Ende einer Ära: Warren Buffet

Sein Gespür für gute Geschäfte machte Buffett zu einer Investorenlegende. (Archivbild)
Sein Gespür für gute Geschäfte machte Buffett zu einer Investorenlegende. (Archivbild) Foto: Nati Harnik/AP/dpa

Das Jahr 2025 geht zu Ende – und mit ihm eine Ära. Zum Jahreswechsel tritt Warren Buffett ab, Gründer und Chef der US-Beteiligungsgesellschaft Berkshire Hathaway. Der 95-Jährige ist eine Börsenlegende, der berühmteste Investor der Welt. Die Berkshire-Aktie hat zig Anleger:innen reich gemacht, Buffetts Fangemeinde ist riesig. Zehntausende pilgerten allein jedes Jahr zur Hauptversammlung von Berkshire nach Omaha in Nebraska.

Und Buffett selbst? Der behielt dabei stets die Bodenhaftung. Er residiert nicht in Manhattan, am Puls des großen Geldes, sondern in einer beschaulichen 500.000-Einwohner-Stadt im Corn Belt des Mittleren Westens, wo er aufgewachsen ist.

In seinem jüngsten Aktionärsbrief beschreibt er seine Kindheit in den 1930-ern als eine Zeit, in der „eine Schlittenfahrt oder ein Baseballhandschuh“ zu den größten Glücksmomenten zählten. Omaha habe sein Denken geprägt, so Buffett. Hier gründete er eine Familie und verwaltete Milliarden – zusammen mit seinem 2023 verstorbenen Kompagnon Charlie Munger. Buffett wurde zu einem der reichsten Menschen des Planeten (geschätztes Vermögen: mehr als 150 Milliarden Dollar) – so unaufgeregt, dass es für alle anderen aufregend war. Geld, Macht und Ruhm: Darum gehe es aber gar nicht im Leben, so Buffett, sondern um Hilfsbereitschaft.

„Freundlichkeit ist kostenlos, aber unbezahlbar“, schreibt er. „Entscheiden Sie selbst, was in Ihrem Nachruf stehen soll – und leben Sie so, dass Sie ihn verdienen.“

Kurzum: Der Mann ist Kult – und hat Vorbildcharakter. Für uns wirft sein Abgang auch die Frage auf: Was können wir von ihm lernen? Mir fallen drei goldene Regeln ein, die sich jede:r Anleger:in auf die Fahnen schreiben kann:

  1. Die Berkshire-Aktie hat eine beeindruckende Performance hingelegt. In 60 Jahren hat sie inklusive Dividenden im Schnitt knapp 20 Prozent pro Jahr draufgesattelt. Angenommen eine Anlegerin hat Ende 1964 eine Summe von 1000 Dollar in Berkshire investiert, dann hatte sie Ende 2024 rund 55 (!) Millionen Dollar auf dem Konto (während der S&P-500-Index inklusive Dividenden rund 390.000 Dollar brachte). In den Genuss dieser Wertentwicklung kamen aber nur diejenigen, die immer die Nerven behielten. Denn so toll sich die Berkshire-Story anhört: Dreimal in den 60 Jahren ist der Aktienkurs um mehr als 50 Prozent abgestürzt. Hand aufs Herz: Hättest du das ausgehalten – oder (mit Verlust) verkauft? Die Lehre ist: Jedes noch so gute Langfristinvestment wird höchstwahrscheinlich irgendwann richtig schmerzhafte Verluste verbuchen. Das gilt auch für Index-ETFs. Nur wer dann cool bleibt, kann die Früchte seiner Anlage ernten.

  2. Viele Anleger:innen versuchen, im eigenen Depot Buffetts Trades zu kopieren, um an seinem Erfolg teilzuhaben. Mein Tipp: Lass es sein! Denn egal, ob Buffett wie zuletzt Alphabet-Aktien kauft oder wie vor gut drei Jahren Titel der US-Bank Citigroup: Seine Käufe werden stets verzögert gemeldet. Gegenüber der Börsenaufsicht muss er sein Portfolio in der Regel nur zum Quartalsende offenlegen, die Veröffentlichung erfolgt noch einige Wochen später. Wer Buffett kopiert, bekommt also ganz andere Einstiegskurse. Hinzu kommt, dass bei Veröffentlichung meist ein Run auf die Buffett-Favoriten beginnt, was die Einstiegskurse weiter hoch treibt.   

  3. Buffett ist ein Stockpicker. Sein Ziel: durch Einzeltitelanalyse besonders attraktive Aktien kaufen. Für die Mehrheit der Privatanleger:innen hält Buffett diesen Ansatz aber für ungeeignet. Unzählige Male sei er um Anlagerat gefragt worden. „Meine regelmäßige Empfehlung ist ein kostengünstiger S&P-500-Indexfonds“, erklärte er schon 2017. Wenn selbst der König der Stockpicker zu breit gestreuten ETFs rät, kannst auch du beim Vermögensaufbau darauf setzen. Einzelaktien in kleineren Dosen kaufen, um das Depot zu ergänzen – warum nicht? Aber es sind breit gestreute, kostengünstige Papiere wie ETFs, die auf deinem Weg in die finanzielle Unabhängigkeit den Unterschied machen. Auch wenn es für uns Europäer nicht nur der S&P 500 sein sollte.

Klingt nachvollziehbar? Dann kannst du mit dem Vermögensaufbau loslegen, besser heute als morgen. Attraktive ETFs dafür findest du in der aktuellen Courage – im Aufmacher des Geld-Teils, in dem wir auch einen Ausblick auf das Börsenjahr 2026 wagen. Und falls du noch kein Depot eröffnet hast: Im Heft stellen wir sechs attraktive Broker vor.

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