Forscher präsentieren urtümliches Meeresreptil aus Dino-Zeit

Die Illustration zeigt das Reptil Plesionectes longicollum, das zur Zeit der Dinosaurier durchs Meer schwamm.
Die Illustration zeigt das Reptil Plesionectes longicollum, das zur Zeit der Dinosaurier durchs Meer schwamm. Foto: Peter Nickolaus/dpa
Mit vier Paddeln durchs Urzeitmeer: Ein Fossil aus Süddeutschland stellt nach Angaben eines Forscherteams eine neue Tiergattung dar. Hervorstechend ist der lange Hals des Meeresreptils.

Bielefeld/Stuttgart (dpa) – Das Urtier war über drei Meter groß, hatte einen langen Hals und schwamm zur Zeit der Dinosaurier durchs Meer. Die gut erhaltenen Überreste des nun präsentierten Reptils wurden bereits vor Jahrzehnten in Baden-Württemberg entdeckt. Doch Sven Sachs, Gastwissenschaftler am Bielefelder Naturkunde-Museum, und ein Co-Autor haben das Fossil jetzt genau analysiert und ihre Ergebnisse im Journal «PeerJ» veröffentlicht.

Nach Angaben der Forscher lebte das Meerestier vor rund 183 Millionen Jahren und gehörte zu den Plesiosauriern, die sich mit vier paddelartigen Gliedmaßen durchs Wasser bewegten und daher auch Paddelechsen genannt werden. Diese starben zusammen mit den Dinosauriern vor 66 Millionen Jahren aus. 

Sehr guter Schwimmer

Sachs und Daniel Madzia von der Polnischen Akademie der Wissenschaften nannten die von ihnen klassifizierte Art Plesionectes longicollum. Das bedeute etwa «früher Schwimmer» (Plesionectes) mit «langem Hals» (longicollum), sagte Sachs der Deutschen Presse-Agentur und ergänzt: «Plesionectes war, wie alle Plesiosaurier, ein sehr guter Schwimmer, der sich wahrscheinlich primär von Fischen ernährt hat.» 

Gefunden wurde das Fossil bereits 1978 in der bedeutenden Fossil-Lagerstätte bei Holzmaden, das etwa 35 Kilometer südöstlich von Stuttgart liegt. Es befindet sich laut Sachs seit Jahrzehnten im Staatlichen Museum für Naturkunde Stuttgart. Das Fossil liegt nach Museumsangaben in der wissenschaftlichen Sammlung, die nur bei Sonderveranstaltungen wie dem «Tag der offenen Tür» für das Publikum geöffnet sei.

Der Hals misst über einen Meter

«Ich kannte den Fund schon lange», sagte Sachs. Ihm sei von Anfang an der lange Hals aufgefallen. Das gut erhaltene Skelett misst laut Studie 295 Zentimeter – 125 davon entfallen auf den Hals und 81 auf den Schwanz. «Das Skelett ist aber etwas zusammengeschoben und der Kopf ist nicht ganz vollständig. Das lebende Tier wird also etwa 3,5 Meter lang gewesen sein», so Sachs.

«Unsere detaillierte Untersuchung hat eine ungewöhnliche Kombination von Skelettmerkmalen aufgedeckt, die es klar von allen bisher bekannten Plesiosauriern unterscheidet», sagte Sachs. Daher sei eine Klassifizierung nicht nur als neue Art, sondern sogar als neue Gattung gerechtfertigt. 

Ein neues Puzzlestück der Evolution von Meeresreptilien

Andere Forscher hatten das Tier bereits früher untersucht und es für zu jung gehalten, um seine Art bestimmten zu können. Sachs betonte jedoch: «In den letzten Jahren hat sich unser Wissen über Wachstumsveränderungen im Skelett der Plesiosaurier vergrößert, sodass wir heute besser beurteilen können, welche anatomischen Merkmale sich eher wenig verändern und daher zur Unterscheidung von anderen Plesiosauriern herangezogen werden können.» 

Im Schiefergebiet bei Holzmaden wurden bereits etliche Fossilien gefunden, darunter solche von fünf anderen Plesiosaurier-Arten. «Diese Entdeckung fügt ein weiteres Puzzlestück zur Entwicklungsgeschichte der marinen Ökosysteme in einer entscheidenden Phase der Erdgeschichte hinzu», erklärte Madzia.

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Foto: Laura Karasek, CR 04/25

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