchlich. Es ist strukturell. In Deutschland kehren Jahr für Jahr Hunderttausende der Kirche den Rücken. Die Zahlen sprechen eine deutliche Sprache. In Europa insgesamt ist der Trend ähnlich. Die Gründe dafür sind mannigfaltig: Vertrauensverluste, Skandale, die Lebensferne kirchlicher Lehre. Aber auch das Gefühl, dass sich hier nichts bewegt – oder nicht schnell genug.
Wäre eine Reform also die Antwort? Oder würde sie das Fundament zerstören, auf dem die Kirche steht? Es ist ein Balanceakt. Vielleicht muss sich nicht alles ändern – aber das, was Menschen verletzt, ausgrenzt oder verstummen lässt, sollte nicht bleiben. Die katholische Kirche hat jahrhundertelang überdauert, weil sie Wandel überstand – nicht, weil sie ihn immer verhindert hat.
Vor allem die Frage nach der Rolle der Frau wird immer drängender. Während weltweit in nahezu allen gesellschaftlichen Bereichen über Gleichstellung gesprochen wird, bleibt die Kirche stumm – oder weicht aus. Und doch: Eine Institution, in der Frauen keine Stimme am Altar haben, erscheint vielen Menschen heute nicht mehr glaubwürdig. Muss die Kirche alles spiegeln, was die Welt tut? Vielleicht nicht. Aber wenn sie den Anspruch hat, ein Raum für alle zu sein, muss sie sich fragen lassen: Wo sind die Frauen?
Ist es Zeit für eine Reform? Oder soll alles lieber so bleiben wie es ist in der Kirche? Was meinst du dazu? Wir sind gespannt auf deine Meinung, schreibe uns gerne einen Kommentar oder nimm an unserer Umfrage teil.
Alexa Gräf
Redakteurin Courage
- Auf jeden Fall. Dass Frauen immer noch keine höheren Ämter belegen können, ist einfach nicht mehr zeitgemäß. 71%, 5 Stimmen5 Stimmen 71%5 Stimmen - 71% aller Stimmen
- Ich weiß es nicht. Franziskus hatte schon gute Ideen, aber am Ende ist auch nicht wirklich viel passiert. 29%, 2 Stimmen2 Stimmen 29%2 Stimmen - 29% aller Stimmen
- Nein, die Kirche ist ein Ort der Tradition und das sollte sie auch bleiben. 0%, 0 Stimmen0 Stimmen0 Stimmen - 0% aller Stimmen
- Ich beschäftige mich damit nicht. Ich bin kein Mitglied der Kirche (mehr). 0%, 0 Stimmen0 Stimmen0 Stimmen - 0% aller Stimmen