Experte warnt: Die Zecken sind schon unterwegs

Zecken werden immer häufiger in Landkreisen aktiv, die noch gar nicht als Risikogebiete eingestuft sind.(Illustration)
Zecken werden immer häufiger in Landkreisen aktiv, die noch gar nicht als Risikogebiete eingestuft sind.(Illustration) Foto: Sebastian Willnow/dpa
In ganz Deutschland kann man inzwischen durch einen Zeckenstich mit FSME-Viren infiziert werden. Behörden sollten die Risikogebiete neu definieren, fordert ein Experte.

Zecken werden nicht nur häufiger zu unfreiwilligen Mitbringseln nach einem Ausflug ins Grüne, sondern inzwischen auch ganzjährig. Und sie übertragen gefährliche Erreger zunehmend auch in Regionen, die noch gar nicht offiziell als Risikogebiete gelten. «Zecken gibt es inzwischen überall in Deutschland und es gibt sie das ganze Jahr über», sagte Gerhard Dobler, Leiter des Nationalen Konsiliarlabors für Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) am Institut für Mikrobiologie der Bundeswehr. Es sei in ganz Deutschland möglich, sich mit FSME zu infizieren.

Auch in diesem Jahr seien die Zecken bereits unterwegs und aktiv. Es gebe bereits die ersten Fälle von Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) unter anderem in Baden-Württemberg, Bayern und Sachsen, sagte Dobler. «Bis zum Ausbruch der Erkrankung vergehen etwa drei Wochen. Die Infektionen müssen also mitten im Winter stattgefunden haben.»

Nur jeder Fünfte ist geimpft

FSME wird durch Viren verursacht, die durch Zeckenstiche übertragen werden können. Die Krankheit kann Entzündungen der Hirnhäute, des Gehirns und des Rückenmarks auslösen. Bei 99 Prozent der Betroffenen fehlte laut Robert Koch-Institut (RKI) ein Impfschutz. Bundesweit lag die Impfquote demnach im Jahr 2020 bei etwa 19 Prozent.

Ein Risiko für eine FSME-Infektion gibt es vor allem in Bayern und Baden-Württemberg, in Südhessen, im südöstlichen Thüringen, in Sachsen und seit 2022 auch im südöstlichen Brandenburg. Einzelne Risikogebiete befinden sich zudem in Mittelhessen, im Saarland, in Rheinland-Pfalz, in Niedersachsen und in Nordrhein-Westfalen.

Experte fordert bundesweites Risikogebiet

Dobler empfiehlt grundsätzlich Impfungen unabhängig von der RKI-Karte zu Risikogebieten. Außerdem sollte ganz Deutschland als Risikogebiet bezeichnet werden und nicht mehr nur einzelne Gebiete. Bisherige Risikogebiete könnten künftig als Hochrisikogebiete herausgestellt werden. Auch eine allgemeine Impfempfehlung für ganz Deutschland wäre hilfreich, sagte Dobler. Der Impfschutz sei mit einer Effektivität von über 97 Prozent überaus stark.

FSME-Infektionen bei Menschen sind in Deutschland meldepflichtig. Insgesamt verzeichnete das RKI im vergangenen Jahr in Deutschland 686 FSME-Fälle, in Baden-Württemberg wurden nach diesen Kriterien 226 Fälle gemeldet, in denen die Betroffenen sehr schwer erkrankt und eingeschränkt sind. Nach einem Rekord im Jahr 2020 mit 718 Fällen sei 2024 das Jahr mit den zweithöchsten Fallzahlen gewesen.

Diesen Artikel teilen
GOFLUO
Anzeige

Jetzt neu

Sie ist 35 und will in den Bundestag. Ein Interview mit Caroline Bosbach über Krisen, Kompetenzen und Kanzlerkandidaten.