ESC empört Spanien: Kritik an Voting und an Israel-Teilnahme

Die Teilnahme Israels am ESC hat Spaniens Ministerpräsident nicht gefallen. (Archivfoto)
Die Teilnahme Israels am ESC hat Spaniens Ministerpräsident nicht gefallen. (Archivfoto) Foto: Jens Büttner/dpa
Ein Musikfestival, das zur Staatsaffäre wird: In Spanien schlagen die Wellen nach dem ESC-Finale hoch. Es geht um das umstrittene Publikumsvoting – aber auch um ein größeres Politikum.

Die Teilnahme Israels am Eurovision Song Contest sorgt in Spanien aus mehreren Gründen für große Polemik – sie reicht inzwischen bis in den Regierungspalast Moncloa in Madrid. Ministerpräsident Pedro Sánchez forderte den Ausschluss Israels vom Wettbewerb. Der staatliche TV-Sender RTVE kündigte derweil an, man werde eine Überprüfung des Publikumsvotings beantragen, das die Teilnehmerin Israels (Yuval Raphael mit dem Song «New Day Will Rise») am Samstag auf Platz 2 katapultiert hatte.

Als Begründung für seine Forderung nannte Sánchez das militärische Vorgehen Israels im Gazastreifen. Die Offensive habe sogar in der Nacht des ESC-Finales mit weiteren Bombardierungen angedauert, betonte er. In Anspielung auf den Umgang mit Russland sagte der sozialistische Politiker: «Wir dürfen keine doppelten Standards in der Kultur zulassen.» Niemand habe sich empört, als Russland wegen der Invasion der Ukraine vom ESC ausgeschlossen wurde. «Dasselbe sollte auch für Israel gelten», sagte Sánchez.

Kultureller Charakter des ESC sei in Gefahr

RTVE wollte unterdessen seinen Antrag auf Überprüfung des Televotings nach eigenen Angaben im Laufe des Montags bei der Europäischen Rundfunkunion (EBU) einreichen. «Mehrere Länder werden ebenfalls denselben Antrag stellen, da sie der Ansicht sind, dass das Televoting durch die aktuellen militärischen Konflikte beeinflusst wurde und dies den kulturellen Charakter der Veranstaltung gefährden könnte», teilte der Sender mit.

Bereits im Vorfeld des ESC 2025 hatte es Spannungen zwischen RTVE und der EBU gegeben. Der spanische Sender erklärte, man sei von der Rundfunkunion unter Androhung von Sanktionen davor gewarnt worden, während der Liveübertragungen politische Botschaften zu verbreiten. Auslöser war ein Hinweis auf die Opfer des Gaza-Konflikts, den RTVE im zweiten Halbfinale eingeblendet hatte. Trotz der Warnung zeigte der Sender unmittelbar vor Beginn des Finales erneut eine Botschaft: «Angesichts der Menschenrechte ist Schweigen keine Option. Frieden und Gerechtigkeit für Palästina.» (dpa/cw)

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