Die Kurse deutscher Bundesanleihen haben am Mittwoch merklich zugelegt und sich damit nach den zuletzt heftigen Verlusten stabilisiert. Der richtungweisende Terminkontrakt Euro-Bund-Future stieg um 0,38 Prozent auf 127,17 Punkte, nachdem er am Dienstag noch bis auf 126,53 Punkte und damit den tiefsten Stand seit 2011 gefallen war. Die Rendite zehnjähriger Bundesanleihen lag bei 2,88 Prozent. Der Bund-Future hatte in den vergangenen Wochen vor allem wegen der Sorgen einer stark steigenden Staatsverschuldung infolge hoher Ausgaben für die Verteidigung und Infrastruktur kräftig nachgegeben. Ende Februar hatte der Bund-Future bei noch mehr als 133 Punkten gelegen.
Die Unsicherheit an den Märkten bleibt hoch. So sind die von US-Präsident Donald Trump angekündigten generellen Zölle auf Stahl- und Aluminiumimporte in Kraft getreten. Trump stellte weitere Zölle in Aussicht. Die EU hat eine entschiedene Reaktion angekündigt. Es sollen in einem ersten Schritt von April an wieder EU-Extrazölle auf die Einfuhr von US-Produkten wie Bourbon-Whiskey, Jeans, Motorräder, Boote und Erdnussbutter fällig werden. Weitere Maßnahmen sind dann nach Abstimmung mit den EU-Mitgliedstaaten für Mitte April geplant.
Die Hoffnung auf einen Waffenstillstand in der Ukraine belastete die Anleihekurse nicht. Nach dem grundsätzlichen Ja der Ukraine zu einer 30-tägigen Feuerpause im Krieg mit Russland richten sich die Erwartungen nun an Moskau.
Die am Nachmittag veröffentlichten Inflationsdaten aus den USA gaben dem Markt keine neue Richtung. Der Anstieg der Verbraucherpreise hatte sich im Februar stärker als erwartet abgeschwächt. Die Inflationsrate fiel von 3,0 Prozent im Vormonat auf 2,8 Prozent. Volkswirte hatten lediglich einen Rückgang auf 2,9 Prozent erwartet.
Dennoch dürfte die US-Notenbank laut Thomas Gitzel, Chefvolkswirt der VP Bank, wenig Freude am Rückgang der Inflation haben. Die aggressive Zollpolitik der neuen US-Regierung sollte die Inflation in den kommenden Monaten wieder in die Höhe treiben. Hinweise hierfür lieferten jüngste Umfragen unter Verbrauchern. “Die von der Universität von Michigan monatlich unter Konsumenten ermittelten Inflationserwartungen sind regelrecht in die Höhe geschossen”, sagte er.
Mit Spannung wird an den Finanzmärkten das weitere Vorgehen beim deutschen Fiskalpaket verfolgt. Die Grünen wollen den geplanten milliardenschweren Verteidigungs- und Infrastrukturpaketen von Union und SPD in nicht zustimmen. Commerzbank-Ökonom Christoph Rieger erwartet aber eine Einigung: “Letztendlich spricht die ‘politische Ökonomie’ dafür, dass die Kompromisse auf der großzügigen Seite geschlossen werden, wobei die größtmögliche Anzahl an Interessengruppen begünstigt wird.” Die Ministerpräsidenten der Länder stehen geschlossen hinter dem milliardenschweren Finanzpaket für Verteidigung und Infrastruktur und fordern eine rasche Verabschiedung. (dpa-AFX/cw)