Elterngeld: diskriminierend – oder einfach sozial gerecht? Eure Meinung ist gefragt!

Foto: Tobias Hase/dpa-tmn
Foto: Tobias Hase/dpa-tmn

Liebe Lounge-Ladies,

ich gucke meist einfach zu Boden, wenn mir jemand sagt: Man darf ja heute gar nichts mehr sagen! Das nervt mich kolossal. Aber gestern habe ich mich dabei ertappt, mich zu fragen: Darf ich das sagen?

Es geht ums Elterngeld. Familienministerin Lisa Paus von den Grünen will das Elterngeld für Familien mit einem zu versteuernden Haushaltseinkommen von 150.000 Euro und höher streichen, um die Haushaltsvorgaben von Finanzminister Christian Lindner zu erfüllen. Bisher gingen nur Familien mit 300.000 Euro und mehr leer aus, wenn sie Nachwuchs bekamen. Unmittelbar nach Bekanntwerden der Pläne tobte ein Shitstorm im Netz. Frauen und Fraueninitiativen gehen auf die Barrikaden – Unternehmerin und Role-Model Verena Pausder hat schnell eine Petition ins Leben gerufen, um das Vorhaben zu stoppen. Der Einschnitt beim Elterngeld wäre „nicht nur ein Schlag ins Gesicht für Familien und Kinder, sondern auch ein Rückschritt für unsere Gesellschaft und ein katastrophales Signal gegen die Chancengerechtigkeit von Männern und Frauen“, so die frühere Aufsichtsrätin der Commerzbank-Tochter comdirect. Binnen weniger Tage haben mehr als 500.000 Menschen ihre Petition unterschrieben. Und ich gestehe: Die Diskussion stimmt mich nachdenklich! Darf ich das als Feministin sagen?

Worum geht es?

Die Staatsschulden steigen, das wird die junge Generation ausbügeln müssen. Dabei ist schon heute mehr als jedes fünfte Kind und jeder vierte junge Erwachsene von Armut betroffen oder armutsgefährdet. Als armutsgefährdet gilt, wer in einem Haushalten lebt, der weniger als 60 Prozent des mittleren Einkommens zur Verfügung hat.

Sieht nicht nach Chancengleichheit aus

Einkommensschwache Familien sind oft über Generationen abgehängt. Hier sollte der Staat meines Erachtens handeln, um sozial benachteiligten Kindern eine Chance auf Bildung und sozialen Aufstieg zu geben. Die Kindergrundsicherung, in der alle Sozialleistungen zusammengeführt werden, ist ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung. Um sozial Schwächere zu stärken, braucht es Geld. Und nun frage ich mich: Ist es wirklich ein „Rückschritt für unsere Gesellschaft und ein katastrophales Signal gegen die Chancengerechtigkeit von Männern und Frauen“, wie Verena Pausder sagt, wenn gut verdienende Eltern kein Elterngeld bekommen? Ein zu versteuerndes Jahreseinkommen von 150.00 Euro heißt, dass Freibeträge und alles, was darüber hinaus steuerlich absetzbar ist, bereits vom Einkommen abgezogen ist.

Ist es also zu viel verlangt, wenn Familien mit einem Jahreseinkommen von mindestens 180.000 Euro die Babypause aus eigenen Mitteln finanzieren?

Auch frage ich mich, warum das Gesetzesvorhaben zwangsläufig Frauen diskriminieren soll. Ist es nicht so, dass ein Maß an Eigenverantwortung erwartet werden darf – und jede, die eine Babypause nimmt, mit ihrem Partner einen finanziellen Ausgleich aushandeln kann?

Wichtiger für Chancengleichheit von Männern und Frauen wäre gute Kinderbetreuung

Und ein Umdenken in Richtung Familienarbeitszeit, so dass beide Eltern sich um den Nachwuchs kümmern können, ohne auf Karriere verzichten zu müssen. Ist die Aufregung über die Änderungen beim Elterngeld eine Scheindebatte oder „ein plumpes Ablenkungsmanöver“, wie Janina Kugel es in ihrem lesenswerten Kommentar für das ManagerMagazin formuliert? Wird hier vermeintliche Gleichberechtigung gegen soziale Gerechtigkeit und Solidarität ausgespielt?

Was meint Ihr? Nehmt an der Umfrage teil und schreibt Eure Meinung in die Kommentarspalte! Ich freue mich auf den Austausch.

Eure Birgit Wetjen, Chefredakteurin Courage

Die Ampel plant, das Elterngeld ab einem zu versteuernden Einkommen von 150.000 Euro zu streichen. Was meint ihr?
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Abstimmungen insgesamt: 113
11. Juli 2023
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