Führungskräfte: So gelingt der interne Aufstieg

Innerhalb des Teams aufzusteigen ist nicht immer einfach
Innerhalb des Teams aufzusteigen ist nicht immer einfach, ©Bojan - stock.adobe.com

Gabriele Reitemeyer ist Führungskräftetrainerin beim Münchner Manager Institut. Im Gespräch verrät sie, wie der interne Aufstieg gelingt.

Von Sabine Hildebrandt-Woeckel

Courage: Ist Führung schwieriger, wenn man vom Kollegen zum Chef wird?

Gabriele Reitemeyer: Das kommt auf die Rahmenbedingungen an. Ein Aufstieg aus dem Team heraus ist einfacher, wenn es ein offenes und vertrauensvolles Betriebsklima gibt. Das heißt, dass der Auswahlprozess transparent dargestellt wird, sodass jedes Teammitglied nachvollziehen kann, warum jemand zur Führungskraft gemacht wird.

Das ist aber nicht immer so. Was macht man, wenn das Klima nicht so gut ist? Was, wenn man Gegenwind spürt?

Man beziehungsweise frau sollte sich nicht mit allen Kräften gegen Widerstand wehren, sondern ihn zulassen. Auch hier gilt: Offenheit und frühzeitige Kommunikation über anstehende Aktionen. Außerdem ist es hilfreich, durch Coachings und Seminare weitere Kompetenz im Team aufzubauen und zuzulassen. Sind Veränderungen geplant, sollten sie frühzeitig in Angriff genommen und entsprechend kommuniziert werden. 

Haben es gerade Frauen schwerer, intern aufzusteigen? 

Ja. Frauen neigen mehr zum Konkurrenzdenken als zum Netzwerken, das Männer eher beherrschen.

Manchmal machen sich ja auch andere Kollegen Hoffnung auf den Aufstieg. Wie geht man damit um? 

Das kommt darauf an. Geht die nicht berücksichtigte Kollegin in die Offensive und macht der neuen Führungskraft das Leben schwer, bietet sich zuerst einmal ein klärendes Gespräch an. Fruchtet dieses nicht, ist eine innerbetriebliche Versetzung ratsam. 

Und wenn sie weiterhin kollegial im Team mitarbeitet?

Dann kann sie zum Beispiel mit attraktiven Sonderaufgaben bedacht werden, im Sinne von Job Enrichment. 

Gibt es typische Fehler, die interne Aufsteiger häufig machen? 

Wenn eine Führungskraft aus dem Team heraus kommt, kann es vorkommen, dass sie sich weiterhin als ein Teil des Teams betrachtet und sich nicht genügend abgrenzt. Oder sie grenzt sich zu sehr ab, weil sie der Meinung ist, aufgrund der neuen Position strenger entscheiden zu müssen. Auch hier hilft gute Vorbereitung durch ein Coaching oder ein Seminar.

Kleiner Selbsttest: Bin ich reif für eine Führungsposition?

Sie denken darüber nach, sich als Führungskraft zu bewerben? Dann sollten Sie sich vorab folgende Fragen stellen:

  • Haben Sie Interesse an Menschen?
  • Sind Sie bereit, sich selbst zu reflektieren?
  • Können Sie Kontrolle abgeben?
  • Können Sie akzeptieren, dass Ihre Mitarbeiter mehr wissen als Sie?
  • Sind Sie bereit, trotz Unsicherheit auch mal unpopulär zu entscheiden?
  • Halten Sie Konflikte aus?
  • Gab es schon Situationen, in denen Sie die Zügel in die Hand genommen haben?

Über fachliches Wissen sollten Sie natürlich auch verfügen. Aber in erster Linie geht es darum, die eigene Persönlichkeit zu entwickeln. Und das geht nur mit Geduld. Auch Führungskräfte müssen üben und lernen jeden Tag dazu.

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