Die Schwestern Verena Eugster und Patricia Zupan-Eugster richten mit ihrer Firma „w3 create“ Events aus – darunter das Female Future Festival. Im Interview erklären sie, warum Female Empowerment nach wie vor ein Topthema ist.
Courage: Berufliches und Privates soll man trennen, heißt es. Sie führen gemeinsam Ihr Unternehmen w3 create, das auch das Female Future Festival (FFF) organisiert. Wie ist es, als Schwestern zu gründen?
Patricia Zupan-Eugster: Für uns war und ist es die beste Lösung. Wir verstehen uns blind. Wenn die eine schwach ist, wird die andere stärker, springt für sie ein und zieht sie wieder mit. Aus diesem Grund würde ich auch mit niemand anderem gründen als mit Verena.
Verena Eugster: Wir sind nie nur Schwestern, nie nur Geschäftspartnerinnen, wir sind immer beides. Und auch wenn wir am Sonntag bei unseren Eltern im Bregenzerwald am Kaffeetisch sitzen, sind unsere Events ein Thema.
Patricia: Ich mag diese Trennung zwischen Work und Life ohnehin nicht. Ich bin Mutter von drei Töchtern im Alter von acht bis zwölf Jahren. Und ich finde es toll, dass sie live mitbekommen, wie Verena und ich mit viel Einsatz unser Unternehmen vorantreiben, dass man als Frau seinen Weg gehen und für sich auf- und einstehen kann.
Warum braucht es heute noch ein Female Future Festival?
Verena: Weil wir zwar schon weit gekommen sind, aber noch viel weiterkommen müssen. Wir möchten Frauen aufzeigen, wie sie ihre Ziele erreichen und welches Mindset es braucht, um an die Spitze zu kommen. Außerdem wollen wir Role Models präsentieren, die außergewöhnliche Karrieren aufgebaut haben.
Was war der konkrete Auslöser, das Festival zu initiieren?
Verena: Im Grunde gab es zwei Situationen, die uns dazu motiviert haben. Zum einen war ich auf der Suche nach einer Mentorin – und habe nur sehr schwer eine gefunden, weil schlichtweg keine sichtbar war. Zum anderen war Patricia auf einem Wirtschaftsevent für Frauen in Vorarlberg. Es hieß dort: „Jede zweite Gründung ist weiblich.“ Zudem wurde – leicht abwertend – gesagt: „Ihr seid schon auch wichtig.“ Da war uns klar: Wir müssen das Thema sichtbar machen – und sind losgegangen.
Woher kam das Kapital für die Gründung von w3 create?
Verena: Wir hatten keine Investoren. Anfänglich, lange bevor es das FFF gab, waren wir als Verein aufgestellt und haben vor allem Sportevents organisiert. Wir sind damals stark gewachsen und haben 2011 ein Einzelunternehmen gegründet, weil es ab einem bestimmten Punkt andere Strukturen braucht – auch um finanzielle und rechtliche Themen besser abzusichern.
Patricia: Ich wollte für unser Unternehmen bei der Bank 10.000 Euro Kredit beantragen, um eine Erstausstattung mit Laptops, Handys und Co zu besorgen. „Keine Chance“, wurde mir gesagt – weil ich kurz zuvor, als Single, eine Wohnung gekauft hatte. Letztlich haben wir die fehlende Summe aus privaten Mitteln aufgebracht.
Welche Höhen und Tiefen haben Sie als Gründerinnen erlebt?
Patricia: Einer der Höhepunkte war das erste Female Future Festival Bodensee in Bregenz im April 2019. Wir waren so begeistert von dem Feedback, dass wir gesagt haben: „Jetzt gehen wir nach Wien.“ Wir waren im gleichen Jahr im September in Wien, obwohl wir keine Netzwerke und kein Sponsoring hatten. Das war ein wenig größenwahnsinnig (lacht). Rückblickend war es eine große Lernaufgabe – und heute ist das FFF Vienna das erfolgreichste Female Future Festival, das wir veranstalten. Man sieht: Mut und Durchhaltevermögen lohnen sich.
Verena: Man muss dazu auch sagen, dass 2019 das Thema Female Empowerment noch nicht so en vogue war, wie es heute ist. Um Sponsoren zu finden, sind wir zu den innovativsten Unternehmen gegangen, weil wir dachten: Die wissen, dass das ein Zukunftsthema ist. Und was haben wir stattdessen gehört? „Solche Formate braucht es doch nicht mehr – es gibt mehr als genug für Frauen.“ Die ersten ein, zwei Jahre war es sehr hart, das Female Future Festival zu finanzieren. Das war eine echte Challenge.
Gab es weitere Tiefpunkte?
Patricia: Corona hat uns alles abverlangt. Die Auflage, dass kein Event mehr veranstaltet werden durfte, war für uns als Veranstalterinnen natürlich eine Katastrophe. Zwei Wochen lang haben wir den Kopf in den Sand gesteckt, geweint, geschrien – und sind dann wieder aufgestanden, haben uns gegenseitig gepusht und weitergemacht, unter anderem mit digitalen Events. Wir haben neben den Female Future Festivals auch alle Sportevents digital umgesetzt. Kurzum: Wir haben ein Lager angemietet und knapp 60.000 Päckchen mit Medaillen, Startnummern und Sponsoren-Goodys an Teilnehmer:innen versendet. Alles in allem waren die Corona-Jahre die größte berufliche Krise in unserem Leben – trotz des erfolgreichen Ausgangs.
Welchen wichtigen Rat würden Sie anderen Gründerinnen geben?
Patricia: Ich würde mir immer Co-Gründerinnen suchen, am besten eine Schwester, wenn man eine hat. Bei einer Gründung kommen viele Herausforderungen auf dich zu, da kann man auch manchmal schwache Momente haben. Es bestärkt, wenn man Ängste, Sorgen und Risiken teilen kann. Gemeinsam ist man stark.
Verena: Such dir dein Umfeld, das dich bis aufs Äußerste pusht. Halte dir dein Zielbild stets vor Augen – visualisiere, wohin du gelangen möchtest. Sei dir auch deines „Warum“ bewusst: Warum wird deine Idee und dein Unternehmen einen Unterschied in der Welt machen?
Wie groß ist Ihr Unternehmen heute?
Patricia: Wir haben 13 fest angestellte Mitarbeiter:innen und 2,5 Millionen Euro Umsatz in Deutschland und Österreich.
Verena: Insgesamt haben wir 22 Großveranstaltungen, neben den Festivals und Kongressen sind es Events mit Sport und Bewegung. Viele, die das Female Furure Festival kennen, meinen, wir würden allein davon leben.
Welche Visionen verfolgen Sie?
Verena: Egal in welchem Bereich, wir wollen gesellschaftlich eine Veränderung schaffen. Beim Female Future Festival sind wir die größte Plattform in der DACH-Region für Female Empowerment und Female Leadership, bringen Frauen und auch Männer zusammen. Wir inspirieren, geben neue Anstöße und werden niemals müde, das Thema zu pushen.
Patricia: Wir wollen das Female Future Festival in Deutschland weiter ausbauen und in der Schweiz noch besser und anders Fuß fassen. In Zürich waren wir bereits 2023 – und 2025 sind wir endlich wiedergekommen.
Und wie sehen Sie die Entwicklung der Frauenbewegung in den vergangenen Jahren allgemein?
Verena: Sehr differenziert. Und das ist auch ein Grund, warum wir in diesem Jahr beim FFF ein Panel veranstalten zum Thema „Von der Feministin zur Trade Wife – steckt der Feminismus fest?“
Patricia: Mir gefällt die Opferhaltung nicht, die immer wieder an den Tag gelegt wird. Ich sehe mich nicht als Opfer. Natürlich fehlt es noch an guten Strukturen, natürlich müssen Frauen immer mehr Einsatz zeigen als Männer. Aber wir haben alle Chancen: Wenn Wege versperrt sind, dann suche ich mir einen anderen Weg. Und, ich glaube, man kann mit Dankbarkeit und Demut sagen: In Deutschland und Österreich leben wir im gelobten Land, wenn ich mir die Frauenrechte weltweit anschaue.