Isabella Martorell Naßl ist Vorständin Operations und Kundenmanagement im Konzern Versicherungskammer, Deutschlands größtem öffentlichen Versicherer mit Sitz in München, der als Partner der Sparkassen-Finanzgruppe mit 11 Versicherern in den Geschäftsfeldern Lebensversicherung, Kranken-, Unfall- und Schadenversicherung tätig ist. In ihrem langjährigen Karriereweg hat sie die Versicherungskammer in vielen Fach- und Führungsrollen aktiv mitgeprägt. Ihre vielfältige operative Verantwortung übt sie als engagierte Fürsprecherin für die Förderung und Gleichstellung von Frauen in Führungspositionen aus, hierfür wurde ihr auch im Jahr 2021 der Female Leadership Award verliehen.
Flexible und eigenverantwortliche Arbeitsmodelle, Diversity und wertschätzendes Leadership sind für sie kein Nice-to-have, sondern essentieller Bestandteil einer durch Respekt und Miteinander bestimmten Unternehmenskultur.
Was bedeutet für Sie Female Empowerment in einer Führungsposition?
Frauen zu fördern – ohne sie in eine Schablone zu pressen. Female Empowerment beginnt für mich mit Authentizität. Es geht darum, bei sich zu bleiben, eigene Werte weiterzugeben und Themen aus der persönlichen Perspektive zu vermitteln. Zuhören, aufnehmen, reflektieren – und daraus eine eigene Haltung entwickeln. Ich durfte über viele Jahre hinweg die Werte der Versicherungskammer aktiv mitprägen. Das Thema Vereinbarkeit war schon vor 27 Jahren ein zentrales Anliegen, als ich begann – heute ist es Teil unserer DNA. Wichtig ist mir auch, Talente zu erkennen und gezielt zu fördern. Wir haben viele Programme speziell für Frauen entwickelt – doch die Voraussetzung bleibt: Chancen müssen auch angenommen werden. Female Empowerment bedeutet für mich, Leistung zu ermöglichen, aber auch zu erwarten. Und: Verantwortung zu übernehmen – für den eigenen Weg, aber auch für andere.
Wie haben Sie Ihre persönliche Positionierung als Führungspersönlichkeit entwickelt, und welche Strategien waren dabei entscheidend?
Es gibt keinen Masterplan. Aber eine klare Haltung. Schon früh wusste ich: Ich will führen. Nicht um der Position willen – sondern weil ich gestalten will. Meine Motivation war und ist es, die Extrameile zu gehen, um wirksam zu sein. Bereits nach einem Jahr war ich Führungskraft. Zwei Mal habe ich aber bewusst „Nein“ gesagt – weil es damals nicht zu meiner Lebensphase passte. Entscheidend war: Ich habe klar kommuniziert, dass mein Interesse bleibt. Karrierewege verlaufen nicht immer linear – aber sie brauchen Haltung. Mentoring und punktuelle Coachings haben mir sehr geholfen. Ich hatte das große Glück, mit dem damaligen Vorstandsvorsitzenden der Versicherungskammer einen persönlichen Mentor zu haben – eine prägende Figur. Ich glaube, Frauen sind hier oft ehrlicher mit sich selbst: Sie holen sich Unterstützung – und stehen auch dazu. Das ist Stärke.
Welcher Moment in Ihrer Karriere hat Ihre Sicht auf Leadership am stärksten geprägt?
Ein Geschenk meines Teams – das mich bis heute berührt. Es war ein ganz besonderer Moment: Mein Team hat mir vor rund zehn Jahren ein ganz persönliches Video geschenkt und mich als Mensch und Führungspersönlichkeit dargestellt – anlässlich meines Wechsels in eine neue Führungsrolle. Eine komplette Hauptabteilung hatte Szenen gedreht, Anekdoten geteilt, mir damit ihre Anerkennung gezeigt. Ich war zutiefst berührt – und hatte Tränen in den Augen. Bis heute begleitet mich dieser Moment, denn er zeigt mir: Ich werde als Mensch wahrgenommen – nicht nur als Rolle. Führung bedeutet für mich, Menschen wirklich verstehen zu wollen. Ich frage nicht: „Was ist schiefgelaufen?“ – sondern: „Warum hat jemand so gehandelt?“ Diese Haltung prägt meinen Führungsstil.
Welche Impulse und Empfehlungen möchten Sie Frauen geben, die sich in Führungspositionen etablieren oder diese anstreben?
Bitte mach nicht den Mann – mach dich selbst. Bleib bei dir. Verbiege dich nicht, nur um Erwartungen zu erfüllen. Authentizität ist kein Trend – sie ist eine Haltung. Ich liebe Farben – das ist mein Stil. Aber jede muss ihren eigenen Weg finden. Wichtig ist: Klar sagen, was Sache ist. Und sich nicht selbst kleinreden.
Ich empfehle Frauen, neugieriger und mutiger zu sein, sich selbst mehr zuzutrauen – auch mal ins kalte Wasser zu springen. Es geht nicht darum, perfekt zu sein. Sondern ums Machen, ums Lernen im Tun. Wir lernen ja viel auf dem Weg. Reflexion ja – aber nicht endlos. Neugier und Tatkraft sind starke Treiber für weibliche Karrieren.
Was treibt Sie persönlich an, optimistisch und offen für Neues zu bleiben – auch in Zeiten des Wandels?
Bewegung ist mein Lebenselixier. Stillstand ist keine Option für mich. Ich schöpfe Kraft aus meiner großen Familie, meinem Partner – wir ermöglichen uns gegenseitig Entwicklung. Unsere Aufteilung ist fair, unser Miteinander stark. Meine Familie ist mein Rückhalt und mein Energiespender. Ich brauche nicht viel: zehn Minuten in den Himmel schauen, ein kurzer Spaziergang, ein Moment der Stille. Und ja, ich liebe unser „Familienchaos“ – wie ein spontaner Garagengrill im Regen mit 20 Gästen, spontane Cousinenbesuche, kleine Gespräche am Rande. Das ist mein Kraftort. Dort bin ich nicht die Vorständin – dort bin ich einfach ich.
Quick-Fire-Round – Leadership & Finanzen
Zum Abschluss jedes Gesprächs gibt es einen kurzen, spielerischen Austausch, um persönliche Einblicke in die Führungs- und Finanzperspektive zu ermöglichen:
Eine Finanz-App oder ein Tool, auf das Sie nie verzichten würden?
Ganz klar: Die Sparkassen-App. Einfach, zuverlässig, sicher – und sie hilft mir, auch unterwegs jederzeit den Überblick zu behalten. jederzeit den Überblick zu behalten.
Welche Investition hat sich für Ihre Karriere am meisten gelohnt?
Mein berufsbegleitendes Studium. Ich habe es bewusst gewählt und durchgezogen – trotz hoher Belastung. Es war ein Meilenstein.
Ein Buch, das Sie jeder Frau ans Herz legen würden?
„Eine Frage der Chemie“ – ein wunderbarer Roman, der zeigt, wie Frauen sich in männerdominierten Welten behaupten. Ich liebe es, mit Geschichten in andere Welten einzutauchen.
Ihr Motto, das Sie durch den Tag trägt?
Einfach mal machen. Mut, Gelassenheit und der Glaube, dass in der Ruhe die Kraft liegt.
Ihr persönlicher Tipp, um bei finanziellen Entscheidungen einen kühlen Kopf zu bewahren?
Antizyklisch denken. Ich investiere, wenn andere verkaufen. Und ich fahre eine Drei-Säulen-Strategie: Immobilien, Aktien und eine solide Altersvorsorge – privat, betrieblich und gesetzlich.
Zur Person: Christiane Wolff ist eine der profiliertesten Expertinnen für strategische Kommunikation und CxO-Positionierung im deutschsprachigen Raum. Seit über zwei Jahrzehnten begleitet sie Persönlichkeiten aus Vorstand, Geschäftsführung und Aufsichtsrat dabei, ihre Führungsrolle auch kommunikativ sichtbar und wirksam zu machen. Ihre Spezialität: Klarheit schaffen – in Botschaften, Rollen und Haltung. Mit ihrem feinen Gespür für Menschen, Markt und Medien stellt sie die entscheidenden Fragen und sorgt dafür, dass Führungspersönlichkeiten mit Substanz, Relevanz und Haltung überzeugen – intern wie extern. Für sie ist Positionierung kein Buzzword, sondern Führungswerkzeug im Zeitalter von Transformation und Haltung. In ihrer Interviewreihe für Courage rückt sie von nun an Frauen in Führungspositionen ins Rampenlicht.





