Mir geht dieses selbstgerechte absichtliche Missverstehen mittlerweile furchtbar auf die Nerven. Da wagt sich der Kanzler mit seiner Aussage zum Stadtbild („Wir haben natürlich immer im Stadtbild noch dieses Problem“) einmal aus der Deckung – und sofort bricht eine genauso aufgeregte wie fruchtlose Debatte los. Laut einer ZDF-Umfrage stimmen 63 Prozent der Deutschen Friedrich Merz allerdings zu.
Aus der SPD hagelt es Vorwürfe: Merz habe 25 Millionen Menschen mit Migrationshintergrund „ausgegrenzt und verletzt“. Zehn Abgeordnete fordern gar einen „Stadtbild-Gipfel“ im Kanzleramt. Dann meldet sich prompt auch noch Kanzlerin a.D. Angela Merkel. Am Rande einer Lesung in Bonn kritisierte sie den Ton ihres Parteichefs: In der Flüchtlingspolitik müsse man „redlich in der Sache und maßvoll im Ton“ sein.
Schön gesagt, liebe Frau Merkel – ich wäre auch redlich daran interessiert, dass in der Politik kein Aufhebens um Worte gemacht wird, sondern Probleme gelöst werden. Nicht, dass ich ungeduldig wäre … Sie haben ja versprochen: Wir schaffen das. Wie – das haben Sie dann uns überlassen. Das lasse ich Ihnen nicht durchgehen. Und die Nörgelei, wenn Ihr Nachfolger die von Ihrer Fehleinschätzung verursachten Probleme nun endlich angehen will, erst recht nicht.
Ich hätte da übrigens auch einen Vorschlag. Können Sie sich noch an das Kinderspiel Räuber und Gendarm erinnern? Da hat der Polizist einfach den bösen Räuber (oder die Räuberin) verhaftet. Das hat eigentlich immer ganz gut funktioniert. Das würde übrigens auch den „25 Millionen Menschen mit Migrationshintergrund“ helfen. Dann würden sie nicht in Sippenhaft genommen werden, wenn mal wieder etwas Schlimmes passiert. Einfach nur auf die Bösen konzentrieren und kein Pardon geben – egal, woher sie kommen.
Sagen Sie mir gerne, was Sie von dieser Idee halten. Gerne bei einer Tasse Tee bei mir zuhause. Dann kann ich Ihnen vielleicht auch meine Tochter vorstellen. Ich muss gestehen, ich habe mit ihr gerade ein kleines Kommunikationsproblem, bei dem Sie mir vielleicht helfen könnten.
Sie war mit ihrer Mädchenclique auf einem Konzert. In kurzen Shorts, hatte sich herausgeputzt, wie junge Frauen eben so sind. Ich, überfürsorgliche Mutter, meinte nur: Ist das nicht ein bisschen zu kurz, wenn ihr da nachts noch unterwegs seid?
Dann ging der Streit los. Sie nannte mich spießig – obwohl ich das gar nicht bin. Ich trug in jungen Jahren selbst gerne einen Minirock. Was würden Sie mir denn als Mutter raten? Ihr verbieten, Klamotten zu tragen, die andere vielleicht als Einladung verstehen könnten? Oder soll ich mir einfach keine Sorgen machen?
 
 
 
							 
 
 
								 
								 


 

 
