von Annalena Graudenz
Keine beherrscht es so gut, die einst esoterisch überfrachtete Welt der Asanas und Namastés in eine lässige Normalität zu übersetzen, wie Mady Morrison. In den Pandemiejahren wurde sie selbst zur Marke
So ruhig Mady Morrison durch ihre Youtube-Videos führt, so quirlig wird sie, sobald die Kamera aus ist. Boxen, Barre, HIIT – die 32-Jährige braucht Action und das Gefühl, sich auspowern zu können, genauso wie Ruhe und Achtsamkeit, die ihr die Yogapraxis verleiht. „Eigentlich war ich immer ein kleines ‚Wild Child‘ und tendenziell vorlaut unterwegs. Yoga und Meditation haben maßgeblich dazu Beigetragen, dass ich mittlerweile von mir behaupten kann, sehr reflektiert und ausgeglichen zu sein“, erzählt Mady.
Mit der Ausgeglichenheit kam auch der Erfolg. Seit mittlerweile acht Jahren produziert die Berlinerin Yoga- und Fitnessvideos und führt das Ranking der erfolgreichsten Yoga-Youtuberinnen und -Youtuber Deutschlands an.
Schon vor Beginn der Pandemie konnte sie rund eine halbe Million Abonnenten mit regelmäßigem Content inspirieren. In den letzten drei Jahren ist die Zahl fast explosionsartig auf knapp drei Millionen gestiegen. Auch die Views der einzelnen Videos sind durch die Decke gegangen. Konnte Mady vor Corona rund 2,5 Millionen Views pro Monat verzeichnen, waren es zum Höhepunkt der ersten Ausgangsbeschränkungen im April 2020 mehr als elf Millionen.
Aber was ist ihr Geheimrezept? „Die Qualität meiner Videos hat für mich höchste Priorität. Sowohl optisch, soundtechnisch als auch didaktisch bin ich absolut detailverliebt und gehe selten Kompromisse ein. Mein Ziel dabei ist es, das bestmögliche Yoga-Erlebnis für meine Schüler:innen zu kreieren“, so Mady. Und das gelingt. Wer einmal mit einem ihrer Videos trainiert hat, schaltet meist wieder ein. Sowohl Anfänger als auch Fortgeschrittene fühlen sich abgeholt und folgen dem angenehmen Timbre ihrer Stimme durch verschiedene Yoga-Flows sowie geführte Meditationen. Auch bei Instagram geht die sympathische Yoga-Lehrerin, die den Sport aus der „Eso-Ecke“ geholt hat, auf die 900.000 Follower zu. Und wirbt trotz großer Reichweite kaum für Produkte. Einen Overload an Rabattcodes für fragwürdige Beauty-, Food- oder Fashionartikel? Das überlässt sie anderen Influencer:innen.
Ganz ohne „Mady-Merch“ geht es aber nicht. Mittlerweile bringt sie eine eigene – natürlich vom Yoga inspirierte – Kollektion heraus, die über ihren Onlineshop oder auf Instagram zu kaufen ist. Und die kann sich sehen lassen: von trendy T-Shirts mit Karma-Prints über kuschelige Sweatshirts bis zu lässigen Bomberjacken überzeugen die Teile durch Design und Qualität.
Aber auch hier bleibt die Berlinerin sich und dem Yoga-Karma treu. Sämtliche Produkte sind vegan, unter fairen Bedingungen und aus zertifizierten Materialien produziert. Die Preise sind ebenfalls fair, sodass sich alle ein Stückchen Mady-Flair nicht nur auf die Matte, sondern auch in den Alltag holen können.
„Die Umwelt und das Tierwohl liegen uns sehr am Herzen. Daher spenden wir pro verkauftes Kleidungsstück einen Euro an ausgewählte Tier- und Umweltschutzorganisationen. Den Anfang macht das Sri Lanka Animal Shelter“, erklärt Mady, die das Business seit einigen Jahren zusammen mit ihrem Lebensgefährten führt. Sie als kreativer Kopf vor wie hinter der Kamera, er als Fotograf, Kameramann und Artdirector. Die Social-Media-Pflege und das Beantworten von E-Mails wird ebenfalls in Eigenregie betrieben.
Dem Zufall überlässt Mady Morrison nichts. „So eine Selbstständigkeit, wie ich sie lebe, erfordert eine Menge Disziplin und Durchhaltevermögen.“
Kein Wunder, dass die Grenzen zwischen Job und Privatem oft verschwimmen. „Freie Wochenenden und so richtige Urlaube in den letzten sieben Jahren kann ich an einer Hand abzählen. Ich bin sehr ehrgeizig und sprudle über vor neuen Ideen. Das mit der richtigen Work-Life-Balance habe ich also noch nicht so recht raus.“