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Frauen und ihre Handtaschen

Die beiden KAAI-Gründerinnen Ine Verhaert und Helga Meersmans in Ihrem KAAI-Store in Antwerpen.
Die beiden KAAI-Gründerinnen Ine Verhaert und Helga Meersmans in Ihrem KAAI-Store in Antwerpen.
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Es gibt da immer wieder Dinge, von denen frau einfach nicht genug haben kann. Für die einen sind es Schuhe – für die anderen Handtaschen. Es ist ein weltweites Phänomen, dass Frauen nicht nur eine Tasche besitzen. In der Regel sind es laut Umfragen etwa zwei bis zwanzig, Designer-Taschen inklusive. Und nirgendwo auf der Welt sind die Frauen so verliebt in ihre Taschen wie in Italien. Eine Italienerin hat bis zu 60 Handtaschen. Und trotzdem wird man oft den Satz hören: „Ich habe einfach keine Tasche!“

Darüber schütteln die meisten Männer wahrscheinlich den Kopf. Gerade diejenigen, die nicht den Hauch einer Ahnung davon haben, was Frauen in ihrer Tasche so alles mit sich herumschleppen. Kurz gesagt: ihr gesamtes Leben. Neben praktischen Dingen wie Schlüssel und Portemonnaie also auch eine Vielzahl von anderen Dingen, zum Beispiel Schminke, Schlüssel, Handys, Portemonnaie, Snacks, Getränke, Haarbürsten, Zeitschriften, Heftpflaster, Taschentücher… Es ist auf jeden Fall alles Lebensnotwendige drin.

Und so ist es eigentlich kein Wunder, wenn ein Gegenstand in der Handtasche innerhalb von wenigen Sekunden scheinbar verloren geht. Der Schlüssel ist nicht mehr auffindbar. Selbst größere Utensilien wie Handys – spurlos verschwunden. Eine (sicher immer noch aktuelle) Studie aus dem Jahr 2008 besagt, dass Frauen geschlagene 76 Tage ihres Lebens damit verbringen, in ihren Handtaschen nach Gegenständen zu suchen. Gerade bei großen, gut gefüllten Taschen dauert es halt einige Zeit, bis man das Innere durchkämmt hat. Fast jeder kennt das Bild von leicht panisch in der Handtasche herumtastenden Frauen, die etwas suchen und nicht finden. Oder den Inhalt der Handtasche genervt auf den Boden kippen, um endlich das Heftpflaster für das schreiende Kind zu finden. Und manchmal findet man dabei Dinge, die man schon ewig vermisst hat – und bereits aufgegeben hat. Zum Beispiel die Nagelschere.

Mode ist ein Ausdruck unserer Persönlichkeit, Taschen bilden dabei keine Ausnahme. Die Handtasche war das Markenzeichen von Margaret Thatcher. Ihr Lieblingsaccessoire wurde zum Inbegriff ihrer Macht. „Handbagging“ hieß das neue Verb, das mit dem Eintrag ins „Oxford Dictionary“ offiziell in den englischen Sprachgebrauch einging. Ihre Handtasche war nicht einfach nur eine Handtasche. Sie stand als Symbol für den Regierungsstil, den die Premierministerin pflegte und zur Eisernen Lady werden ließ. Manchmal fuchtelte sie bei Sitzungen wild mit ihr herum oder schlug damit aufs Rednerpult, um ihre unerbittliche Haltung zu unterstreichen oder politischen Gegnern Angst einzujagen.

Die Suche nach der perfekten, stilvollen und gleichzeitig praktischen Arbeitstasche kann sehr anstrengend sein. Häufig sind die Taschen schön, aber alles andere als praktisch, geschweige denn, dass sich ein Laptop in ihnen sicher transportieren ließe. Und: Die Tasche, mit der frau tatsächlich Ordnung halten könnte, ist oft eher robust und maskulin.

Unübersichtliche, chaotische Business-Taschen sind purer Stress. Auch Ine Verhaert und Helga Meersmans kannten dieses Problem nur zu gut. Und wissen, dass das Letzte, worüber sich eine Frau Gedanken machen möchte, ist, ob sie in ihrer Tasche alles dabei hat. Als die beiden Belgierinnen 2017 in Antwerpen die Idee hatten, gemeinsam ein Taschenlabel für Business-Frauen zu gründen, waren sie schon seit mehr als 20 Jahren im Mode- und Retailbusiness erfolgreich, viel unterwegs, und genervt von der ständigen Sucherei. Nach einem Jahr Recherche und Produktentwicklung kam 2018 die erste Kaai-Kollektion auf den Markt. Im gleichen Jahr eröffnete der erste Kaai-Store in Antwerpen. In Belgien konnte das Label schnell Fuß fassen. Und als das Unternehmen während der Pandemie den Onlinehandel ausbaute, kamen die Kundinnen plötzlich auch aus dem Ausland. Inzwischen verkauft Kaai bis nach Singapur und in die USA.

Courage: Wofür steht der Name KAAI?

Ine und Helga: KAAI, abgeleitet vom niederländischen Wort “Quay“ (Kai), spiegelt unser Antwerpener Erbe wider, wo die Kais seit langem eine zentrale Rolle in der Geschichte der Stadt und im heutigen urbanen Lebensstil spielen. Traditionell waren diese Kais geschäftige Knotenpunkte für Handel und Gewerbe. Mit KAAI entwerfen wir luxuriöse Taschen, die ihre Aufgabe erfüllen. Eine KAAIwomen ist eine aktive Frau, die sich von einem Ort zum nächsten bewegt. Das Wasser steht für die Bewegung der Frauen, die unsere Handtaschen tragen.

Sie haben ein Jahr recherchiert, um herauszufinden, welche Features Frauen bei Taschen wirklich wichtig sind? Wie sieht die Traumtasche aus, was kann die KAAI-Tasche und wodurch unterscheidet sie sich von anderen Taschen?

Wir haben mit vielen Business-Frauen in leitenden Positionen gesprochen und warfen einen Blick in ihre Handtaschen. Viele von ihnen waren ein einziges Durcheinander! Die Frauen bemängelten, dass sie zu lange darin kramen mussten, um Dinge schnell zu finden.

Die Frauen leerten für uns ihre Taschen und überlegten, was für sie wichtig ist. Sie waren sich einig, dass sie ihre Handys und ihre Schlüssel schnell griffbereit brauchten. Außerdem wollten sie nicht mehrere Taschen mit sich herumtragen – eine für ihren Laptop, eine größere für ihre Business-Utensilien und vielleicht noch eine kleine Handtasche für den Lunch-Termin. Eine Tasche zu finden, die alles kann, war 2017 schwierig. Die meisten Optionen waren zwar funktional, sahen aber eher wie Männermodelle aus.

Die von uns befragten Frauen wollten eine Tasche, die sowohl praktisch als auch stylisch ist. Eine mit vielen Fächern, um Ordnung zu halten, und einem speziellen Fach für ihren Laptop. Außerdem waren sie es leid, ständig in einem „schwarzen Loch“ in ihren Taschen nach den Dingen zu wühlen. Also fügten wir ein hellblaues weiches Innenfutter hinzu, damit sie ihre Sachen leichter finden.

Ihre Taschen sollen auch ein Statement für Female Empowerment sein. Das Wort ist heute omnipräsent, jeder spricht darüber. Es geht um Freiheit, Gleichberechtigung und Frauenrechte. Taschen sind Wundertüten, ja! Aber können Taschen tatsächlich die Chancengleichheit erhöhen?

In den letzten Jahren hat sich die Mode für Frauen in Unternehmen deutlich verändert. Während es früher strenge Dresscodes gab, die Frauen zu einem maskulinen “Power Suit”-Look zwangen, zielen moderne Marken darauf ab, Frauen zu stärken, indem sie ihren individuellen Stil und ihre Authentizität unterstreichen.

Wir tragen mit unseren Taschen dazu bei, dass sich Frauen gut, elegant und organisiert fühlen. Wir unterstützen sie dabei, jeden Tag ihr Bestes zu geben und in ihrem Beruf immer an der Spitze zu stehen. Das Selbstvertrauen, das entsteht, wenn man seine Träume verfolgt und sich durch seinen Stil gestärkt fühlt, sollte niemals unterschätzt werden.

Sie bieten Ihren Kundinnen nicht nur Taschen an, sondern auch eine Community. Welche Idee verbirgt sich dahinter?

Als wir 2017 an den Start gingen, gab es nur wenige Plattformen, auf denen sich Frauen vernetzen konnten. Wir haben jedoch das Potenzial von Frauen erkannt, die zusammenkommen, Erfahrungen austauschen und sich gegenseitig motivieren. Jede Frau, die unsere Tasche trägt, hat eine einzigartige Geschichte zu erzählen, egal ob es sich um CEOs, Politikerinnen, Ärztinnen oder Anwältinnen handelt. Was mit einer Handtasche begann, hat sich zu einem internationalen Netzwerk aus inspirierenden KAAIwomen entwickelt.

Unsere KAAI-Tasche ist mittlerweile mehr als nur ein Accessoire; überall, wo sie getragen wird, regt sie zu bereichernden Gesprächen an. Wir sind begeistert vom Wachstum unserer weltweiten Community, in der Frauen miteinander in Kontakt treten, sich austauschen und sich gegenseitig inspirieren. Durch Initiativen wie unseren KAAIwomen-Podcast haben wir die Möglichkeit, diese persönlichen Geschichten hervorzuheben, in der Hoffnung, andere im täglichen Leben zu motivieren.

Der Anteil der Gründerinnen in deutschen Start-ups stagniert bei etwas mehr als 20 Prozent – das ist eine schlechte Nachricht. Warum halten sich Frauen in Sachen Gründung zurück?

Es ist nicht so, dass Frauen nicht versuchen, ihre eigenen Unternehmen zu gründen. Viele setzen diesen Schritt, aber sie stehen oft vor Herausforderungen, die es ihnen schwer machen, erfolgreich zu sein. Oft haben sie Schwierigkeiten, Finanzmittel zu erhalten, Mentoren zu finden oder Netzwerke aufzubauen, die ihnen beim Wachstum ihres Unternehmens helfen könnten.

Frauen fühlen sich häufiger entmutigt, Risiken einzugehen oder Geschäfte in Branchen zu betreiben, die als männerdominiert gelten. Es kann auch schwierig sein, familiäre Verpflichtungen mit der Gründung eines Unternehmens in Einklang zu bringen, insbesondere wenn es keine unterstützenden Maßnahmen wie erschwingliche Kinderbetreuung oder flexiblen Elternurlaub gibt. Zudem gibt es auch immer noch einen Mangel an sichtbaren weiblichen Vorbildern im Unternehmertum, da Frauen oft zu bescheiden sind.

Die Wirtschaftsweise Monika Schnitzer meint, dass immer mehr junge Frauen in Deutschland wieder von sich aus ein Familienleben mit traditioneller Rollenverteilung suchen. Können Sie das bestätigen? Brauchen wir mehr Unternehmerinnen und Managerinnen als Vorbilder? Und wie bekommen wir die?

Wir glauben, dass es auch anders gehen kann. Ein Unternehmen zu führen oder eine leitende Funktion innezuhaben, ist nicht immer einfach, insbesondere dann, wenn man familiäre Verpflichtungen hat. Das bringt Höhen und Tiefen mit sich, aber eine solide Unterstützung durch Partner, Kinder und Freunde kann den Unterschied ausmachen. Wenn man sich mit Menschen umgibt, die wirklich hinter einem stehen und an einem glauben, hat man den Mut, den Schritt zu wagen.

In Belgien sind Frauen schon seit einiger Zeit auf dem Vormarsch in Sachen Unternehmertum. Derzeit sind etwas mehr als ein Drittel der Selbstständigen in Belgien Frauen, was etwa dem europäischen Durchschnitt entspricht. Länder wie Deutschland haben noch Raum für Wachstum.

Es ist wichtig zu erkennen, dass es nicht allein in der Verantwortung der Frauen liegt, diese Herausforderungen zu bewältigen. Es liegt auch in der Verantwortung eines Landes, Gesetze und Vorschriften zu erlassen, die Frauen die Möglichkeit bieten, sich auf ihre Karriere zu konzentrieren, wie in einigen skandinavischen Ländern. So können Eltern beispielsweise bis zu einem Jahr Elternurlaub nehmen, den sie nach eigenem Ermessen aufteilen können. Auch bei der Kinderbetreuung sind diese Länder weitaus fortschrittlicher als andere EU-Länder, in denen entweder hohe Kosten anfallen oder es unglaublich schwierig ist, einen Platz für die Kinder zu finden.

Zahlreiche Studien belegen, dass Frauen in Führungspositionen ein signifikant höheres Scheidungsrisiko haben. Verzichten Frauen deshalb auf Karriere?

Die Vereinbarkeit von Familie und Beruf ist trotz erheblicher Fortschritte in den vergangenen Jahren nach wie vor eine Herausforderung in unserer Gesellschaft. Zu oft wird von Frauen erwartet, dass sie mühelos mit mehreren Rollen jonglieren und scheinbar übermenschliche Fähigkeiten besitzen. Wir haben zwar viele Stärken, aber jeder hat auch seine Grenzen. Es ist wichtig, ein starkes Netzwerk von Menschen zu haben, die die Herausforderungen kennen und echte Hilfe anbieten.

Auch die Regierungen spielen eine entscheidende Rolle, wenn es darum geht, die Förderungsangebote für junge Familien immer wieder neu zu bewerten und zu verbessern. Politische Maßnahmen, die die Vereinbarkeit von Beruf und Familie, erschwingliche Kinderbetreuung und Elternurlaub in den Vordergrund stellen, können den Druck mindern, dem Frauen bei der Bewältigung ihrer beruflichen und familiären Aufgaben ausgesetzt sind.

Wir können alle Frauen da draußen nur ermutigen, ihren Weg und ihre Learnings mit anderen zu teilen. Durch den Austausch von Erfahrungen und das Anbieten von Unterstützung können wir uns gegenseitig helfen, in der Wirtschaft und darüber hinaus erfolgreich zu sein.

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