Marienplatz, Viktualienmarkt, Schloss Nymphenburg oder Englischer Garten: München bietet eine reiche Auswahl von Sehenswürdigkeiten – und nicht zuletzt eine Reihe großartiger Museen und Galerien. Neben den staatlichen Einrichtungen wie zum Beispiel den drei Pinakotheken, dem Lenbachhaus, der Villa Stuck oder dem Deutschen Museum und dem Bayerischen Nationalmuseum findet man auch zahlreiche private Galerien, die wunderschöne Gemälde, Skulpturen oder Installationen ausstellen. In München gibt es davon rund fünfzig. Kleine Museen, die keinen Eintritt kosten. Und viele Kunstinteressierte stellen sich zwangsläufig die Frage, warum man gerne ins Museum geht, aber bislang noch keine Galerie besucht hat.
Vielen Galeristen ist es ein großes Anliegen, Menschen an die Kunst hinzuführen. Einer, der sehr gerne bereit ist, Unwissende an die Hand zu nehmen und ihnen geduldig alle Fragen zu beantworten, ist Stefan Vogdt, seit 46 Jahren einer der Fixpunkte im Münchner Kunstgeschehen – zunächst in der Kurfürstenstraße, nun seit vier Jahren am Hofgarten.
Stefan Vogdt hatte in den 1970ern zunächst mit Design begonnen, hatte auch der Neuen Sammlung in der Pinakothek der Moderne diverse Möbelklassiker vermittelt, bevor er sein Programm um die bildende Kunst erweiterte. Seit seine Tochter Felicitas Boos in die Geschäftsführung eingestiegen ist, ist dieser Schwerpunkt ausgeweitet worden. Die 36-Jährige ist Kunsthistorikern und hat bereits zahlreichen Schülern und Absolventen der Münchner Kunstakademie Ausstellungen in der Galerie ermöglicht.
Die Galerie präsentiert ein Ensemble aus originalen Designobjekten und internationaler Kunst. Ein Besuch, der sich auf jeden Fall lohnt. Die dortigen Ausstellungen geben Anregungen, wie sich Kunst und Design auch im privaten Umfeld präsentieren lassen. So entstehen hier immer wieder neue, individuelle Einrichtungs- und Sammlungskonzepte.
Kunst und Kultur zum Genießen: Unter dem Motto „Gallery Dinner“ luden Stefan Vogdt und Felicitas Boos gemeinsam mit Dr. Sonja Lechner ein. Die Verbindung von Essen und Kunst hat ja bereits eine lange Tradition – denkt man an die obligatorische Obstschale für Maler, die allerdings nicht auf der Speisekarte stand. Bei einem gemeinsamen Abendessen wurden Werke der in der Galerie vertretenen Künstler gezeigt.
Sonja Lechner, CEO von Kunstkonnex Artconsulting, die übrigens auch die Courage-Redaktion bei Kunstthemen berät, hob in ihrer Einführung insbesondere die Bronzen der Künstlerin Olivia Musgrave hervor, eine Skulpteurin irischer Abstammung: Sie erzählt das vorrangig martialisch oder majestätisch interpretierte Reiterstandbild neu, indem sie Amazonen gänzlich unkriegerisch auf Pferden liegen, sitzen oder stehen lässt, als seien Tier und Reiterin eins. Für jeden Geschmack war an diesem Abend etwas dabei: Glaskunst von Fredrik Nielsen bis Emanuel Babled, Fotografien von Yamamoto Masao, Ola Kolehmainen und Olaf Unverzagt, Skulpturen von Markus Priller bis zu Rotraut (Klein-Moquay), Möbel von Alvar Aalto bis Pierre Jeanneret – die Galerie wurde an diesem Abend zum Gesamtkunstwerk.
Foto links: Eine Skulptur von Olivia Musgrave vor Fotografien von Yamamoto Masao, Foto Mitte: Gallery Dinner, Foto rechts: Vorweihnachtliche Geschenke für die Gäste gab es von LA MER ©Galerie Stefan Vogdt
Das Dinner wurde übrigens von einer weiteren Münchner Institution serviert, dem Schumann’s, direkt neben der Galerie gelegen. Charles Schumann himself, der Avantgardist der internationalen Barkeeper-Szene, ließ es sich nicht nehmen, die Gäste zu bedienen und in guter Barkeepermanier mit flotten Sprüchen zu unterhalten.
Tipp: Die Retrospektive ist montags bis freitags von 10.30h bis 18.30h, samstags von 10.30h bis 15.00h in der Galeriestraße 2 zu besichtigen. (ml)
