Alle Jahre wieder steht Weihnachten kurz vor der Tür, die Menüplanung steht und das Konfliktpotenzial im Kreise der Liebsten steigt. Und dann kommt Onkel Herrmann noch zu spät und bringt wie jedes Jahr eine Flasche Lugana mit. Wegen seiner Liebe zum Gardasee und überhaupt … Italien! Kommt ihm zuvor, mit einer gut gekühlten Flasche Sekt aus der Pfalz.
Ich bin Wein-Sommelier und Gründer von Rebensache, und ich habe mir pünktlich zu Weihnachten einen Traum erfüllt: eine eigene Wein-Kolumne für Courage. Ab sofort werde ich monatlich ein Thema aus der Weinwelt vorstellen und den Wein des Monats küren.
Diese erste Ausgabe, pünktlich zu Weihnachten, führt mich in meine pfälzische Heimat, ins kleine Dörfchen Schweigen-Rechtenbach, gelegen an der Grenze zum französischen Elsass und bekannt für seine besonders kalkreichen Böden und hervorragenden Spätburgunder. Dort führen bald in fünfter Generation Vera Dieterle und Marius Bernhart gemeinsam mit den Eltern Sabine und Gerd das Weingut Bernhart. Die Weinwirtschaftlerin und der Winzer arbeiten daran, das traditionelle Handwerk und qualitätszentrierte Arbeiten ihrer Familie mit ihren eigenen Ansprüchen an nachhaltiges Wirtschaften und Genuss und den Bedürfnissen einer jungen, gesundheitsbewussten Zielgruppe zu verbinden.
Seit 2004 ist das Weingut Bernhart Mitglied des VDP – Verbands Deutscher Prädikatsweingüter. Ein Verband, in den seit seiner Gründung 1910 nur Winzer und Winzerinnen mit höchsten Qualitätsstandards aufgenommen werden. Der VDP setzt auf Tradition. Mit Vera und Marius trifft diese Tradition auf die Moderne. Während Marius liebevoll neue Jahrgänge seiner Weine ausbaut, die den hohen Ansprüchen und der besonderen Handschrift der Familie Bernhart entsprechen, ist Vera der kreative und betriebswirtschaftliche Kopf im Familienbetrieb, der ständig den Status quo hinterfragt und neue Ideen entwickelt. Hier im Weingut Bernhart findet man nicht nur charakterstarke Weine, sondern auch ein starkes Werte-Konstrukt. Ein Betrieb, in dem der Generationenwechsel scheinbar nicht als Konflikt ausgetragen, sondern auf Augenhöhe erlebt wird. Ich bin mir sicher, dass wir von Vera und Marius noch viel hören und hoffentlich auch probieren werden.
Mein Wein des Monats: Zwei Drittel der Weinberge der Familie Bernhart liegen im französischen Elsass, wo kalkhaltiger Boden auf viel Sonne und Savoir-vivre trifft. Die besondere Handschrift des Weinguts Bernhart findet sich vor allem in den bekanntesten Rebsorten des Betriebs, Spätburgunder, Chardonnay und Weißburgunder. Ein Produkt, das neben den prämierten Großen Gewächsen und herausragenden Ersten Lagen gerne unbemerkt bleibt, aber mich besonders überzeugt hat, ist der Spätburgunder Blanc de Noir Sekt. Ausschließlich Spätburgunder-Trauben sorgen für rotfruchtige Aromen und eine animierende Säure, wie sie ein Sekt braucht, um lebendig zu wirken. Was ihn so besonders macht, sind seine Herstellung mit traditioneller Flaschengärung und die lange Lagerzeit. Zwei Jahre Flaschenlagerung auf der Hefe im Bernhart’schen Keller bringen eine besondere Cremigkeit und Brioche-Aromen in den Schaumwein. Um diesen Blanc de Noir herzustellen, wird aus dem hellen Fruchtfleisch der roten Trauben schonend der Saft gepresst, der so seine charakteristische blassrosa Farbe erhält.
Für mich ist dieser Sekt ein perfekter Allrounder. Er ist der „kleine Champagner“ für besondere Anlässe, der süffige Aperitif oder der perfekte Speisebegleiter für Fisch, Sushi, helles Fleisch und Gemüse. Ob zum Weihnachtsmenü oder zur Silvesterparty – dieser Sekt macht einfach Spaß. Echte Bubbles against Troubles eben. Sogar Onkel Herrmann wird ihn lieben.
Tipp der Redaktion: Schnell mitmachen und eine von 3 Flaschen unseres „Weins des Monats“ gewinnen! Zum Gewinnspiel.
Ich wuchs selbst im beschaulichen Weindorf Sankt Martin in der Pfalz als Teil einer Winzerfamilie auf. Meine Tage verbrachte ich oft im Weinkeller oder in der Probierstube des Weinguts meiner Großeltern. Mein Spielplatz waren die Weinberge. Nach dem Schulabschluss zog ich hinaus in die Welt, nach Australien und Indien, ins Himalaya und in die Uni nach Stuttgart. Ich wurde Unternehmensberater. Analysieren, strukturieren, entscheiden, Tag ein und Tag aus. Ich mochte die Vielseitigkeit meines Berufes, aber in mir wuchs stetig die Sehnsucht nach der unvergleichlichen Gemeinschaft, Geselligkeit und dem Miteinander, die ich in meiner Heimat genossen hatte. Irgendwann wurde mir klar, dass meine beiden Welten, die aktuelle und die meiner Kindheit, nicht getrennt bleiben müssen. Heute bin ich zertifizierter Weinsommelier, Berater für die Gastronomie und Gastgeber von Wein-Tastings und Events, die Geselligkeit und Lernen in den Mittelpunkt stellen. Bei Rebensache dreht sich zwar vieles um Genuss, aber ganz besonders um die Menschen, die ihn herstellen. Menschen, die Mut und Haltung zeigen, ihr Handwerk lieben und denen die Arbeit im Einklang mit der Natur Freude bereitet. Einige dieser Menschen und ihr Schaffen werde ich in dieser Kolumne regelmäßig vorstellen.


