Sabine Schölzel ist seit 2022 Mitglied des Vorstandes der Stadtsparkasse München. Sie verantwortet die Direktionen Privatkunden, Medialer Vertrieb und Vertriebsmanagement sowie die Abteilung Immobilien und Vermittlerbetreuung.
Was bedeutet für Sie Female Empowerment in einer Führungsposition?
Für mich bedeutet Female Empowerment: Wir sind gemeinsam stärker, indem wir uns gegenseitig unterstützen, unser Wissen teilen, Erfolge feiern und in schwierigen Zeiten füreinander da sind. Das lebe ich jeden Tag. Ich finde es wichtig, dass gerade meine Generation Erfahrungen und Tipps an die nächste weitergibt – damit junge Frauen es leichter haben. Jede Frau, die eine verantwortungsvolle Position übernimmt, leistet aus meiner Sicht einen Beitrag zur Gleichberechtigung von Frauen in der Gesellschaft. Das ist ein Erfolg für uns alle.
Als Vorständin habe ich viele Möglichkeiten, Female Empowerment aktiv zu leben: als Sprecherin im Netzwerk „Sparkassen Frauen in Führung“ mit derzeit 170 Kolleginnen aus der ersten und zweiten Führungsebene, als Mentorin – vor allem für Frauen, die gerade den Schritt ins Topmanagement gehen – und im Netzwerk „Let’s connect – Münchner Frauen an einem Tisch“, das die Stadtsparkasse München vergangenes Jahr zum 200. Geburtstag gegründet hat. Zwei Mal im Jahr kommen dort Frauen aus Politik, Wirtschaft, Kunst, Wissenschaft, Gesundheit und Soziales zusammen.
Wie haben Sie Ihre persönliche Positionierung als Führungspersönlichkeit entwickelt, und welche Strategien waren dabei entscheidend?
Ich arbeite seit 35 Jahren in der Sparkassen-Finanzgruppe und konnte unzählige Eindrücke und Erfahrungen sammeln. Ich habe als Auszubildende in einer Filiale angefangen und jede neue Aufgabe als Chance gesehen, mich weiterzuentwickeln. Auf diesem Weg habe ich sehr genau hingeschaut: Welche Führungsstile motivieren, welche eher nicht? Daraus habe ich meinen eigenen Stil geformt.
Welcher Moment in Ihrer Karriere hat Ihre Sicht auf Leadership am stärksten geprägt?
Es war nicht der eine große Aha-Moment – eher die Summe vieler Erfahrungen. Alle paar Jahre eine neue Aufgabe zu übernehmen, hat mir geholfen, mich fachlich in der Tiefe und Breite einzuarbeiten und gleichzeitig die nötige Reife für Verantwortung zu entwickeln.
Welche Impulse und Empfehlungen möchten Sie Frauen geben, die sich in Führungspositionen etablieren oder diese anstreben?
Aus meiner Sicht kommt es auf fünf Punkte an:
- Übernehmen Sie Verantwortung für Ihre Finanzen. Finanzielle Unabhängigkeit ist die Basis für ein selbstbestimmtes Leben.
- Treffen Sie eine kluge Berufswahl. Ein Beruf muss Freude machen – und wirtschaftlich tragfähig sein.
- Trauen Sie sich mehr zu. Neue Aufgaben sind Chancen – auch wenn man nicht auf jede Frage sofort die Antwort weiß.
- Bauen Sie ein starkes Netzwerk auf. Menschen, die inspirieren, positiv denken und etwas bewegen wollen, tragen einen weiter.
- Wählen Sie Ihren Partner oder Ihre Partnerin bewusst. Beruflicher Erfolg gelingt leichter mit jemandem an der Seite, der sich über Ihren Erfolg genauso freut wie Sie.
Was treibt Sie persönlich an, optimistisch und offen für Neues zu bleiben – auch in Zeiten des Wandels?
Ich habe Freude daran, Verantwortung zu übernehmen und Dinge zu gestalten – sei es für meine Kolleg:innen, für die Sparkasse oder als Role Model für andere Frauen. Mich motiviert, unsere Sparkasse in einem guten Zustand an die nächste Generation zu übergeben. Inspiration für Neues hole ich mir aus meinem Netzwerk, aber auch aus Gesprächen mit unseren Kundinnen und Kunden. Meine Energie ziehe ich auch aus festen Routinen: Ich starte jeden Tag mit 30 bis 45 Minuten Sport, dazu höre ich Podcasts oder aktuelle Nachrichten. Danach brauche ich meine gute Tasse Tee – und dann kann der Tag kommen. Quality Time mit Freund:innen und Familie, viel Lachen und gute Gespräche geben mir zusätzlich Kraft. Kurz gesagt: Das Leben ist zu kurz, um schlecht gelaunt zu sein.
Quick-Fire-Round – Leadership & Finanzen
Zum Abschluss jedes Gesprächs gibt es einen kurzen, spielerischen Austausch, um persönliche Einblicke in die Führungs- und Finanzperspektive zu ermöglichen:
Eine Finanz-App oder ein Tool, auf das Sie nie verzichten würden?
Die Sparkassen-App – zuverlässig, übersichtlich und perfekt, um jederzeit den Überblick zu behalten.
Welche Investition hat sich für Ihre Karriere am meisten gelohnt?
Nicht dem höchsten Gehalt hinterherzulaufen, sondern den Positionen, die mich fachlich und persönlich weiterbringen.
Ein Buch, das Sie jeder Frau ans Herz legen würden?
Ich habe sogar drei Tipps für guten Lesestoff.
- Die Welt ohne uns von Alan Weisman. Darin entwirft der Autor ein Szenario einer unbevölkerten Erde und wie die Natur sich ihren ursprünglichen Lebensraum zurückholt. Regt zum Nachdenken an.
- Wofür Frauen sich rechtfertigen müssen. Katja Berlin wirft darin einen sozialkritischen Blick auf unserer Gesellschaft und bringt Kontroverses in ihren bekannten Tortendiagrammen auf den Punkt.
- Thereses Töchter von Martha Haberland. Das ist die Geschichte der Augustiner-Braudynastie. Sie beschreibt, wie Frauen sich bereits im 19. Jahrhundert erfolgreich in einer Männerdomäne durchgesetzt haben.
Ihr Motto, das Sie durch den Tag trägt?
„Sprich, um Licht zu bringen, nicht um Schatten zu werfen.“
Ihr persönlicher Tipp, um bei finanziellen Entscheidungen einen kühlen Kopf zu bewahren?
Der kühle Kopf entsteht aus einem Dreiklang. Eine qualifizierte Beratung ist wichtig. Dann ist es ratsam, möglichst früh, gerne auch mit kleinen Beträgen, mit dem Vermögensaufbau zu beginnen, und schließlich sollte man sich mit seinen Finanzen auseinandersetzen und sich auskennen.

Zur Person: Christiane Wolff ist eine der profiliertesten Expertinnen für strategische Kommunikation und CxO-Positionierung im deutschsprachigen Raum. Seit über zwei Jahrzehnten begleitet sie Persönlichkeiten aus Vorstand, Geschäftsführung und Aufsichtsrat dabei, ihre Führungsrolle auch kommunikativ sichtbar und wirksam zu machen. Ihre Spezialität: Klarheit schaffen – in Botschaften, Rollen und Haltung. Mit ihrem feinen Gespür für Menschen, Markt und Medien stellt sie die entscheidenden Fragen und sorgt dafür, dass Führungspersönlichkeiten mit Substanz, Relevanz und Haltung überzeugen – intern wie extern. Für sie ist Positionierung kein Buzzword, sondern Führungswerkzeug im Zeitalter von Transformation und Haltung. In ihrer Interviewreihe für Courage rückt sie von nun an Frauen in Führungspositionen ins Rampenlicht.